1258 - Der Leichen-Skandal
sah. Das kalte Lächeln sagte ihm alles. Es war das Gefühl eines Mannes, der sich darauf freute, einen Menschen in den Tod schicken zu können.
Nahezu vorsichtig legte er den Deckel ab. Er richtete sich wieder auf und griff nach dem Gewehr. Also doch eine Kugel!, dachte Dick.
Er irrte sich. Dave Frost nahm das Gewehr und legte es in das Unterteil des Sargs hinein. Dann drehte er sich wieder um und ging auf den bewegungslosen Förster zu, der alles sah, sich aber nicht bewegen konnte. Mochte der Teufel wissen, was Frost mit ihm angestellt hatte.
Er kam zu ihm. Zwei Sekunden blieb er vor ihm stehen, dann bückte er sich. Das kalte, den Tod versprechende Lächeln blieb auf seinen Lippen wie angeklebt. Mit beiden Händen griff er zu, und es sah mühelos aus, wie er Dick Paine in die Höhe zog.
Er stellte ihn auf die Füße und schaute ihm dabei ins Gesicht. Langsam schüttelte er den Kopf. »Du hast nicht die geringste Chance, mein Freund. Deine Uhr ist abgelaufen. Neugierde ist oft tödlich.«
Dick Paine wollte zumindest etwas sagen, weil er sich körperlich nicht wehren konnte. Auch das schaffte er nicht. Er bewegte sich nicht, als ihn Frost auf die Plattform mit dem Sarg zuschleifte.
»In wenigen Minuten bist du auf dem Weg nach unten, mein Freund. Dann packt dich das Gas.«
Direkt an der Plattform wurde Paine in die Höhe gehievt und dann gekippt, sodass er rücklings wie ein Kind auf Frosts Armen lag.
Der Förster sah jetzt klarer. Auch die Schmerzen in seinem Kopf explodierten nicht mehr. Sie hielten sich auf einen Ort begrenzt, und doch war er nicht in der Lage, sich gegen das verdammte Übel zu wehren.
Frost stieg mit ihm auf die Plattform. Einen Augenblick später schwebte die Gestalt des Försters über der Sargöffnung. Sehr langsam wurde er nach unten gedrückt und erreichte sehr bald den unteren Teil des Sargs, auf dem er liegen blieb.
Frost ließ ihn los. Er ging noch nicht weg, sondern blieb stehen, das Gesicht über den Sarg gebeugt.
»Dein Gewehr lasse ich dir als vorletzte Beigabe. Die letzte kommt noch. Warte einen Moment.«
Paine hatte alles genau gehört. Er wurde wieder allein gelassen, aber er war so durcheinander, dass er die letzten Worte des Mannes nicht richtig begriffen hatte.
Auch mit seinem Gehör war nicht mehr alles in Ordnung. Er nahm die Geräusche zwar wahr, aber nur gedämpft und vernahm dann das leise Lachen des Mannes.
Ein Schatten fiel auf ihn. Frost stand neben dem Sarg. Er schaute hinab und direkt in das Gesicht des Försters.
»Hier, deine letzte Beigabe, du Umwelt-Papst.« Er drehte sich etwas und streckte dabei seine Arme vor. Zwischen den Händen hielt er den toten Hund!
Dick Paine hätte schreien können. Tränen schossen ihm in die Augen. Mehr passierte nicht. Er zitterte. Er schlug mit den Hacken gegen den harten Boden und hörte sich selbst schluchzen.
Der Hund schwebte genau über seiner Körpermitte und wurde losgelassen. Das tote Tier konnte das Ziel nicht verfehlen. Es landete auf dem Bauch des Mannes, der diesen Treffer so hart spürte, dass wieder Stiche durch seinen Kopf rasten.
Es verstrichen Sekunden, bis er normal sehen konnte. Rowdy lag noch immer auf ihm und war auch nicht zur Seite gerutscht. Sein Kopf war zur Seite gedreht, sodass Dick Paine direkt in dessen von der Kugel zerstörtes Gesicht schaute. Ein Auge war ausgelaufen, und über sich hörte er das Lachen.
Frost hatte bereits nach dem Deckel gegriffen. Noch schwebte er wie ein Todesengel über dem Unterteil des Sargs, aber er würde sich bald senken und die verfluchte Dunkelheit bringen, die dann übergangslos in die absolute Schwärze des Todes überging.
Dick Paine konnte nicht mal schreien. Er wusste selbst nicht, was mit seiner Stimme los war. Er sah nur, wie der Deckel näher und näher herabschwebte, und er sah auch das widerliche und feist grinsende Gesicht des Dave Frost.
Vielleicht noch eine halbe Armlänge, und Dick würde nie mehr das Licht der Welt sehen.
Plötzlich stoppte Frost. Er hielt den Deckel fest. Er drehte den Kopf und schaute zurück. Aus dem Hintergrund der Kapelle hörte auch Dick Paine eine ihm fremde Männerstimme. Was der Mann sagte, verstand der Förster nicht, aber er bekam die Antwort mit.
»Verdammt, die sind eine halbe Stunde zu früh!«
»Soll ich sie warten lassen?«
»Nein, lass sie rein. Ich verschiebe das Verbrennen hier auf später, wenn sie wieder gegangen sind.«
»Gut, Dave. Wer ist das?«
»Ach, so ein kleiner Zufallsschnüffler. Er
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