131 - Pakt mit Luzifer
Luft.
Drei, vier, fünf... Klaus Bender wußte nicht,
wohin er zuerst blicken sollte.
Mark und Poul schoben ihn wie eine Marionette
über die Schwelle ins Wohnzimmer und schlossen die Tür.
Luzifer wich zurück und schloß die Fenster.
Die dämonengleichen Wesen, die er gerufen
hatte, umringten Klaus Bender.
»Nehmt ihn euch vor«, sagte die höhnische
Stimme des Teuflischen. »Zeigt ihm, was mit denen geschieht, die
vertragsbrüchig werden !«
In Benders Augen irrlichterte es.
Er starrte seine Widersacher an, die Luzifer
gerufen hatte.
Der ihm am nächsten stand, war giftgrün und
hatte das Aussehen eines Vogels. Der lange Schnabel war an verschiedenen
Stellen durchlöchert. In der nur dreifingrigen Hand hielt er eine lange
Peitsche, deren Ende mit einem hornartigen Widerhaken versehen war.
Zwei weitere Höllenwesen, grau und
übelriechend, drängten von der Seite auf ihn zu. Die Hände der fratzenartigen
Ungeheuer waren mit langen, spitzen Krallen bewehrt, mit denen sie nach ihm
griffen.
Das vierte Wesen erinnerte an eine
schuppenartige Echse mit einem dicken, glatten Schwanz, einem gedrungenen,
massigen Körper und einem furchteinflößenden Schädel, aus dem blitzschnell wie
bei einem Chamäleon eine überlange Zunge schnellte, die hart und klebrig in
sein Gesicht fuhr wie eine Peitschenschnur.
Benders Kopf flog wie von einer Faust
getroffen zurück.
Er riß die Arme hoch, um das Gleichgewicht zu
halten, und es gelang ihm, nicht zu stürzen.
Dann fielen sie über ihn her.
Klauenartige Hände fuhren scharf wie Sensen
über seinen Leib und rissen ihm das Jackett vom Körper. Sein Hemd wurde
zerfetzt.
Bender stöhnte. Zu einem lauten,
markerschütternden Schrei war er nicht fähig. Das Ganze hier in der Wohnung
spielte sich verhältnismäßig leise ab.
Die Zunge des Schuppentieres klebte noch
immer in seinem Gesicht und verschloß den Mund des Mannes, der es gewagt hatte,
den Vertrag mit Luzifer nicht ernst zu nehmen.
Bender glaubte, ein dickes, schmieriges
Pflaster auf dem Mund zu haben, das er nicht lösen konnte, obwohl er danach
griff. Er spürte die Zunge des Schrecken einflößenden Höllenwesens.
Wie an einem Band wurde er hin und her
gezogen und fürchtete, der Kopf würde ihm von den Schultern fallen. Ekel stieg
in Bender auf.
Sie traten und schlugen ihn, und Luzifer
genoß mit strahlender Miene die Qual des Mannes, der ihm untreu werden wollte.
Auch Mark Horway und Poul Sanders standen
dabei, ohne etwas zu unternehmen. Nichts in ihren Mienen regte sich.
*
»Das ist das Haus. Dort ist er verschwunden .« Larry Brent deutete auf den Häuserblock gegenüber. »Wenn
wir jetzt wüßten, wie er heißt, wäre es einfacher. Ich klappere die Stockwerke
mal ab .«
Schneider blickte an sich herunter. »Ich kann
Sie schlecht begleiten«, knurrte er. »Es ging vorhin alles viel zu schnell. Zum
Umziehen blieb keine Zeit mehr. Wenn mich jemand in diesem Aufzug sieht, dann
steht’s morgen in allen Zeitungen .«
Brent grinste. Die Lachfältchen um seine
Augen verstärkten sich. »Ist mir ganz lieb so, Kommissar. Falls es wieder
brenzlig wird und Eile geboten ist, dann ist es ganz gut, wenn Sie den Motor
schon mal laufenlassen .«
Mit diesen Worten verließ er das Auto und
blickte an der Hausfassade empor. Alle Wohnungen lagen in tiefer Dunkelheit.
Der Verfolgte mußte ohne Treppenlicht ins Haus eingedrungen sein und auch im
Dunkeln die Wohnung aufgesucht haben.
Aber eigentlich war das unlogisch. Der andere
war sich doch vollkommen sicher gewesen, nicht mehr verfolgt zu werden und ...
Larry verfolgte diesen Gedanken nicht weiter.
Er ging ums Haus herum. Auch auf dieser Seite, der Parkanlage und den
Spielplätzen zu, lagen Wohneinheiten.
Im zweiten Stock brannte hinter zwei Fenstern
Licht.
Durch das eine Fenster drang es nur gedämpft.
Ein dichtgewebter Vorhang war vorgezogen, durch das andere Fenster fiel es
heller. Schatten zeichneten sich an der gegenüberliegenden Wand ab. Mehrere
Personen waren dort versammelt. Hektische, wilde Bewegungen erfolgten, als ob
getanzt würde.
Aber da oben tanzte niemand. Man hörte keine
Musik.
Larry nagte an seiner Unterlippe.
Er mußte sich Gewißheit verschaffen. In
diesem merkwürdigen Fall paßte alles und nichts zusammen. Auch tanzende
Schatten konnten bedeutungsvoll sein.
X-RAY-3 kletterte den Baum empor, der dem
Haus am nächsten stand.
Nachdem er die ersten zwei Meter überwunden
hatte, ging es Schneller. Die Zweige und Verästelungen
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