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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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integriert. Kerzen, deren Dochte noch mit keinem Feuer in Berührung gekommen waren. Pflanzen, die aus Kübeln hervorragten. Frische Blumen, die in großen Metallvasen steckten, und eine Anzahl von Stühlen, die allesamt in eine Richtung ausgerichtet waren. Wer hier saß, der musste nach vorn schauen. Der wurde praktisch gezwungen, sich mit dem Mittelpunkt der Kapelle auseinander zu setzen, denn das war der Sarg aus braunem Holz, der auf einer rechteckigen Platte stand.
    Dave Frost bemerkte Paines Blick, der recht starr geworden war. Er sah auch, wie unbeweglich der Mann auf der Stelle stand und stur auf den Sarg schaute. Selbst der Hund bewegte sich nicht. Beide schienen auch das Atmen vergessen zu haben.
    Frost kam langsam näher. Auf dem glatten Steinboden waren nur seine Schritte zu hören, die leise Echos hinterließen. Neben Paine blieb der Mann stehen. So dicht, dass der Förster das Rasierwasser des anderen riechen konnte.
    »Ein Schock?«
    »Es geht.«
    »Bedenken Sie, wo Sie sich hier befinden. Es ist eine Stätte der Andacht, der Besinnung und des Abschieds. Man mag Särge mögen oder nicht, aber sie erfüllen ihren Zweck.«
    »Ich weiß.«
    Frost streckte seinen rechten Arm aus. »Sehen Sie die Plattform, auf dem der Sarg steht?«
    »Sicher.«
    »Das ist eine Art Hebebühne. Auf einen Knopfdruck hin kann der Sarg mit dem Verstorbenen in den Keller gesenkt werden, bis er direkt vor den Öfen landet. Es läuft durch die Hydraulik alles sehr sanft ab. Die Zurückgeblieben schauen zu. Es ist oftmals noch feierlicher als auf einem normalen Friedhof.«
    Der Förster holte tief Luft. Im Augenblick war er durcheinander. Er wusste keine Frage zu stellen. Ihm kam alles so fremd und schrecklich vor. Wie aus dem normalen Leben herausgezogen. Die Umgebung interessierte ihn nicht mehr. Er konnte eigentlich nur den Sarg sehen, denn er nahm sein gesamtes Blickfeld ein.
    »Bitte, Mr. Paine, Sie sind zu mir gekommen. Ich habe nicht sehr viel Zeit, denn ich erwarte einen Bus mit Besuchern. Welcher Grund führt Sie zu mir? Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Die Worte waren zwar an Dicks Ohren gedrungen, doch er hatte sie wahrgenommen wie aus weiter Ferne. Er musste sich schon hart zusammenreißen, um endlich eine Antwort geben zu können.
    »Es ist etwas passiert, bei dem Sie unter Umständen zur Aufklärung beitragen können, Mr. Frost.«
    »Gern. Ich höre.«
    Dick Paine drehte dem Bestatter sein Gesicht zu. Er wollte ihn anschauen. »Es geht nicht direkt um Ihren Betrieb hier, aber indirekt schon, denke ich.«
    »Und wieso?«
    Der Förster runzelte die Stirn. »Sie kennen den Hang außerhalb Ihres Krematoriums?«
    »Ja, das ist eine etwas wilde Gegend.«
    »Stimmt. Und Sie können sich auch an die Unwetter der vergangenen Wochen erinnern?«
    »Wer kann das nicht? Es kam eine Schlammlawine herab, die fast den Ort erreicht hätte.«
    »Es war nicht die Einzige?«
    »Ach. Tatsächlich?«
    »Ja, es gab noch eine zweite. Die löste sich vom Hang hier in der Nähe. Dabei wurde eine alte Eiche von einem Blitzschlag getroffen und geteilt. Sie kippte nicht völlig um. Trotzdem hat die Wucht das Wurzelwerk zum Teil aus dem Erdreich gerissen und auch den Boden stark und tief aufgewühlt.«
    Frost gab seinem Bedauern durch ein Achselzucken Ausdruck. »Das bleibt wohl nicht aus, denke ich.«
    »Stimmt.« Paine holte tief Luft. »Nur die Folgen können keinem gefallen.«
    »Welche Folgen?«
    »Das Erdreich hat Leichen frei gelegt, die zum Großteil schon verwest waren. Sie haben also schon länger im Boden gelegen, und das nicht auf dem Friedhof, der ein ganzes Stück davon entfernt ist. Das ist genau mein Problem, Mr. Frost.«
    Der Angesprochene sagte zunächst nichts. Er stand unbeweglich auf der Stelle, schaute sein Gegenüber an und hob mit einer arroganten Bewegung die Augenbrauen.
    »Ich warte auf Ihren Kommentar, Mr. Frost.«
    »Klar, das ist Ihr gutes Recht. Nur muss ich Sie fragen, was habe ich damit zu tun?«
    »Sie sind jemand, der sich mit Leichen beruflich beschäftigt.«
    »Ja.« Frost nahm seine Hände hinter dem Rücken weg, damit er sichtbar den rechten Zeigefinger heben konnte. »Das stimmt schon, Mr. Paine, das ist alles in Ordnung. Nur vergessen Sie, dass ich die Toten kremiere und nicht begrabe. Das ist eben der große Unterschied. Was sollte ich mit den jetzt frei gelegten Leichen zu tun haben?«
    »Sie sind die Anlaufstation. Ihnen bringt man die Leichen, verstehen Sie? Und ich…«
    »Sie denken falsch, Paine. Ich

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