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1249 - Bibliothek des Grauens

1249 - Bibliothek des Grauens

Titel: 1249 - Bibliothek des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blickwinkel.
    Es konnte durchaus sein, dass er sich nicht geirrt hatte. Hier gab es etwas, und dieses Etwas schreckte auch vor einem Mord nicht zurück.
    Dann musste Sir Ronald Asher aber gewusst haben, was hier vorging. Keine Tat ohne Motive. Möglicherweise hatte er sogar zu viel gewusst und dies mit seinem Leben bezahlt.
    Und wie stand es mit den anderen Mitgliedern seiner Familie?
    Mit seinem Sohn und der Schwiegertochter? Waren auch sie eingeweiht worden oder gehörten sie zu den Ahnungslosen in der Familie?
    Nicht Donald Asher. Ich kannte ihn nicht besonders, aber ich traute ihm alles zu.
    Mit einem letzten Blick zurück in das Halbdunkel verließ ich den Raum und ging wieder auf die Treppe zu. Automatisch bemühte ich mich, so leise wie möglich aufzutreten, um irgendwelche anderen Geräusche wahrzunehmen.
    So hörte ich die Stimmen wieder.
    Sie schwebten vor und über mir. Sie lachten, sie flüsterten, sie stöhnten, und ich rechnete sogar damit, dass sich diejenigen als geisterhafte Schattengestalten zeigten, denen die Stimmen gehörten.
    Sie waren in der Nähe, aber mein Kreuz blieb kalt.
    Vor der Treppe hielt ich an.
    Ich schaute mich um.
    Keiner zu sehen.
    Aber das Flüstern umwehte mich noch, als wollte es um meinen Kopf herum einen akustischen Kranz flechten.
    Stimmen können Menschen in den Wahnsinn treiben. Bei mir würde das nicht klappen. Deswegen waren sie wohl nicht aufgeklungen. Sie wollten mir nur zeigen, wer der Chef in diesem Haus war. Nicht die Menschen, sondern die Geister.
    Also konnte ich davon ausgehen, mich in einem Geisterhaus zu befinden.
    Ich ging weiter.
    Die Stimmen blieben. Sie verfolgten mich. Sie wehten über die Treppe hinweg, die ich mit recht schnellen Schritten hinter mich brachte, um wieder die Ebene zu erreichen, auf der sich auch mein Zimmer befand. Ich wollte kurz hineingehen und mich dann draußen umschauen.
    Die letzten beiden Stufen übersprang ich, kam normal auf und schrie leise auf.
    Wie aus dem Boden gewachsen stand eine Gestalt vor mir!
    ***
    Es war kein Geist, und es war kein Wesen, zu dem die Stimmen gepasst hätten. Es war ein normaler Mensch, der etwas trocken lachte und sich dann entschuldigte.
    »Habe ich Sie erschreckt?«
    »Davon können Sie ausgehen.«
    »Das passiert in diesem Haus leicht. Davon müssen Sie ausgehen.«
    Wir standen beide im Licht des Flurs, und der Mann streckte mir seine rechte Hand entgegen. »Sie müssen John Sinclair sein, von dem mir mein alter Freund Donald erzählt hat.«
    »Stimmt. Dann sind Sie Dominic Trenton?«
    »Bingo.« Er grinste mich breit an. »Wir beide gehören zu den Typen, die sich nicht scheuen, die alte Bude hier als Herberge zu benutzen.« Er nickte. »Es ist toll, dass ich nicht mehr allein hier wohne. Auf die Dauer gesehen ist es schon recht langweilig.«
    »Wenn Sie das sagen, Mr. Trenton.«
    »Ach, sagen Sie doch Nic. Der lange Name gefällt mir nicht. Ich bin Nic Trenton. Und Sie müssen John Sinclair sein, der etwas über die Familie Asher schreiben will.«
    Ich gab mich ein wenig zurückhaltend. »Nicht unbedingt schreiben, Nic. Ich habe mich hier eingenistet, um zu recherchieren. Zunächst mal hat Donald mich darum gebeten. Er möchte seine Familienchronik mal aufgearbeitet haben.«
    »Da sind Sie allerdings zu einem tragischen Zeitpunkt hier erschienen, John.«
    »Sie sprechen den Tod des alten Asher an?«
    »Genau den meine ich. Sir Ronald hätte Ihnen bestimmt sehr bei den Recherchen helfen können. Aber jetzt ist er tot - leider. Irgendwann erwischt es jeden von uns.«
    »Das ist eine Tatsache. Es kommt nur darauf an, wie man stirbt. Bei Sir Ronald ist das noch nicht richtig geklärt worden. Habe ich zumindest gehört.«
    »Ein Unfall.«
    »Oder mehr?«
    »Denken Sie an Mord?«, fragte Trenton leise.
    »Das habe ich nicht gesagt, aber ausschließen sollte man wohl nichts - oder?«
    »Nein, das nicht.« Er hatte die Antwort sehr ernst gegeben, dann lachte er plötzlich. »Wissen Sie was, John, lassen Sie uns auf mein Zimmer gehen und einen guten Schluck zu uns nehmen. Ich habe einen besonderen Whisky, der Ihnen sicherlich schmecken wird. Sie trinken doch Whisky? Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Dann los.«
    Sein Zimmer war größer als meines, und Trenton hatte es als Arbeitszimmer eingerichtet. In der Mitte stand ein Schreibtisch. Dort sah ich einen Laptop, einen Drucker, jede Menge Bücher und Papier, auch verschiedene Stifte und eine Lampe, deren großer Schirm das Licht

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