1284 - Templerehre
gemacht hatte. Ein Friedhof, der nicht wie ein solcher aussah, aber dort hatten sich die Zeitströme getroffen, weil sich genau da noch die alte Magie gehalten hatte.
Godwin de Salier stellte keine Fragen. Mir allerdings schoss durch den Kopf, dass ich einen Mann unterstützte, der ein Freund von mir war, der mich aber trotzdem nicht erkannte. Dieses Geschehen erlebten wir noch vor der Zeit, in der ich ihn gerettet hatte. Ich dachte auch darüber nach, dass in ihm zwei Personen steckten, obwohl das auch nicht ganz der Wahrheit entsprach. Da spielte uns die Relativität der Zeit schon manchen Streich.
Dass Godwin de Salier schon immer ein Kämpfer gewesen war, erlebte ich jetzt, denn er gab nicht auf. Er war verbissen, auch wenn seine Wunde schmerzte. Er keuchte, und sein Mund stand dabei weit offen, weil er immer wieder Luft holen musste.
Ich zerrte ihn über Hindernisse hinweg oder durchbrach mit ihm die Büsche und trug ihn sogar zwei Mal über quer liegende Baumstämme hinweg.
Dass die Verfolger aufgegeben hatten, glaubte ich nicht im Traum. Sie waren Kämpfer, die es nicht einsahen, aufzugeben. Sie würden sich erholen, und sie würden sich auf unsere Fersen setzen, bis sie uns gestellt hatten. Und dann würden sie auch vorsichtiger zu Werke gehen. Bei dieser Umgebung war es leicht, einen Hinterhalt zu legen. Um dem zu entgehen, mussten wir einfach schneller sein.
Und wir waren schneller. Ich hatte mir den Weg gemerkt, und als ich dann das Gelände erreichte, das später mal zum Friedhof für die Roten Mönche werden würde, da konnte ich nicht mehr und musste einfach laut auflachen.
Godwin schaute mich verwundert an.
»Ist schon gut«, sagte ich.
»Was sollen wir tun?«
Ich hatte Mühe, ihn zu verstehen, denn sein Französisch hörte sich sehr ungewöhnlich an. »Flucht!«
Er nickte und schaute dann nach unten, um mich auf seine Verletzung hinzuweisen.
»Trotzdem. Wir schaffen es!«
Er nickte, und ich zog ihn einfach mit auf die Mitte des Friedhofs zu. Dabei nahm ich ihn an die Hand wie ein Vater sein Kind. Ich wusste, dass die Magie noch vorhanden war. Hier schnitten sich die Zeitkomponenten, hier war ein Loch. Man musste es nur aufschaufeln.
Als ich mein Kreuz hervorholte und einige Schritte ging, spürte ich zunächst nichts. Meine Enttäuschung hielt allerdings nicht lange an, denn plötzlich vibrierte das Kreuz, und ich tat das Gleiche wie schon einmal.
Ich ließ es nach unten fallen, hielt die Kette fest und schaute zu, wie es zum Pendel wurde. Der erste Schritt war getan!
Ich ließ mir etwas mehr Zeit und wollte herausfinden, ob das Kreuz auch weiterhin pendelte. In der Tat blieb es bei den Schwingungen, und ich war jetzt sicher genau den richtigen Ort gefunden zu haben, der uns eine Rückkehr ermöglichte.
Ich winkte Godwin zu mir. Humpelnd kam er näher. Aber er zögerte noch und schaute nur verwundert auf das pendelnde Kreuz.
»Schneller, bitte!«
»Was ist das für ein Kreuz?«
»Es wird uns retten!«
Mit dieser Antwort hatte ich genau den richtigen Ton getroffen. Eine Rettung war für ihn wichtig. Gerade weil er auch unter seiner Verletzung litt.
Ich streckte ihm meinen linken Arm entgegen. Er ergriff meine Hand, und so zog ich ihn näher. Den Blick konnte er nicht vom Kreuz abwenden, was ich nur zu gut verstand.
Jetzt hoffte ich nur, dass wir den Rückweg ebenso schafften wie ich den Hinweg hinter mich gebracht hatte. Und es gab nur eine Kraft, die das fertig brachte.
Wir schauten uns an.
Plötzlich lächelte Godwin. Ich las das Vertrauen in seinen Augen, und ich entdeckte dort auch etwas, das ich nicht so recht einschätzen konnte. War es ein Erkennen? Hatte das Kreuz bereits ein kleines Schlupfloch im System der Zeit geöffnet? Dann sprach ich die Formel.
»Terra pestem teneto - Salus hic maneto…«
Von nun an gab es nur noch die Hoffnung für uns beide!
***
Eine Hoffnung erlebte Suko nicht, als er durch die finstere Bibliothek eilte, um so schnell wie möglich wieder in den oberen Bereich des Klosters zu gelangen.
Es war ihm gelungen, diesen alten und widerlichen Schädel, der längst hätte zerstört sein müssen, zu vernichten. Diesen Erfolg konnte er sich schon an die Fahne heften, aber er wusste, dass damit der Mördermönch noch nicht vernichtet war.
Ihn gab es auch weiterhin. Er war ebenfalls als Relikt einer längst vergangenen Epoche geblieben und hatte möglicherweise durch die magische Kraft des Dämons Baphomet überlebt.
Ihm fiel ein, dass weder er noch
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