1262 - Die Sauger
Nichts wies auf die Sauger hin. Frische Fußspuren zeichneten sich ebenfalls nicht am Boden ab. Er ging davon aus, dass sich sein Freund John in dieser Bude nicht umgesehen hatte, die Suko jetzt verließ. Aber auch Obdachlose hatten sich hier nicht häuslich niedergelassen.
Es fehlten einfach Anzeichen darauf.
Er blieb für einen Moment draußen vor der Tür stehen und warf wieder einen misstrauischen Blick in die Runde. Suko glaubte einfach daran, dass er sich auf der richtigen Spur befand.
Er nahm sich die zweite Baubude vor. Sie glich der ersten wie ein Ei dem anderen und besaß ebenfalls schmale Fenster, die sich im oberen Drittel der Wände abzeichneten.
Diese Tür war ebenfalls nicht abgeschlossen worden. Wieder musste Suko sie aufzerren und hatte den Fuß noch nicht über die Schwelle gesetzt, da wusste er, dass etwas passiert war.
Er hatte noch nichts gesehen, es war einfach das Gefühl, das ihn erfasste.
Die Bude sah fast aus wie die andere. Der Tisch, zwei Bänke, aber keine Plakate an den Wänden.
Nur etwas war anders.
Dicht vor ihm lag eine blutige Masse. Es war ein Hund, dem jemand fast den Kopf abgerissen hatte.
Der Anblick war für Suko ein Schock. Er hatte den Beweis bekommen, wie grausam der unsichtbare Feind vorging, und als er sich bückte, um sich den Kadaver genauer anzuschauen, da stellte er fest, dass der Hals zerbissen worden war, bevor man versucht hatte, den Kopf abzureißen. Er konnte aber auch mit einem scharfen Gegenstand fast abgetrennt worden sein.
Suko stieg über die Tierleiche hinweg. Er hatte das Gefühl, dass es nicht alles war, was es in dieser Bude zu entdecken gab.
Erst jetzt fielen ihm die schmalen Spinde auf. Sie standen im toten Winkel der Tür und lagen rechts von ihm. Es waren nur vier und keine der Türen war geschlossen. Alle standen offen, aber nur einen Spalt, sodass Suko nicht hineinschauen konnte.
Er zerrte die erste Tür auf und hielt dabei genügend Abstand, weil er mit allem rechnete.
Auf dem Spindboden lagen alte Lumpen. Kleidungsstücke, die niemand mehr brauchte.
Die zweite Tür war an der Reihe. Nach einem Ruck stand auch sie offen. Suko schaute in den Spind - und zuckte zurück. Eingezwängt in den engen Kasten stand ein Toter und glotzte ihn aus leeren Augen an…
***
Suko hörte ein leicht zischendes Geräusch. Es war der eigene Atem, der aus seiner Nase strömte.
Plötzlich wurde es in dieser verdammten Bude noch kälter. Sein Herz klopfte schneller. Im Kopf lag ein starker Druck, und er hatte das Gefühl, als wäre seine Kehle zugedreht worden.
Der Tote sah nicht aus wie ein Bauarbeiter. Eher wie ein Obdachloser. Ihm hatte vielleicht der Hund gehört, dessen Kadaver Suko in der ersten Baubude gefunden hatte.
Man hatte den Toten regelrecht in den Spind hineingedrückt und dort festgeklemmt. Wäre das nicht geschehen, dann wäre er längst zusammengebrochen.
Der Tote war nur mit einem Hemd und mit einer schmutzigen Hose bekleidet. Das Hemd war aufgerissen worden. Jemand hatte daran Interesse gezeigt, die Brust teilweise frei zu legen und den Hals ebenfalls.
Suko schaute sich die Brust an, auf der ein dunkler Pelz aus Haaren wuchs. Dort waren keine Spuren zu sehen. Keine Wunde, kein Blut. Es gab auch kein Einschussloch, der Mann war auf eine andere Art Lind Weise ums Leben gekommen. Oder er war in ein untotes Dasein geschickt worden, auch das war möglich.
Der Kopf lag etwas schief und zur rechten Seite hingedrückt. So konnte Suko sich auf die linke konzentrieren, und genau dort fand er das, was er suchte.
Zwei Rötungen, die aussahen wie Pickel. Sie lagen dicht nebeneinander, und dieser Abstand war dem Inspektor verdammt gut bekannt. So sah ein Hals nur aus, wenn ein Vampir zugebissen hatte.
Der Sauger?
Genau jetzt begannen Sukos Zweifel. Die Sauger waren nicht mit den normalen Vampiren zu vergleichen. Sie gehörten zu den Wesen, die sich nicht beherrschen konnten und ihre gesamten Gebisse einsetzten. Sie hackten sie in den Hals. Sie rissen das Fleisch auf, zerstörten die Adern, die Venen, sie waren bei ihren Angriffen schon mit Kannibalen zu vergleichen.
Der Vampir hier war möglicherweise noch im Werden. Suko dachte an den toten Hund. Er rief sich seinen Anblick ins Gedächtnis zurück und stellte sich vor allen Dingen das Blut vor, das aus dessen Halswunde gelaufen war.
Es hatte alles andere als frisch ausgesehen. Auf seiner Oberfläche lag eine dünne Schicht, und auch seine Farbe hatte sich verändert. Sie wirkte mehr
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