1287 - Wiedersehen im Jenseits
leider nicht.«
»Dann bin ich der Joker.«
»Das hoffen wir.«
»Wie schon erwähnt, dieser Abraham Ascot ist mit seiner Seelentherapie eine Kapazität in der Branche. Über Heilungserfolge weiß ich nichts. Ich kenne auch keinen, der ihn besucht hat, aber er geht bei seiner Theorie davon aus, dass jedes seelische Übel seine Wurzeln in der Vergangenheit des Patienten hat.«
»Auch das noch«, kommentierte ich spontan. »Das ist wirklich neu. Gehört habe ich das noch nie.«
»Ich auch nicht, John.« Sarah Goldwyn lächelte und sah auch Sukos überraschtes Gesicht.
»Kannst du es denn erklären?«, fragte er.
Lady Sarah runzelte die Stirn. Sie wartete, trank Kaffee, und ich konnte es ihr nachfühlen, denn dieses Thema war schwierig. Wir zählten nicht zu den Fachleuten.
Schließlich kam sie zur Sache. »Dieser Abraham Ascot geht bei seiner Theorie davon aus, dass die Lösung der Probleme in der Familie des Patienten liegen und dass sie auch nur dort zu lösen sind. Wobei ich mit der Familie möglicherweise einen falschen Begriff benutzt haben. Generationen wäre da schon besser.«
Sie legte eine Pause ein und schaute uns leicht auffordernd an, damit wir etwas sagten.
Suko runzelte die Stirn. Er war sowieso schweigsamer als ich, und das erlebten wir auch jetzt wieder.
Ich hakte mich gedanklich dabei an dem Begriff Generation fest.
»Pass mal auf, Sarah, wenn du von Generation sprichst, fällt mir der Begriff Vererbung ein. Könnte das der Fall sein?«
»So ähnlich sehe ich es.« Sie war froh, ein Stichwort bekommen zu haben, denn ihr Gesicht entspannte sich wieder. »Dieser Mann geht davon aus, dass jeder Mensch noch etwas von dem in sich trägt, was Generationen vor ihm geschehen ist. Mit seinen längst verstorbenen Ahnen praktisch. Und diese Theorie setzt er in die Praxis um. Das habe ich herausgefunden.«
»Wie schaffte er das?«, fragte Suko.
»Er schafft eine Brücke in die Vergangenheit.«
»Zeitreise?«
»Nein, Suko. Mit Magie arbeitet er nicht. Er macht etwas anderes, wie ich erfuhr. Er stellt Fremde hinter dem Patienten auf. Sie bilden dann gemeinsam mit ihm eine Reihe. Jeder Fremde soll ein längst verstorbenes Familienmitglied ersetzen.«
Wir erkannten, dass sie uns nicht mehr viel Neues sagen konnte. Aber wir hatten noch Fragen. Die erste stellte ich. »Wie sehen seine Erfolge aus?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und was geschieht dann, wenn die Reihe gebildet ist? Kann er dem Patienten tatsächlich helfen?«
Lady Sarah hob die Schultern. »Er scheint damit Erfolge gehabt zu haben. Für ihn steht fest, dass eben jeder Mensch etwas mit sich herumträgt, das in der Vergangenheit geboren ist. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen, tut mir Leid. Ob es allerdings zwischen ihm und eurer Helena Ascot eine Verbindung gibt, das kann ich ebenfalls nicht sagen. Ich bin nur darauf gekommen, weil ihr mich nach Helena gefragt habt. Eine Übereinstimmung gibt es, John. Diese Helena Ascot ist auch aus der Vergangenheit gekommen. Wobei sie längst hätte tot sein müssen.«
»Exakt.«
»Sie könnte Kontakt mit ihm haben«, sagte Lady Sarah. »Das ist jedenfalls meine Ansicht. Deshalb bin ich auch zu euch gekommen. Möglicherweise ist Abraham Ascot der Weg zum Ziel.«
Ich hatte meine Bedenken. Suko war ebenfalls dieser Ansicht. Das entnahm ich seinem Gesichtsausdruck. Da stellte ein Mensch hinter einem Patienten die längst verstorbenen Ahnen auf, weil er davon überzeugt war, dass dieser Mensch Teile des Erbes mitbrachte, das in ihnen gesteckt hatte. War das der Weg zum Erfolg? War das die Zielrichtung, um die Kranken zu heilen, die seelisch nicht mehr in Ordnung waren?
Es konnte eine Methode sein. Ich war kein Fachmann, der sich festlegte. Aber es gab noch ein anderes Problem für mich, und darüber dachte ich nach.
War es diesem Psychologen möglich, durch die Kette die tatsächlichen Ahnen wieder zurückzuholen?
Und hatte er es auf diese Art und Weise auch geschafft, Helena Ascot aus der Vergangenheit zu holen? Aus dem Sarg oder aus einer anderen Welt, in die wir Menschen keinen Einblick hatten?
»Du grübelst, John?«, fragte Lady Sarah.
»Klar.«
»Eine Lösung kann ich dir leider nicht bieten. Ich habe gesagt, was ich weiß.«
»Das ist klar. Wir sind dir auch dankbar. Um jedoch einen Schritt weiter zu kommen, müssen wir uns mit diesem Abraham Ascot beschäftigen. Mal sehen, was dabei herauskommt.«
»Ich denke da an etwas ganz anderes«, sagte Suko. Er sprach erst weiter, als wir ihn
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