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1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geeignetem Ort wiedergeben."
    „Du bereitest mir große Freude und Genugtuung", quetschte der Beryhamer zwischen seinen Mundlappen hervor.
    „Vorerst jedoch", sagte Roi Danton, „habe ich noch eine Frage."
    „Sprich!" forderte Be-Luqo ihn auf, voller Eifer infolge des Lobes, das der Besitzer der Faust des Kriegers soeben ausgesprochen hatte. „Ich werde auf jede deiner Fragen antworten."
    „Was ist die durchschnittliche Größe der Mikrofragmente, aus denen ein fertiger Elysischer Ring besteht?"
    „Zwei Meter", sagte Be-Luqo. „Es gibt allerdings auch solche, die so Idein wie ein Auge sind, und andere, die Abmessungen bis zu fünfzig Metern erreichen."
    „Du sagst, die Impellatoren zwingen die Fragmente in die Bahn des Ringes. Es gibt aber eine gewisse Streuung, nicht wahr? Ein kleiner Prozentsatz der Gesteinsstücke bleibt nicht in der Ringbahn, sondern treibt seitwärts ab."
    „Das ist richtig", gab der Ingenieur zu. „Aber das bedeutet keine Beeinträchtigung der Schönheit, weil die Fragmente im Laufe der Zeit auf die Oberfläche des Planeten stürzen und so das Bild nicht mehr stören."
    „Viele Fragmente sind groß genug, so daß sie nicht zur Gänze in der Atmosphäre des Planeten verglühen, ist das nicht richtig?" forschte Roi Danton weiter. „Sie prallen tatsächlich auf die Oberfläche."
    „Das ist so."
    „Auf der Oberfläche aber wohnen intelligente Wesen. Stört es dich nicht, daß du mit deinem Werk denkende Kreaturen in Gefahr bringst?"
    Wenn vor Be-Luqo ein Blitz in den Boden der Halle geschlagen wäre, dann hätte er nicht verblüffter sein können. „Das... das... daran kann ich nichts ändern", stotterte er. „Ich handle im Auftrag des Kriegers. Was ist schon, wenn Eingeborene von Meteoreinschlägen Schaden erleiden oder getötet werden? Es gehört zu der Prüfung, der der Krieger sie unterzieht."
    Roi Danton hatte keine andere Antwort erwartet, und dennoch erschütterte ihn die Verständnislosigkeit, mit der der Ringingenieur auf seine Sorge reagierte. Er war ein Freitreuer - einer, der sich nur mittelbar an den Kodex des Kriegers gebunden fühlte und sich im übrigen damit begnügte, Kalmers Aufträge im Rahmen seiner Fähigkeiten auszuführen. Aber so sehr hatte das Dogma des Kriegers von Be-Luqos Seele Beisitz ergriffen, daß er nichts dabei empfand, wenn durch sein Werk Hunderte, Tausende, Zehntausende von intelligenten Leben ausgelöscht wurden.
    Roi Danton schauderte. In diesem Augenblick erkannte er deutlicher als je zuvor, daß Ungebundenheit und Sorglosigkeit des Vironauten-Daseins weiter nichts als Fabeln waren, Hirngespinste, die sich von selbst auflösten, sobald sie mit der Wirklichkeit konfrontiert wurden.
    Kein Vironaut konnte tatenlos darüber hinwegsehen, daß seiner Mitkreatur Leid zugefügt wurde. Sorglosigkeit bedeutete nicht Mangel an Mitgefühl. Vironauten waren keine Barbaren. Wenn sie Not sahen, fühlten sie sich verpflichtet zu helfen.
    Das Dogma des Kriegers war eine Lehre des Schreckens und des Todes.
    Dem Götzen, der sich Der Permanente Konflikt nannte, wurden unzählige Unschuldige geopfert. Der Dienst am Krieger war ein barbarischer Dienst, den Horrorkulten der terranischen Vergangenheit verwandt, bei denen Menschenopfer zur Tagesordnung gehörten.
    Dem Ringingenieur mochte Dantons Schweigen etwas zu lange dauern. „Hast du etwa Bedenken dagegen, daß der eine oder andere Bewohner von Nagath unter stürzenden Meteoren zu leiden hat?"
    Seine Stimme hatte, soweit Roi Danton dies zu beurteilen vermochte, einen lauernden Unterton angenommen. Der Terraner erkannte, daß er eine Unvorsichtigkeit begangen hatte. Wie konnte ausgerechnet er, der Auserwählte des Kriegers, Mitleid für die empfinden, die Kalmer einer Prüfung unterziehen wollte, zu der auch das Bombardement mit häusergroßen Meteoren gehörte? „Sprich keinen Unsinn", wies er den Ingenieur scharf zurecht. „Die Nagather sind zu prüfen. Die Prüfung hat jedoch nur dann einen Sinn, wenn die Prüflinge nicht alle in deinem Meteorhagel umkommen."
    „Oh, das werden sie nicht", frohlockte Be-Luqo. „Fünf bis zehn Prozent vielleicht, aber gewiß nicht mehr."
    Danton wäre ihm am liebsten an die lange, dürre Gurgel gefahren.
    Aber er beherrschte sich. Er spürte, wie er unruhig wurde. Er mußte die Sprache auf ein anderes Thema bringen, sonst gerieten seine Gedanken in Unordnung und befaßten sich womöglich mit dem eisernen Handschuh. Irmina Kotschistowa, die auf ihn hatte achten wollen, war

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