131 - Pakt mit Luzifer
stand jemand. Nein, etwas ...
Ungeheuerliches, Unbegreifliches .. .
Das Bild, das er im Gesicht des toten Dr.
Prühning gesehen hatte - war zum Leben erwacht!
Di6 geheimnisvolle, rätselhafte
»Drachenschlange« stand eine Arm weite von ihm entfernt unterhalb des Fensters.
Das dämonische Wesen war etwa dreißig
Zentimeter groß, ein graubrauner Schuppenpanzer bedeckte den etwas plump
wirkenden Körper, der aufgerichtet fast eine menschliche Form hatte.
Was im ersten Moment wie Auswüchse neben dem
schuppigen Schlangenkörper wirkte, waren in Wirklichkeit kurze, gedrungene
Arme, die in drei-fingrigen Klauen ausliefen. Der Drachenkopf bewegte sich
langsam, und die großen, dunkelgrünen Augen mit den gelben, schmalen Schlitzen
starrten Schneider an, daß es ihm die Angst in den Rücken jagte.
»Es war keine Halluzination! Denke daran! Ich
bin noch mal gekommen, um dich vor einer Jagd auf den Mörder zu warnen. Laß die
Dinge so, wie sie sind, engagiere dich nicht! Es ist besser für dich !« Die gleiche kalte, unpersönliche Stimme wie vorhin aus
dem Lautsprecher seines Fernsehgerätes! »Du hast Dr. Prühning gesehen. Willst
du, daß man dich genauso findet ?«
Angstgefühle und Beklemmung machten sich in
ihm breit. Schneider war unfähig, auch nur ein Wort zu sagen.
Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu.
Die Gestalt vom Gesicht des ermordeten Arztes
war auf geheimnisvolle Weise zu schaurigem Leben erwacht.
Satanische Kräfte wurden wirksam, Kräfte, die
er sich nicht erklären konnte, die allen physikalischen Gesetzen widersprachen.
Da handelte der Kommissar, ohne lange zu
überlegen. Er riß den schweren Zahnbecher aus Bleikristall, den er halbgefüllt
mit warmem Wasser in der Hand hielt, in die Höhe und schleuderte ihn auf das
abscheuliche Wesen.
Das Maul des drachenartigen Ungeheuers war
geöffnet, und eine dicke, fleischige Zunge schoß dunkelgrün und klebrig aus dem
Rachen hervor. Es sah aus, als würde die »Drachenschlange« ihm die Zunge
herausstrecken.
Das Glas raste auf das Unwesen zu.
Es krachte. Splitter flogen durch die Luft,
das Wasser lief von der Wand herab. Der schwere Boden des Glases krachte auf
die gläserne Ablage und brachte auch sie zum Zerspringen. .
Der dreißig Zentimeter große Höllendrachen
aber war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
Nur ein leises, spöttisches, satanisches
Lachen hallte noch in Schneiders Ohren und verebbte dann. Totenstille trat ein.
*
Zitternd fuhr er sich über die schweißnasse
Stirn. Kommissar Schneider war bis in sein Innerstes aufgewühlt.
Er begriff die Dinge nicht. Da war eine
Warnung! Die zweite schon. Schlimmer und eindringlicher als die erste, denn
jetzt hatte sich sein Widersacher gezeigt.
Man sagte dem Polizeibeamten nach, daß er
hart war und nicht so leicht aufgab oder die Flinte ins Korn warf, wenn sich
die Probleme auftürmten. Im Gegenteil! Gerade dann wurde er erst richtig aktiv.
Nur mit seiner Unterhose bekleidet und noch
sichtbar Zahncreme am Mund, eilte er zum Telefon.
Entweder litt er tatsächlich unter
Halluzinationen oder hier gingen Dinge vor, für deren Begreifen es keinen Platz
in seinem Verstand gab. Doch dafür gab es schließlich Spezialisten. Und ein
solcher Experte weilte in Frankfurt, war sogar extra gekommen in der Hoffnung,
einem Phantom das Handwerk zu legen, das sich vor fünf Jahren in einem anderen
Teil der Welt zum ersten Mal bemerkbar gemacht hatte.
Kommissar Schneider wählte die Nummer des
Hotels »Stadtwappen«, in dem Larry Brent untergebracht war. Der diensthabende
Nachtportier verband ihn sofort.
Schneider kam sich ein bißchen seltsam vor,
als er anfangen wollte, die Geschichte zu erzählen. »Ich muß sie sprechen,
Mister Brent«, sagte er schließlich. »Ich muß Sie dabei sehen, und ich möchte
Ihnen etwas zeigen. Da ist jemand - nein, etwas! das nicht will was Sie und ich
wollen. Wenn ich nicht den Verstand verloren habe, dann sind die letzten drei
Minuten meines Lebens die ungewöhnlichsten und aufregendsten gewesen, die ich
je erlebt habe ... Bitte, kommen Sie !«
*
In dieser Nacht passierte noch mehr.
Zwei Dinge ereigneten sich fast gleichzeitig:
Larry Brent, schon im Bett liegend, kleidete sich noch mal an, ließ ein Taxi
kommen und sich zur Weststadt bringen.
Zur gleichen Zeit entschloß sich ein junger
Mann in der Bleichstraße, einen Strich unter das Leben zu machen, das er bisher
geführt hatte.
Klaus Bender stand vor dem Spiegel des
altmodischen
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