131 - Pakt mit Luzifer
Wäscheschranks und betrachtete eingehend sein Gesicht. Die Spuren
des Entsetzens und der Angst waren verschwunden. Seine Haut war frisch und
sonnengebräunt, als käme er gerade von einem längeren Aufenthalt aus dem Süden
zurück.
Er war der gepflegte, gutaussehende
Herzensbrecher, dem es leichtfiel, Frauenbekanntschaften zu machen, der die
Taschen voller Geld hatte, der frei und sorglos durchs Leben kam, der keine
Sorgen kannte ...
Genauso war es auch gewesen - bis vor einer
Woche. Da hatte er alles abgebrochen und wollte wieder in das Leben zurück, das
er zuvor geführt hatte. Weg von der Freiheit, die keine war, weg von der Sorglosigkeit,
die es nicht gab, weg von der Frau, von der er glaubte, nicht ohne sie leben zu
können.
Es war ihm, als hätte sich noch mal sein
Gewissen gerührt, als könnte er die Fesseln abstreifen, die er sich selbst
umgelegt hatte.
Er war einfach davongelaufen. Niemand konnte
ihm etwas in den Weg legen, und er war finanziell so unabhängig, daß er jedes
Verkehrsmittel benutzen konnte, um wieder in die Stadt zu kommen.
Aber er hatte nicht fliehen können ...
Er warf einen letzten Blick auf den Brief,
den er nach dem Weggang Petra Gerlachs und Michaela Mays geschrieben hatte.
Dort stand alles drin. Es war eine Beichte. Falls er nicht mehr dazu kam,
persönlich befragt zu werden oder auf für andere unerklärliche Weise
verschwand, dann gab es wenigstens diesen Brief. Er wollte ihn persönlich
dorthin bringen, wo er am notwendigsten gebraucht wurde, um sicher zu sein, daß
er den Empfänger auch erreichte.
Klaus Bender ging in den düsteren Korridor.
Der unangenehme, üble Geruch in der Wohnung fiel ihm schon gar nicht mehr auf.
Selbst jetzt, als er sich verstärkte, bemerkte der junge Mann das nicht.
Klaus Bender schlüpfte in einen leichten
Übergangsmantel.
Plötzlich hörte er die Stimme aus dem
Wohnzimmer hinter sich. »Du willst noch mal ausgehen ?« Ein gefährliches Lauern schwang in den Worten mit.
Betont langsam drehte Bender sich um. »Ja«,
sagte er nur.
»Ich werde dich nicht daran hindern .«
»Ich würde mich auch nicht hindern lassen .« Benders Stimme klang fest und sicher.
Sein Blick war auf die finstere Gestalt
gerichtet, die in einem der weichgepolsterten Wohnzimmersessel saß. Sie wirkte
wie ein sich verdichtender Schatten, Der fremde Besucher, der lautlos durch die
Wände kam, trug einen dunklen Umhang, der zu einem mächtigen, steifen
Stehkragen auslief und sein im Schatten liegendes Gesicht wie ein Rahmen
umschloß.
Klaus Bender ging den Korridor zurück ins
Wohnzimmer und stand dem rätselhaften, unheimlichen Besucher, der kam und ging,
wann immer er es für richtig hielt, genau gegenüber.
Er hatte sich an die Gegenwart dieses Gastes
gewöhnt. Schon mehr als einmal war der Besucher gekommen und hatte mit ihm
gesprochen, noch nie aber hatte er ihn so deutlich, so leiblich vor sich
gespürt und gesehen wie in diesen Minuten.
Bender starrte in das dunkle Gesicht. Es war
nicht schwarz, es glühte in einem blutigen Rot. Hart und schwarz hoben sich die
enganliegenden Haare von dem Schädel ab, in dem alles spitz zulief und in die
Länge gezogen schien.
Die Haare lagen an wie eine spitz in die
Stirn laufende Kappe, wie ein Fell. Die Ohren waren spitz, die Augenbrauen
liefen steil schräg nach hinten, wirkten wie dicke, schwarze Raupen und wurden
zu Fühlern, die über die Schläfen hinausragten.
Zwei stumpfe Hörner wuchsen oberhalb der
faltigen Stirn aus dem Schädel...
*
Der Höllengast kicherte leise. Es klang
unheimlich, aber Bender fuhr nicht zusammen.
»Ich begrüße deinen Besuch. Du kannst ruhig
dorthin gehen, wohin es dich treibt«, bekam er zu hören. »Du brauchst den Weg
nicht umsonst zu machen. Ich habe einen Auftrag für dich .«
Alles in Bender spannte sich. »Ich habe einen
Fehler nach dem anderen gemacht. Jetzt ist Schluß! Ich verweigere dir den
Gehorsam !«
Er begann zu zittern. Große Erregung erfüllte
ihn. Haß und Zorn packten ihn.
Er sah das dunkelrot glühende Gesicht vor
sich. Die schmalen Lippen seines Gegenüber verzogen
und öffneten sich. Ein breites Lachen, das dieses Gesicht jedoch nicht
verschönte, eher häßlicher und abstoßender machte, veränderte die Züge seines
ungebetenen Gastes.
Kräftig und dolchartig waren die Zähne. Das
Licht, das von der Korridorleuchte her ins Wohnzimmer fiel, führte zu einem
gespenstischen Licht- und Schattenspiel auf dem roten, glänzenden Gesicht.
Luzifer fuhr sich
Weitere Kostenlose Bücher