1304 - Die Voodoo-Gräfin
beruhte.
Voodoo musste nicht immer schlecht sein. Es kam nur darauf an, wie man diese Kraft anwendete. Dann konnte sie zu einer großen Gefahr werden.
Eigentlich hatte sie längst im Bett liegen wollen. Ihre Zeit war bereits überschritten. Sie wusste auch, dass sie in den folgenden Stunden kaum Schlaf finden würde. Dazu war der Besuch einfach zu aufregend gewesen und auch das, was man ihr gesagt hatte. Es gab eine Gefahr in der Nähe, und die musste gestoppt werden.
Zum Glück war sie noch nicht direkt damit konfrontiert worden.
Ganz im Gegensatz zu der jungen Frau, die in ihrem Wohnzimmer lag und Schlimmes hinter sich hatte. Maxine hatte sich dazu entschlossen, in der Nähe ihres Gastes zu bleiben. Es war einfach, zwei Sessel zusammenzustellen und aus ihnen so etwas wie einen Schlafplatz zu machen. Sollte etwas passieren, war sie immer in der Nähe.
Auch stellte sich Maxine die Frage, warum es so oft sie traf. Das war früher nicht gewesen. Die Sache hatte mit ihrer Schwester begonnen. Danach hatte die Veränderung eine Eigendynamik bekommen, die Maxine manchmal erschreckte. Sie war auf Carlotta, das Vogelmädchen, getroffen und hatte ihm Unterschlupf in ihrem Haus gewährt. Dass es fliegen konnte, war nur sehr wenigen Menschen bekannt. Carlotta verstand es hervorragend, ihre Flügel zu verdecken. Eine entsprechende Kleidung hatte ihr Maxine besorgt.
Das war alles kein Problem. In dieser Nacht hatte Carlotta wieder jemanden gerettet. Etwas Ähnliches war vor einigen Monaten geschehen, da war es ihr gelungen, einen Jungen aus den Händen einer fanatischen Teufelssekte, der bösen Brut, zu befreien. Er lebte jetzt bei Mönchen in einem Klosterinternat. Damiano ging es gut.
Hin und wieder telefonierten sie zusammen. Von seiner Vergangenheit sprach er nicht mehr. Aber Carlotta hatte er zwischendurch zwei Mal getroffen.
Der Körper verlangte sein Recht. Die Tierärztin spürte Müdigkeit hochsteigen. Sie dachte auch über den folgenden Tag nach und überlegte, welche Arbeiten anlagen.
Zunächst einmal gab es keine Operationen. Das war schon gut so.
Drei Anmeldungen waren terminiert. Da ging es nur um Nachuntersuchungen bei Tieren. Diese Termine konnten zurückgestellt werden, denn Maxine bezweifelte, dass der folgende Tag so verlaufen würde wie immer. Da konnte es noch einige Probleme geben.
Sie wollte wieder an den Schreibtisch heran, um das Licht zu löschen, als sie das leise Klopfen an der Tür hörte, die sie vor dem Telefongespräch geschlossen hatte.
»Ja, komm rein.«
Wie Max es sich gedacht hatte, war es Carlotta gewesen, die angeklopft hatte.
»He, du?«
»Klar.«
»Was ist los?«
Das Vogelmädchen kam näher. Nur allmählich geriet es in den Schein der Lampe. Maxine erkannte, dass Carlotta nicht eben ein sehr freundliches Gesicht machte. Sie schien etwas irritiert zu sein.
Als gäbe es ein Problem, mit dem sie sich beschäftigte, das sie allein jedoch nicht in den Griff bekam.
Maxine hatte den Stuhl gedreht. So schaute sie ihrem Schützling ins Gesicht. Sie lächelte auch, doch das Lächeln wurde nicht erwidert. Die Lippen blieben geschlossen.
Maxine streckte Carlotta die Hände entgegen. »He, was ist in dich gefahren?«
Carlotta legte ihre Hände auf die der Tierärztin. »Ich weiß es nicht genau, Max.«
»Hm. Aber du fühlst dich unwohl, oder?«
»Das stimmt.«
»Und warum?«
»Da… da … ist wohl was gewesen. Ich kann es nicht genau sagen, aber es war wohl jemand am Haus.«
»Hast du nachgeschaut?«
»Nein, nein«, murmelte sie. »Ich habe mich nicht getraut. Da bin ich einfach zu feige gewesen.«
»Das war nicht feige, mein Kind, das war gut. Die Sicherheit geht immer vor.«
»Habe ich mir gedacht. Können wir gemeinsam nachschauen?«
»Draußen?«
»Klar. Vor der Haustür. Da habe ich es gehört. Nicht hier hinten im Garten.«
»Waren es Stimmen?«
»Nein, das nicht. Keine Stimmen. Schläge, Max. Ich habe so etwas wie Schläge gehört.«
»An der Wand oder dem Fenster?«
»Nein, an der Haustür.«
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Maxine die Aussagen noch locker genommen. Das änderte sich nun, denn sie spürte so etwas wie ein Alarmzeichen in sich. Sie sah Carlotta scharf an.
»Ich lüge nicht, Max. Ich habe mich bestimmt nicht geirrt. Das war so ein dumpfer Klang. Zuerst wollte ich nach draußen laufen, dann habe ich es sein gelassen. Ich war nur innen an der Tür.«
»Sehr gut.« Maxine Wells stand auf. Sie musste jetzt eine Sicherheit ausstrahlen, um Carlotta
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