125 - Im Netz der Todesspinnen
vor und prallte zurück.
„Ich kann nicht", flüsterte er. „Ich kann nicht weitergehen. Eine unsichtbare Kraft hält mich zurück."
„Warte! Ich helfe dir", sagte Frank.
Er trat an seinen Freund heran, packte ihn an der Schulter und riß ihn ein Stück vorwärts. Gene heulte gequält auf.
„Nicht! Bitte, Frank, laß mich los! Bitte!"
Doch Frank hörte nicht auf ihn; er zerrte ihn mit sich. Gene schlug mit den Fäusten um sich, riß sich los und lief zurück in die Werkstatt.
Frank blickte ihn grimmig an. „Es muß eine Möglichkeit geben, daß wir die Verbindung unterbrechen, Gene."
„Schon möglich", flüsterte Gene und setzte sich nieder. „Im Augenblick will ich aber nur schlafen." Er lehnte sich bequem zurück, schloß die Augen, und Sekunden später schnarchte er.
Frank ging unruhig in der Werkstatt auf und ab. Er überlegte fieberhaft, wie er seinem Freund helfen konnte. Doch so sehr er auch nachdachte, ihm fiel keine Lösung ein. Schließlich setzte er sich auch auf einen Stuhl und döste ein.
Am frühen Nachmittag wachten die beiden auf.
„Hast du irgend etwas von Dorian Hunter gehört, Gene?"
Gene schüttelte den Kopf und gähnte ausgiebig. „Ich fühle mich gerädert."
„Mir geht es auch nicht besser", sagte Frank und grinste schwach. „Ich werde uns mal etwas Eßbares besorgen."
Ein paar Minuten später kam er mit einem Teller voll Sandwiches und ein paar Flaschen Bier zurück. Schweigend aßen und tranken sie.
Gene stellte die Bierflasche plötzlich auf den Boden, und sein Gesicht wurde ausdruckslos. Interessiert stand Frank Seed auf. Er ahnte, daß sich Dorian Hunter wieder mit Gene in Verbindung gesetzt hatte.
„Ein Schwert!" keuchte Gene plötzlich, „oder einen scharfen Dolch! Vielleicht auch ein Messer!" „Ein Degen vielleicht?" fragte Frank.
„Geht auch", keuchte Gene.
„Komm mit!" rief Frank. „Im Arbeitszimmer meines Vaters hängen zwei Degen hinter dem Schreibtisch."
Frank lief voraus, und Gene folgte ihm. Das Arbeitszimmer von Franks Vater lag im Erdgeschoß. Gene lief auf den Schreibtisch zu, riß einen Degen aus der Scheide und hielt ihn hoch, dann wirbelte er ihn über dem Kopf durch die Luft.
Coco schwebte bereits fünf Meter über dem Boden. Immer mehr Spinnen krochen auf uns zu. Von Olivaro und Lillom sah ich nichts. Wahrscheinlich befanden sie sich noch in der roten Wolke und waren bewußtlos.
Endlich hatte Gene den Degen erreicht. Er wirbelte ihn über dem Kopf durch die Luft, und ich richtete den Ys-Spiegel auf die Spinne, die Coco mit den durchsichtigen, klebrigen Fäden festhielt.
Der Leib der Spinne wurde in zwei Teile getrennt und das Spinnennetz zerriß an ein paar Stellen. Langsam schwebte die noch immer bewußtlose Coco zu Boden. Ich sprang einen Schritt zur Seite und drehte den Spiegel.
Ein halbes Dutzend Spinnen tötete ich auf diese Weise und richtete eine ziemliche Verwüstung im Spinnennetz an.
Coco lag jetzt auf dem Boden, und ich atmete erleichtert auf, drehte mich um, duckte mich, kam aber zu spät. Eine der großen Spinnen hatte sich einfach fallen gelassen und landete auf meinem Rücken. Ich ging in die Knie, bewegte den Ys-Spiegel dabei und köpfte eine weitere Spinne.
Die acht Beine der Spinne verkrallten sich in meinem Rücken. Ich versuchte das Biest abzuschütteln, doch das gelang mir nicht. Panik stieg in mir hoch.
„Hör mit dem Herumschlagen auf, Gene!" befahl ich.
Ich hatte Angst, daß ich durch eine zufällige Drehung des Spiegels Coco den Leib spaltete.
Für mich war das vordringlichste Problem, die Spinne auf meinem Rücken loszuwerden. Aber das war nicht so einfach, denn den Ys-Spiegel konnte ich nicht gegen sie anwenden.
Coco bewegte sich und stand auf.
„Hilf mir, Coco!" schrie ich ihr zu.
Ich warf mich einfach auf den Rücken und hoffte, die Spinne zu erdrücken. Doch mein Versuch mißlang. Die Spinne war nicht so leicht zu töten.
„Vorsicht, Coco!" brüllte ich.
Ein armdicker Faden schoß auf sie zu und schlang sich um ihren Hals. Verzweifelt versuchte sie den klebrigen Faden abzuschütteln, doch ohne Erfolg. Ein weiterer Faden schlang sich um ihre Brust und riß sie wieder hoch.
Ich warf mich zur Seite. Fäden glitten über meinen Oberkörper. Es war hoffnungslos. Ich konnte mich nicht befreien. Immer mehr der klebrigen Fäden wurden um meinen Körper geschlungen. Sie wurden innerhalb weniger Augenblick glashart. Es dauerte kaum eine halbe Minute, und mein Körper war bis zum Hals mit den
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