13 kleine Friesenmorde
Gerichtsmedizinischen Institut«, sagte Wibke Meesters.
Henning Henninga stand seitlich. Er sah blass aus.
»Sie haben den Toten gefunden?«, fragte die Kommissarin.
»Ja, rein zufällig. Ich habe nichts hinzuzufügen. Ich bin hier geblieben wegen des Protokolls«, antwortete er.
»Darauf kommen wir noch zurück«, sagte Wibke Meesters und blickte den Feuerwehrchef an. »Es liegt nahe, dass wir uns hier im Terrain umsehen müssen.«
Tammen setzte sich müde in den Sand. Er wandte sich an die Polizeibeamten. »Suchen Sie noch einmal das Umfeld ab«, sagte er.
Klüver und Luitjens betraten das Dünengelände. Henninga schloss sich ihnen an. Frau Meesters unterhielt sich mit dem Arzt.
»Nein, da gibt es keine Zweifel«, sagte Dr. Bontjes. »Eine Bestie, vermutlich ein Kampfhund, fiel das Opfer an. Ein Schäferhund hat große Zähne mit weiten Abständen.«
Wibke nickte. Ihr war übel.
»Warten Sie mit uns noch auf den Sarg«, sagte Wibke. Der Arzt nickte.
Klüver, Luitjens und Henninga schwitzten. Das Waten durch den trockenen Sand hatte an ihren Kräften gezehrt. Sie näherten sich und freuten sich ausgelassen, was fremd anmutete angesichts des Toten.
»Wir fanden einen Fotoapparat«, sagte Klüver, näherte sich Bruns und reichte ihn ihm.
»Eine Leica! Nicht billig«, sagte der Reporter derInsel- und Bäderzeitung. Er entfernte den Sand und betrachtete fachmännisch den Fotoapparat.
»Ein Dia-Film mit vierundzwanzig verknipsten Bildern«, sagte er.
»Entwickeln Sie den Film und suchen Sie mich auf, falls Sie irgendeinen Anlass finden, der zur Aufklärung des Verbrechens beitragen könnte«, sagte Wibke Meesters.
Der Unimog näherte sich, schaukelte dem Tatort entgegen und hielt neben dem Frontera.
Den Fahrer begleitete ein etwa vierzigjähriger Mann. Er trug Jeans, einen Troyer und auf dem Kopf eine Prinz-Heinrich-Mütze. Sie näherten sich mit dem Sarg und trugen ihn zu dem Toten. Der Begleiter des Fahrers hob beim Blick auf das Opfer kurz seine Mütze vom welligen Haar.
»Scheußlich«, sagte er und reichte Tammen die Hand.
»Kommissarin Meesters, Dr. Bontjes vom Krankenhaus, die übrigen Herren kennst du«, sagte der Feuerwehrchef.
»Herr Arjes ist Schreinermeister. Er besitzt ein Sargmagazin. Auf Norderney gibt es keinen Bestatter«, sagte der Feuerwehrchef.
Möwen hingen im Wind und kreischten.
Wibke nickte.
»Doktor, helfen Sie mir«, sagte Ubbo Arjes jovial.
Wibke beobachtete, wie der Arzt und Arjes den Toten in die Sargschale legten.
»Bringen Sie den Sarg für den Weitertransport zu unserem Krankenhaus. Er gehört in die Kühlkammer«, sagte Dr. Bontjes.
Wibke Meesters sah zu, als der Schreinermeister den Deckel, von dem Sand rieselte, auf den Sarg legte. Eingespenstisches Bild, dachte sie, als die Männer den Sarg zum Unimog trugen.
Das Ergebnis der Untersuchung des Toten im Rechtsmedizinischen Institut in Oldenburg ließ keine Zweifel offen. Die tödlichen Bisswunden stammten von einen Bullterrier. Das bestätigte auch der entwickelte Film der in Tatortnähe aufgefundenen Kamera. Der ehemalige Seeoffizier hatte in Panik die heranstürzende Bestie fotografiert. War der Kampfhund irgendwo ausgebüxt? Oder hatte ein Mörder das Tier auf den Kapitänleutnant zur See gehetzt?
Der Staatsanwalt ging der zweiten Version nach. Er gab ein Foto frei, reichte es bei der Pressekonferenz an die Journalisten, während die Polizeibeamten unter der Regie von Kommissarin Meesters auf Norderney eine Befragung der Insulaner und Urlauber durchführten. Allerdings ohne Erfolg.
Der Tod des Marineoffiziers sorgte für Schlagzeilen. Die Diskussion um das Halten von Kampfhunden entbrannte erneut.
Die bundesweite Fahndung nach dem Halter des Hundes brachte keine Hinweise.
Wibke Meesters fuhr nach Oldenburg. Es war ein Tag ohne Regen, mit sonnigen Abschnitten und stürmischen Winden. Sie betrat kurz vor 12 Uhr die Löwenapotheke in der Graf-Theodor-Straße. Frau Offermann fiel ihr auf. Sie befand sich in einer sie umgebenden Schar von Gehilfinnen und Helferinnen. Wibke nahm das Messingkettchen in die Hand, hielt sich seitlichvom Verkaufstresen auf und machte auf sich aufmerksam.
»Kripo Norderney«, sprach sie leise.
Petra Offermann hatte ihr Haar blond gefärbt und trug einen weißen Kittel. Sie hatte ein breites Gesicht mit blassen Lippen. In ihrem Kittel wirkte sie schlank.
»Ich habe sehr gelitten!«, seufzte sie auf. »Folgen Sie mir bitte.«
Wibke trat hinter den Tresen und begleitete
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