128 - Tod dem Satan!
aussprechen? War es nicht unverschämt, einen solchen Wunsch zu äußern?
Ein intensiver Schwefelgeruch erreichte in diesem Augenblick Cilo und riß ihn herum. Vor ihm stand Asmodis, der Höllenherrscher, blutrot gekleidet, ernst, lauernd. Sein Gesicht hatte eine dreieckige Form, lief zum Kinn hin spitz zu. Ein dunkler Kinnbart verlängerte das Teufelsgesicht.
»Ich höre, Yetan ist tot?« fragte der Höllenherrscher streng.
»Die Rebellin verschanzte sich in Tarans Festung«, berichtete Cilo. »Doch es gelang uns, hineinzukommen und Coronas Gefolge zu vernichten. Die Rebellin selbst nahm Yetan gefangen. Er wollte sie dir bringen, doch sie wurde von einem starken Silberdämon befreit, und sie holte sich den Speer des Hasses.«
»Sie wird keine Gelegenheit haben, ihn zu schleudern«, sagte Asmodis.
»Das ist noch nicht alles, was ich zu berichten habe«, sagte Cilo. »Kaum hatte Corona das magische Eis, das den Speer umschloß, geschmolzen, tauchte ein wölfisch aussehender Teufel auf und nahm ihr die Waffe weg.«
Asmodis’ Augen wurden schmal. »Ein wölfisch aussehender Teufel«, sagte er knurrend. »Hatte er nicht eher Ähnlichkeit mit einem Schakal?«
»So ist es«, bestätigte Cilo. »Sein Name ist…«
Asmodis hob die Hand, und Cilo verstummte. »Du brauchst den Namen nicht zu nennen. Der Mann, der sich in den Besitz des Speers brachte, ist mein Sohn Loxagon,«
***
Stille herrschte in der weißen Marmorhalle. Asmodis schien nachzudenken, und Cilo wagte nicht, ihn zu stören. Der Höllenfürst blickte starr an ihm vorbei.
»Er kann nicht vergessen, was vor langer Zeit geschah«, sagte Asmodis nach einer Weile. »Ich hatte ihn für klüger gehalten, aber er ist jung und ungestüm. Er will kämpfen. Nun gut, er soll den Kampf haben.«
Cilo wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Durfte er den Höllenfürsten darauf aufmerksasm machen, daß er noch keine Belohnung bekommen hatte?
Er war müde, erschöpft Es wäre herrlich gewesen, ein Bad zu nehmen, anschließend zu schlafen und später von schönen Hexen geweckt und verwöhnt zu werden.
Cilo räusperte sich verlegen, damit der Höllenfürst sich seiner besann.
Der Herr alles Bösen sah ihn ärgerlich an. Cilo duckte sich, als erwarte er Prügel. »Ich hoffe, dir mit meiner Warnung einen guten Dienst erwiesen zu haben«, sagte er. »Der Weg zu dir war anstrengend und voller Gefahren, doch ich zögerte nicht, ihn einzuschlagen. Ich bin dein ergebener Diener, Asmodis, und ich würde mich glücklich preisen, wenn du mir erlaubtest, noch viel mehr für dich zu tun. Ich bin ein hervorragender Reiter und führe das Schwert sehr erfahren. Wenn ich zu deiner Leibwache gehörte…«
»Ich habe keine Verwendung für dich«, sagte Asmodis eisig.
Das war eine kalte Dusche für Cilo. Zorn pochte plötzlich in seinen Schläfen. »Aber Herr…«
»Geh!«
»Findest du nicht, daß du mich ungerecht behandelst?« wagte Cilo zu erwidern. »Ich habe alles für dich gegeben, habe alles verloren, besitze nicht einmal mehr ein Reittier, habe keine Waffen mehr, weiß nicht, wohin ich gehen soll. Dankt so ein großer Herrscher seinem ergebenen Untertan?«
Es blitzte in Asmodis’ Augen. »Dank verlangst du? Den sollst du haben. Niemand soll sagen, Asmodis wäre undankbar. Ich werde dich reich beschenken.«
Cilos Züge hellten sich auf, sein Zorn verflüchtigte sich sofort. Er grinste erwartungsvoll. »Ich werde deine Großzügigkeit allerorten preisen«, versprach er.
Asmodis klatschte in die Hände. Ein schwarzer Teufel erschien.
»Bring den Korb«, verlangte der Höllenfürst, und der schwarze Teufel entfernte sich. Wenige Augenblicke später erschien er mit einem aus Weidenruten geflochtenen Korb, der geschlossen war.
Er übergab Asmodis den Korb und zog sich zurück.
»Hier drinnen befindet sich deine Belohnung«, sagte der Höllenherrscher. »Wir wollen sehen, wieviel Glück du hast. Du hebst den Deckel nur so weit, hoch, daß du hineinfassen kannst. Was du dir greifst, gehört dir. Es hängt von deinem Glück ab, was du bekommst.«
Cilo leckte sich aufgeregt die Lippen und trat einen Schritt vor. Es kribbelte ihn in den Fingern. Bestimmt bewahrte Asmodis Reichtümer von unschätzbarem Wert im Korb auf.
Seine Finger würden spüren, was er aus dem Korb holen sollte. Er würde sich ganz auf seinen guten Tastsinn verlassen.
»Bist du bereit?« fragte der Höllenfürst.
Die Aufregung trieb Cilo den Schweiß auf die Stirn. Er hob langsam die Hände und
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