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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Ludgeri-Kirche und
     suchte das Dienstzimmer des Kommissars auf. Der Fabrikant trug dem kalten, diesigen Wetter angepasst einen dunkelblauen Trenchcoat und um den Hals einen
     wolligen Schal. Er war hoch gewachsen, hatte leicht gewelltes,nach hinten gekämmtes dunkelblondes Haar. Sein Gesicht wirkte mit den
     hervorstehenden Backenknochen energisch, was der kurz gehaltene Lippenbart unterstrich. Er hatte einen offenen Blick und wirkte in jeder Weise offen und
     unkompliziert.
    Kommissar Volker Bents reichte ihm die Hand zum Gruß, bat ihn, auf dem Stuhl Platz zu nehmen und sich seines Mantels zu entledigen. Er lehnte höflich ab, lockerte den Schal und setzte sich auf den Stuhl.
    »Kommen wir direkt zur Sache«, sagte Georg Pilchrat. »Es bringt nichts, wenn wir uns über das Anwachsen der Kriminalität in eine Diskussion begeben. Die Gründe sind Ihnen und auch mir zur Genüge bekannt. Ich bin gestern nach Erledigung notwendiger Telefonate am späten Nachmittag in Rheydt abgefahren, habe im Kompanie-Haus ein Zimmer gebucht und am Abend das Haus durch die unversiegelte Hintertür aufgesucht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der oder die Täter es auf Geld und Schmuck abgesehen hatten. Mama mochte es nicht, für jeden Hunderter die Bank aufzusuchen und sich nach ihren Kontoständen zu erkundigen. Sie sorgte vor, hatte oft große Beträge im Hause, die sie an den unmöglichsten Stellen im Schrank deponierte. Ihren Schmuck, es handelt sich dabei nicht um Kaufhausartikel, im Gegenteil, Vater kaufte bei Kern in Düsseldorf auf der Königsallee für Mama handgefertigte Atelier-Ware, hinterlegte sie nicht in einem Banksafe, den wollte sie um sich haben, um ihn anzulegen, wann immer es ihr Spaß bereitete.«
    »Herr Pilchrat, mit anderen Worten, die Räuber fanden zu den Verstecken?«, fragte der Kommissar.
    Gregor Pilchrat nickte. »Mama machte es ihnenleicht. Ich kann einen Zufall nicht ausschließen. Dennoch mache ich mir darüber meine Gedanken.«
    »Hatte Ihre Frau Mutter eine Vertrauensperson? Eine Gehilfin? Eine Zugehfrau? Nachbarin?«, fragte Volker Bents, entnahm der Schreibtischschublade einen Stenoblock und blickte den Besucher fragend an.
    »Die Nachbarn machten für Papa und Mama einen ?Bogen?, als sie einzogen«, antwortete Georg Pilchrat. »Das hat hier Tradition. Darüber haben sie sich sehr gefreut und im Kompanie-Haus in Berumerfehn mit den ?Bogenmachern? die Abnahme des Bogens gefeiert. Mama hatte ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, allerdings ohne Rennereien. Sie liebte die Distanz und Zurückgezogenheit.«
    »Dem entnehme ich, dass es da niemanden gab, der wusste, dass Ihre Mutter in ihrer Wohnung viel Bares und Wertvolles besaß, auf das es die Gangster abgesehen hatten.«
    »Davon können wir ausgehen. Mama traf sich oft mit ihren Saunaschwestern. Es waren Damen aus dem Umkreis von Berum, die wie sie am Schwitzbad ihre Freude fanden und der bürgerlichen Schicht entstammten.«
    »Ich bin selbst Saunafan, da wird viel gequatscht«, antwortete der Kommissar.
    Der Sohn der Jakoba Pilchrat winkte ab. »Mama besaß genügend Mittel, den Park rund um das Haus von einer Gärtnerei pflegen zu lassen. Das tat sie
     nicht. Sie stieß bei ihren Spaziergängen durch den Berumerfehner Wald auf die Behausung eines längst vergessenen Mitschülers, den sie wegen seiner nur
     schwach entwickelten Intelligenz und seines Buckels damals gehänselt und gedemütigt hatten. Mama, rückblickend auf ihr erfolgreiches Leben, empfand Reue,
     sann nach Wegen, dienicht nur ihr anlastende miese Tour wieder gutzumachen. Es handelt sich um den gleichaltrigen Bertus Poppen, Knecht
     und Gelegenheitsarbeiter, der weder lesen noch schreiben gelernt hatte, der mit seiner knapp bemessenen Rente im Moorgelände vegetierte. Er erkannte Mama
     nicht wieder, nannte sie ?Gnädige? und verdingte sich als Mamas Gärtner – zu ihrer Zufriedenheit. Mama bezahlte seine Dienste großzügig, nicht nur mit
     Geld, servierte ihm nach getaner Arbeit Bier und Corvit und gab ihm geschmierte Brote und Obst mit auf den Weg. Er hat das Haus nie betreten und den
     Abstand gewahrt.«
    »Bertus Poppen«, wiederholte der Kommissar nachdenklich und schrieb den Namen auf das Blatt seines Blockes. »Eine heiße Spur?«, fragte er.
    Georg Pilchrat winkte ab. »Mama war seine Wohltäterin.«
    »Ihre Mutter öffnete zur späten Stunde die Haustür«, antwortete der Kommissar. »Sie wurde von dem Täter erschlagen. Ich hatte bereits ein Gespräch mit dem

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