125 - Im Netz der Todesspinnen
nicht. Ich spüre eine seltsame Ausstrahlung. Es ist alles so leblos hier."
Er hatte recht. Kein Laut war zu hören. Ich starrte den grünen Himmel an, konnte aber nichts Verdächtiges sehen. Es war mir, als würde eine riesige magische Glocke über dem ganzen Gebiet hängen.
„Ich gehe da nicht hindurch", sagte Coco. „Das sieht mir nach einer Falle aus."
„Dieser Meinung bin ich auch", stellte ich fest. „Wir gehen um das Spinnennetz herum."
„Das ist unnötige Zeitverschwendung", knurrte Lillom.
„Ich bin ebenfalls dafür, daß wir die Felsnadeln umgehen", schaltete sich Olivaro ein.
Lillom warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Wir halten dich nicht auf, Lillom", sagte ich spöttisch und zeigte auf das Spinnennetz. „Du kannst ruhig allein weitergehen."
Der Psycho überlegte einen Augenblick, fauchte wütend und schloß sich uns an.
Wir schritten auf die nächste Felsnadel zu. Noch immer rührte sich nichts, aber langsam begann das gewaltige Spinnennetz zu vibrieren.
Ich spürte die drohende Gefahr fast körperlich. Unwillkürlich griff ich nach dem Ys-Spiegel und stellte Kontakt mit Gene her. Ich wollte sofort handeln können, falls sich etwas Ungewöhnliches ereignen sollte.
Doch nichts geschah. Wir erreichten die zweite Felsnadel und gingen rasch weiter.
Das Spinnennetz bewegte sich jetzt stärker, so als würde es von einem starken Windstoß durchgerüttelt werden; doch es war völlig windstill.
Fasziniert blickte ich das riesige Netz an.
„Gefahr!" brüllte Olivaro auf einmal, und ich sah ihn an.
Er war stehengeblieben und blickte über die Ebene.
Eine rot glühende Wolke raste einen Meter über der Erde auf uns zu. Bevor ich noch etwas unternehmen konnte, war sie heran und hüllte uns ein und riß uns mit sich. Verzweifelt umklammerte ich den Ys-Spiegel. Ich konnte nichts sehen und im Augenblick auch nichts unternehmen. Schwer fiel ich zu Boden und blieb ein paar Sekunden halb bewußtlos liegen. Dann sprang ich auf und blickte mich um. Der rote Nebel hüllte mich ein. Noch immer konnte ich nichts sehen.
„Coco!" brüllte ich. Doch ich bekam keine Antwort. „Olivaro!" Auch er meldete sich nicht.
So rasch ich konnte, lief ich los. Nach wenigen Metern wurde der rote Nebel schwächer. Keuchend lief ich weiter, und plötzlich war der Nebel verschwunden.
Ich hob den Kopf. Über mir hing bedrohlich das gewaltige Spinnennetz. Entsetzt wich ich einen Schritt zurück. Mannsgroße Spinnen eilten auf den seildicken Fäden auf mich zu. Die behaarten Körper waren ziemlich fett; die acht behaarten Beine wirkten im Verhältnis dazu relativ klein; und auf den häßlichen Leibern saßen Fledermausköpfe.
Blitzschnell drehte ich mich um. Über der roten Wolke hingen drei Fledermausspinnen. Eine ließ sich auf einen dicken Faden fallen. Aus dem Fledermausmaul tropfte eine durchsichtige Flüssigkeit, die einen armdicken Faden bildete, der in der roten Wolke verschwand. Es dauerte nur wenige Sekunden, und der Faden wurde hochgezogen.
Meine Augen weiteten sich, als ich Coco sah, die bewußtlos war. Der Faden hatte sich um ihre Hüften geschlungen. Sie wurde rasch hochgezogen.
„Gene!" brüllte ich. „Gene, du mußt mir helfen!"
Gene schaltete die Kreissäge ab. Dorian Hunter hatte ihm befohlen, in der Nähe der Geräte zu bleiben.
„Die Verbindung mit Dorian Hunter ist wieder unterbrochen", sagte Gene und blickte seinen Freund an. „Er hat mir aber befohlen, daß ich in der Werkstatt bleiben soll."
Frank nickte nachdenklich; er runzelte die Stirn und strich sich über das Kinn.
„Hast du schon mal versucht, dich über einen Befehl Dorian Hunters hinwegzusetzen?"
„Nein, das kann ich nicht."
„Versuch es mal, Gene!"
„Ich darf es nicht tun", sagte Gene tonlos.
„Wer ist denn dieser Dorian Hunter, daß er dir die unsinnigsten Befehle erteilen darf? Wehre dich gegen ihn, Gene! Du mußt dagegen ankämpfen! Ich meine es nur gut mit dir. Versuche es wenigstens einmal!"
Gene biß sich auf die Lippen. Er überlegte kurz. Frank hatte recht. Ein Versuch konnte nicht schaden. Vielleicht gelang es ihm tatsächlich, für immer die Verbindung mit Dorian Hunter zu unterbrechen.
Langsam ging er auf die Tür zu. Fünf Schritte lang geschah gar nichts, doch dann wurden seine Bewegungen schwächer, und schließlich blieb er stehen. Er blickte sich um und starrte seinen Freund an. Schweiß stand auf Genes Stirn.
„Geh weiter, Gene!" sagte Frank drängend.
Gene hob den rechten Fuß, beugte sich
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