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1244 - Die Besucher

1244 - Die Besucher

Titel: 1244 - Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Ansprache so beeind ruckt, dass er ein paar Mal nickte. Er begriff nicht mehr, dass er tatsächlich hier nach Kiltegan gehörte. Hier waren seine Wurzeln. Hier lebte er mit seiner Mutter. Hier ging er in die Schule. Aber nicht in irgendwelchen fernen und kaum zu begreifenden Welten.
    Je näher sie kamen, um so deutlicher sah er sie. Sie sahen hell aus und grau zugleich. Nackte Gestalten mit einem dünnen Körper, dünnen Armen und Beinen und hässlichen Köpfen mit ebenso hässlichen Gesichtern, die den Namen eigentlich nicht verdienten, weil sie nichts anderes als Fratzen waren. Haarlos, glänzend. Gesichter, die auf Grund der Kopfformen wie nach vorn geschoben wirkten. Kleine, abstehende Ohren. Weit geöffnete Mäuler, sehr breit, und darunter die spitzen Kinne. In den Mäulern sah er Zähne wie Stifte, und die Nasen darüber waren knochig, schmal und flach.
    Die beiden Gestalten aus dem Unbegreifbaren waren einfach eklige Figuren, die mehr an Tiere oder Monster erinnerten als an Menschen, obwohl sie sich auf zwei Beinen fortbewegten.
    Sie hatten sich aus dem Licht gelöst, ohne es völlig verlassen zu haben. Es war auch nichts zu hören, als sie gingen, und sie näherten sich zuerst dem Sarg mit der toten Greisin.
    Plötzlich strahlte das Licht wieder auf. Nur an einer bestimmten Stelle. Es war der Sarg, der diese »Feuer« fing und plötzlich einen strahlenden Glanz verbreitete.
    Unheimliche Kräfte hatten den Gegenstand übernommen, und sie griffen auch die Tote an. Etwas Schreckliches passierte, als sich die leblose Gestalt plötzlich aufrichtete, als wolle sie danach ganz aufstehen, um die offene Totenkiste zu verlassen.
    Kevin schrie zum ersten Mal auf. Er stand ungünstig und hatte das Gefühl, die Tote würde nach dem Erheben direkt auf ihn zukommen. Er hielt für einen Moment den Atem an und stand dicht davor, durchzudrehen. Aus seinem offenen Mund drangen keuchende Laute, und das Gesicht der Greisin veränderte sich noch mal. Es verzerrte sich zu einem schrecklichen Etwas, bevor die dünne Haut einfach wegrutschte und ebenso zu Staub wurde wie der gesamte Körper und mit ihm der Sarg.
    Es war vorbei. Es gab ihn nicht mehr. Er und die Tote waren von diesem anderen Licht gefressen worden und für alle Zeiten verschwunden.
    Die beiden Besucher rückten näher an Kevin heran. Er hatte gesehen, was mit dem Sarg und der Toten passiert war, und in seinem Kopf setzte sich der Gedanke fest, dass ihm das Gleiche widerfahren könnte.
    Er hörte sie wieder. Stimmen, die alles Schrille in seinem Kopf übertönten. Die in der Lage waren, mit der menschlichen Sprache umzugehen und sich an ihn wandten. »Du gehörst zu uns!«
    »Wir kennen dich!«
    »Wir haben dich schon öfter besucht und dir unsere Welt gezeigt.«
    »Wir wollten dich daran gewöhnen.«
    »Und jetzt sind wir gekommen, um dich mitzunehmen, denn du bist einer von uns.«
    Auch wenn sie von ihm eine Antwort verlangt hätten, Kevin wäre nicht in der Lage gewesen, sie zu geben. Alles war einfach zu fremd und unfassbar für ihn. Sie hatten sich beim Sprechen abgewechselt und legten nun eine kurze Pause ein, denn sie blieben vor ihm stehen, senkten ihre hässlichen Köpfe und schauten ihn an, als wollten sie ihn durch ihre bohrenden Blicke sezieren. Dem Jungen fiel auf, dass die Fremden große pupillenlose Augen hatten, die auf ihn niederglotzten. Die Augen waren nicht glatt. Sie funkelten zudem, und sie sahen aus, als wären sie aus unzähligen kleinen Teilen zusammengesetzt worden, so dass sie ein facettenartiges Muster bildeten.
    Die Pause war lang genug gewesen. Etwas bewegte sich wieder durch seinen Kopf, dann hörte er sie erneut, und was sie ihm dann sagten, erschreckte ihn zutiefst.
    »Wir werden nicht allein sein. Nicht zu dritt, sondern zu viert, denn wir nehmen deine Mutter noch mit. Auch sie kennt uns, denn sie hat uns schon mal gesehen. Wir haben sie damals geholt, und auch sie hat gedacht, dass sie auch nur geträumt hat. Aber es war kein Traum. Es ist die Wahrheit gewesen, gegen die sich deine Mutter immer wieder gewehrt hat. Ein Fehler, Kevin. Wir haben beschlossen, dass ihr zu uns gehört und zu keinem anderen.«
    Der Junge konnte nicht antworten. Er tat nichts, als die beiden ihre dünnen Arme ausstreckten und Kevin die Hände mit den langen Spinnenfingern sah. Er stellte fest, dass sie keine Nägel besaßen, und plötzlich erinnerte er sich wieder an seine Träume. Da war es ebenso gewesen. Da waren sie gekommen und hatten ihn angefasst,

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