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1248 - Das Glaslabyrinth

Titel: 1248 - Das Glaslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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reinkarniert! gab mein Extrasinn zu verstehen.
    Der Hathor sah mich so eigentümlich an, daß ich wußte, er verfolgte ähnliche Gedankengänge wie ich.
    „Jen hat mit dem Ritterwissen Harden Cooners etwas an sich, das ihn von dir und mir unterscheidet und den Fallensteller möglicherweise veranlaßte, ausgerechnet ihn in seine Falle zu locken", erklärte Tengri Lethos. „Es hat aber wenig Sinn, ohne konkrete Anhaltspunkte darüber zu spekulieren. Gravierender erscheint mir die Tatsache, daß sich der Fallensteller einer Methode bediente, die in ferner Vergangenheit von den Kontaktsuchern meines Volkes entwickelt und angewandt wurde, des Krysoptera. Das ist eine Art dimensional übergeordneter Molekülwäsche, obwohl auch diese Erklärung mehr verwirrt als klärt."
    „Krysoptera", wiederholte ich. „Noch nie gehört vorher. Aber kannst du dich nicht irren?"
    „Nein", erwiderte der Hathor. „Theoretisch wäre das natürlich möglich, aber es gibt einen Weg, die Verwendung des Krysoptera nachzuweisen. Nur die mit seiner Hilfe hergestellte einseitige Verbindung läßt sich nämlich mit dem geistigen Schwert des Diddor-Sanskari durchtrennen - und genau das habe ich getan."
    Ich erschauderte, als mir einige der Aspekte klar wurden, die sich zwangsläufig aus Tengris Erklärungen ergaben. Es schien so, als existierten außer Tengri noch andere Angehörige seines uralten Volkes - und als befände sich wenigstens eines dieser Wesen ebenfalls in der Tiefe.
    „Könnten sich auch andere Angehörige deines Volkes im Tiefenland befinden, Tengri?"
    fragte ich.
    „Ich habe selbst schon darüber nachgedacht", antwortete der Hathor. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich. Wäre es so, hätte Carfesch mich darüber informiert, als er mich beauftragte, in die Tiefe zu gehen." .
    „Bist du sicher?" erkundigte ich mich.
    „Ziemlich", gab Lethos zurück.
    Ich gab mich damit zufrieden, denn es gab dringendere Probleme zu lösen.
    „Wie fühlst du dich?" wandte ich mich an Jen. „Bist du auch ohnmächtig gewesen?"
    „Ja", antwortete der Terraner. „Aber ich fühle mich wieder kräftig genug, um aufzubrechen. Tengri hat ein wahres Wunder an mir vollbracht."
    Er richtete sich mit Tengris Unterstützung ganz auf - und da sah ich, daß der Hathor seine SEMOR-Kombination oben geöffnet und teilweise über Jens Oberkörper gezogen hatte. Sie kontrahierte und schloß sich selbsttätig, als der Kontakt zu Jen beendet wurde.
    Tengri bemerkte meinen fragenden Blick und erklärte: „Er hatte einen ziemlich starken Schock erlitten und war für einige Sekunden klinisch tot, aber der Kontakt mit der Kombination hat ihn völlig wiederhergestellt."
    Ich nickte, denn ich wußte, daß Tengris bernsteingelbe Plastikkombination beziehungsweise das Gewebe silbrig schimmernder Fäden, das sie durchzog, aus semiorganischer Substanz bestand, die in gewisser Weise lebte und auf den Träger ähnlich wie ein „Zellaktivator wirkte (nur noch vollkommener) sowie ihm physische Energie zuführte, wodurch Körperkraft und Ausdauer um ein Vielfaches gesteigert werden konnten. Es erschien mir logisch, daß dadurch auch Reanimationen und Regenerationen ermöglicht wurden.
    „Du hättest dir ruhig meinen Aktivator ausleihen können", meinte ich. „Er eignet sich auch recht gut dazu und hätte zusammen mit Jens Aktivator vermutlich dasselbe bewirkt."
    „Dann wärst du jetzt tot", erwiderte Tengri ernst. „Auch du warst unter dem Schock nämlich vollständig weggetreten. Seltsamerweise hast du in diesem Zustand gelächelt, obwohl deine Gehirnfunktionen nicht mehr meßbar gewesen waren."
    „Gelächelt?" echote ich verwundert. Im nächsten Augenblick kehrte auch diese Erinnerung wieder zurück.
    Ich sah mich abermals auf einer Bahre aus schimmerndem Metall liegen, die auf einem Podest in einer riesigen Kuppelhalle stand - und ich erlebte in meinem Bewußtsein zahllose fremdartige Wesen, die Friedfertigkeit, Nächstenliebe und Zuversicht in einem vorher nie erlebten Maß ausstrahlten.
    „Wenn es ein Jenseits gibt, in das die Gedanken und Gefühle der Verstorbenen fliehen, dann war ich dort", flüsterte ich unter dem überwältigenden Eindruck dieser Erinnerung.
    Tengri Lethos-Terakdschans Gesicht verschloß sich förmlich von einer Sekunde zur anderen. Ich mußte daran denken, daß die beiden Bewußtseine, die den Projektionskörper Tengris bewohnten, mehr Erfahrungen gesammelt hatten als ich mir auch nur im entferntesten vorzustellen vermochte. Wahrscheinlich

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