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1275 - Der Totenkopf-Sammler

1275 - Der Totenkopf-Sammler

Titel: 1275 - Der Totenkopf-Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Anblick, der den beiden unter die Haut ging. Dr. Weber saß beinahe normal an seinem Schreibtisch, wenn nicht die Starre gewesen wäre. Das Skalpell steckte tief in seinem Rücken, und um die Einstichstelle herum hatte sich ein roter Kreis gebildet. Da war das Blut aus der Wunde gedrungen und hatte sich im Stoff festgesaugt. Im Kontrast zu dem hellen Kittelstoff sah dieses Bild noch makabrer aus. Das Weiß war die Farbe der Unschuld, und jetzt dieses verdammte Rot dazu. Da war ein Mensch gestorben, der einem anderen Menschen nichts getan hatte. So sinnlos.
    Dagmar schüttelte den Kopf. Danach konnte sie auch wieder sprechen. »Er war hier, Harry!«
    »Sicher«, flüsterte er und hatte das Gefühl, als wäre Sand in seine Kehle gestiegen.
    »Aber warum hat er ihn getötet? Er hat ihm nichts getan. Dr. Weber ist unschuldig.«
    Harry ging um den Schreibtisch herum. Er blieb dort stehen, von wo er dem Arzt ins Gesicht schauen konnte. »Ja, warum hat er das getan?«, murmelte er, »ich kann es nur vermuten. Er wollte an uns herankommen. Er hat uns beobachtet, und da ist ihm Dr. Weber einfach im Weg gewesen. Eine andere Lösung kann ich mir nicht vorstellen.«
    »An uns heran?«
    »Ja.«
    Dagmar zuckte die Achseln. »Wieso? Woher wusste er denn, dass wir uns um den Fall kümmern?«
    »Er muss uns beobachtet haben.«
    »Das wäre mir aufgefallen!«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Dagmar nachdenklich. »Er ist zurückgekommen, weil er sich um den toten Professor Wimmer kümmern wollte. Es kann ja sein, dass er die Leiche hat verschwinden lassen wollen, und dabei haben wir ihn dann gestört. Das ist zumindest meine Meinung, Harry.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Das müssten wir ihn fragen.« Dagmar schauderte zusammen. »Zudem habe ich das unbestimmte Gefühl, dass er sich zwar zurückgezogen hat, sich aber noch immer in der Nähe aufhält. Ich habe keine Beweise, aber ausschließen kann man es auch nicht.«
    Harry Stahl dachte nach. Sie konnten jetzt die Mordkommission anrufen und neben der Leiche warten, aber sie konnten diesen Anruf auch noch hinauszögern und sich selbst auf die Suche nach dem Mörder machen, von dem sie keinen Namen kannten und auch nicht wussten wie er aussah. Ihnen war nur klar, dass er verdammt brutal war und keine Rücksicht kennen würde, wenn sie ihm in die Arme liefen.
    Der tote Dr. Weber hockte noch immer an seinem Schreibtisch. Auch jetzt war das Staunen in seinen Augen nicht verschwunden, das er wohl beim Anblick seines Mörders erlebt hatte. Er sah aus wie eine Puppe, der ein weißer Kittel übergestreift worden war.
    Dagmar ärgerte sich, weil sie ihre Waffe zu Hause gelassen hatte. Und so schaute sie voller Neid auf die Pistole ihres Partners, der sie so hielt, dass die Mündung auf die Tür zeigte, durch die sie den Flur erreichten.
    »Hast du dir schon überlegt, wie wir vorgehen sollen?«, fragte sie leise.
    »Habe ich. Wir werden uns so verhalten, wie wir uns auch verhalten hätten, wenn dieses Verbrechen hier nicht passiert wäre. Nur ein wenig vorsichtiger.«
    Dagmar schaute zu, wie Harry zur Tür ging. Er bemühte sich, sehr leise zu gehen, als wollte er den Toten nicht stören.
    Dagmar blieb zurück. Sie selbst stand unbeweglich, aber ihre Augen schauten in jeden Winkel des Büros hinein, als könnte sich dort plötzlich ein Gespenst materialisieren.
    Das passierte nicht, und Harry öffnete die Tür.
    Eine gewisse Beklemmung war noch immer in ihm vorhanden. Er hatte sich voll konzentriert. Jedes fremde Geräusch und war es auch noch so leise, wäre ihm aufgefallen. Er war froh, dass die Tür beim Aufschwingen kaum einen Laut von sich gab. Sie blieb auch im rechten Winkel zur Wand stehen, und Harry zögerte damit, die Schwelle zu überschreiten. Trotz der Waffe fühlte er sich nicht unbedingt sicher. Wenn der andere schlau genug war, dann schaffte er es auch mit bloßen Händen, an sie heranzukommen.
    Und noch ein Handicap gab es. Seine Walther-Pistole war nicht mit geweihten Silberkugeln geladen, denn diese Waffe lag bei ihm zu Hause. Er nahm sie nur mit, wenn es um Fälle ging, die nicht in das normale Raster hineinpassten. Dieser Fall lief zwar in die Richtung, aber Harry hätte nie gedacht, dass es sie so plötzlich treffen konnte. So war seine Waffe nur mit normalen Kugeln geladen.
    Er ging einen Schritt nach vorn, stand auf der Schwelle und blieb auch dort.
    Dann drehte er den Kopf. Den eigenen Herzschlag spürte er überlaut, der Finger lag am Abzug, aber

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