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1276 - Kodexfieber

Titel: 1276 - Kodexfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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länger auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten. Er atmete aber auch schneller, sein Pulsschlag erhöhte sich. Bis zu dem Zeitpunkt, da die Kodexmoleküle instabil wurden und zerfielen.
    Irmina suchte in Agid Vendor nach Anzeichen für den beginnenden Zerfall. Sie rechnete zusammen, wie viele Tage die Hanse-Spezialisten bereits infiziert waren. Und sie machte gedanklich keinen Hehl daraus, daß sie die Kodexmoleküle als eine Krankheit ansah, als einen unnatürlichen Zustand, den es schnellstens zu beseitigen galt.
    Von Bully wußte sie, welchen Inhalt der Kodex des Ewigen Kriegers besaß. Es waren die Gebote des Gehorsams, der Ehre und des Kampfes, die aus der Philosophie vom Permanenten Konflikt resultierten. Das Gebot des Gehorsams verlangte unbedingtes Befolgen der Befehle eines Höherrangigen und verlieh das Recht auf unbedingten Gehorsam aller Niederrangigen. Verstöße gegen das Gebot mußten durch rituellen Selbstmord in schweren Fällen oder rituelle Reinigung durch erneute Bewährung gesühnt werden. Es konnten jedoch auch andere Strafen ausgesprochen werden.
    Das Gebot der Ehre verlangte, alle Rituale, die in Verbindung mit dem Dasein als Krieger oder mit dem Permanenten Konflikt standen, strikt zu befolgen. Dazu gehörte die Erzeugung Elysischer Ringe und wohl auch das Spiel des Lebens. Zudem ächtete das Gebot die Feigheit vor dem Feind, Kapitulation oder auch das Zulassen einer Gefangennahme. Tugenden wie Mut, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Schonung unterlegener Gegner gehörten ebenfalls zu diesem Gebot.
    Das Gebot des Kampfes schließlich verlangte, sich keiner Auseinandersetzung zu entziehen, sich den Gehorsam Niederrangiger zu erzwingen und vor allem jeden Gorim anzugreifen, zu vertreiben oder zu unterwerfen.
    Geregelt und spezifiziert wurden diese drei Gebote in der Philosophie vom Permanenten Konflikt.
    Ein Alarmsignal riß Irmina Kotschistowa aus ihren Gedanken. Das Antiserum, das sie mit Hilfe des Virenschiffes gegen die Kodexmoleküle entwickelt hatte, wirkte nicht. Die Metabio-Gruppiererin konnte es nicht glauben.
    „Vi", sagte sie. „Es ist uns ein Fehler unterlaufen. Das Serum taugt nichts."
    „Du irrst dich, Irmina." Die Stimme des Schiffes klang besorgt. „Das Antiserum muß wirken. Es sei denn, die von dir untersuchten Kodexmoleküle stimmen nicht mit denen überein, die die vier Spezialisten in sich tragen."
    „Ausgeschlossen", beharrte die Aktivatorträgerin. „Sie sind identisch. Das steht fest. Es gibt keine Veränderungen."
    „Und doch muß es so sein. Sonst würde das Antiserum wirken. Versuche es mit einer höheren Dosis!"
    Irmina machte sich an die Arbeit. Erneut füllte sie vier Ampullen und verabreichte den Hanse-Spezialisten die Injektionen. Der Erfolg blieb auch diesmal aus. Das Serum wirkte nicht, und die inzwischen rasch ansteigende Produktion von Kodexmolekülen verdrängte das Serum und konzentrierte es in den Herzkammern, wo es zu einer unzumutbaren Belastung für die Herzmuskulatur werden konnte. Irmina zapfte den vier Patienten Blut ab und gab ihnen einen Kreislaufstabilisator ein. Der Stabilisator löste sich auf und hinterließ keinerlei Spuren.
    Die Moleküle! dachte die Metabio-Gruppiererin. Sie haben den Körper nicht nur widerstandsfähiger gemacht, sondern annullieren auch manche Stoffe, indem sie sie umwandeln.
    Sie erhob sich von dem Sessel, der in den Scanner integriert war. Sie ließ die Augen wandern. Kido war nirgends zu erblicken.
    „Wo ist er?" fragte sie.
    „Er suchte zuerst das Oberdeck mit der konventionellen medizinischen Abteilung auf.
    Inzwischen hat er die ÄSKULAP verlassen", sagte das Schiff.
    „Rufe ihn sofort zurück!"
    „Er reagiert nicht. Es sieht aus, als wolle er seine Spur verwischen!"
    Irmina wandte sich zum Ausgang. Sie wollte Kido selbst zurückholen. Er mußte sie unterstützten. Selbst wenn er nicht mit dem Scanner zusammenarbeiten konnte, waren seine Fähigkeiten nützlich.
    In diesem Augenblick gab der Scanner Alarm. Irmina eilte mit weiten Sprüngen zu ihm zurück.
    „Kodexmoleküle in der Atemluft!" verkündete die ÄSKULAP. „Niemand verläßt das Labor!"
    Insgeheim hatte sie etwas Ähnliches befürchtet. Daß es jetzt tatsächlich eintrat, schockierte sie nicht weniger. Rasch beugte sie sich über Mirandola Cainz und tastete sich in ihren Körper vor. Sie tat es ohne die Zuhilfenahme des Scanners, und diesmal erkannte sie aus eigener Kraft alles, was sich abspielte. Die Konzentration der Kodexmoleküle war so groß

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