125 - Die Stunde der Wölfe
mit Feinden macht Mortimer Kull kurzen Prozeß. Leider kann ihm das niemand nachweisen.«
»Habe ich Ihr Okay?« fragte Loretta.
»Nein Loretta, seien Sie vernünftig, hören Sie dieses eine Mal auf mich. Ich meine es gut mit Ihnen…«
»Ach, Sam, Sie wissen doch, daß ich meinen Willen immer durchsetze, also was soll das?«
»Kull ist imstande und schickt uns eine Bombe in die Redaktion.«
»Ach, das ist der wahre Grund. Sie haben nicht um mich, sondern um sich selbst Angst.«
»Das ist nicht wahr. Fangen Sie jetzt nicht bloß wieder damit an, mir das Wort im Mund umzudrehen. Darin sind Sie ja eine wahre Meisterin.«
»Geben Sie mir grünes Licht, und ich lasse Sie sofort in Ruhe«, sagte Loretta Falk.
»Nein!« erwiderte Sam Farrell energisch.
Eine halbe Stunde später hatte ihn Loretta aber dann doch soweit. Er raufte sich die Haare und stöhnte: »Wenn Ihnen etwas zustößt, verzeihe ich mir das nie.«
Seither zog Loretta alle Register, um eine Spur von Mortimer Kull zu finden. Sie recherchierte Tag und Nacht, gönnte sich nur wenig Schlaf, fiel abends todmüde ins Bett und war frühmorgens schon wieder auf den Beinen - und ihr Eifer lohnte sich.
Sie fand heraus, daß es nördlich von Southend On Sea ein mysteriöses Camp gab. Wolfscamp nannten es die Menschen im nahen Dorf, und man erzählte ihr unheimliche Geschichten über Höllenwölfe, die Loretta Falk jedoch für erfunden hielt.
Tagelang trieb sie sich in der Nähe des großen, scharf bewachten Areals herum. Sie kletterte auf Bäume und schoß mit ihrer Tele-Kamera viele Fotos vom Camp, und einige Male bekam sie auch Professor Mortimer Kull vor die Linse.
Was in diesem Camp getan wurde, entzog sich Lorettas Kenntnis. Man munkelte von einer streng geheimen Forschungsarbeit, von einer neuen, revolutionierenden Mikro-Chip-Generation, doch etwas Konkretes erfuhr Loretta Falk trotz intensivsten Bemühens nicht.
Es gelang ihr auch nicht, sich an einen Mann heranzumachen, der im Camp arbeitete, denn seit sie das Wolfscamp beobachtete, hatte es noch niemand verlassen.
Sie zermarterte sich ihren hübschen Kopf, mit welchem Trick sie es schaffen konnte, in das Camp zu gelangen. Ihr fiel nichts ein.
In dieser Nacht - noch bevor Bob Baxter und Richard Spound ein Loch in den Stacheldrahtzaun schnitten - verließ Mortimer Kull in einer schwarzen Limousine das Wolfscamp, Die Limousine nahm Kurs auf London, und Loretta Falk folgte ihr, ohne daß man sie bemerkte. So erreichte sie mit Kull den Themsehafen, und sie gelangte über eine Leiter auf das Dach eines Lagerschuppens, von wo aus sie gleich wieder eine Menge Bilder schoß. In ihrer Kamera befand sich der lichtempfindlichste Film, der derzeit auf dem Markt war. Damit konnte man sogar noch in stockdunkler Nacht von einem Neger ein gestochen scharfes Porträt machen.
Aber Kulls Männer waren wachsam.
Plötzlich war einer auf dem Dach und riß Loretta Falk hoch.
***
Sie war in Karate ausgebildet, das war ihr schon einige Male sehr nützlich gewesen. Das dunkelhaarige Mädchen im schwarzen Nappalederanzug wirbelte herum und traf den OdS-Mann mit dem gestreckten Bein. Er taumelte zurück.
Loretta setzte nicht nach, sondern versuchte die Leiter zu erreichen. Sie war schnell wie eine Gazelle. Der OdS-Mann hätte sie nicht eingeholt, doch kurz bevor sie bei der Leiter anlangte, tauchte dort ein zweiter Mann auf.
Er sprang auf das Dach, und Loretta lief ihm direkt in die Arme. Er hielt sie sofort fest, aber in manchen Situationen waren Männer leichter auszuschalten als Frauen.
Lorettas Knie schnellte hoch.
Der Mann stöhnte auf und ließ sie los.
Loretta war wieder frei, doch die wiedergewonnene Freiheit trug keine Früchte, denn der zweite OdS-Mann richtete seine Pistole auf ihre Brust, und seine Miene ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß er abgedrückt hätte, wenn sie auch nur mit der Wimper gezuckt hätte.
»Na schön«, sagte sie keuchend. »Ich ergebe mich.«
Der Mann, den sie mit dem Knie schmerzhaft getroffen hatte, gab ihr eine Ohrfeige. »Luder!« fauchte er.
»Laß sie!« sagte der andere. »Wir bringen sie zu Kull.«
Loretta mußte die Leiter hinunterklettern. Die Männer nahmen sie in die Mitte. Dennoch versuchte sie noch einmal auszurücken, doch die OdS-Gangster krallten sie sich gleich wieder und hielten sie fest. Sie lieferten die Journalistin bei Kull ab.
Wieder erschien ganz kurz dieses violette Blitzen in seinen Augen. Die Männer berichteten, wo sie dieses Mädchen
Weitere Kostenlose Bücher