131 - Pakt mit Luzifer
fast vor uns«, bemerkte
er leise. »Nun brauchen wir nur noch hinter ihm herzufahren. Eigentlich dürfte
jetzt nichts mehr schiefgehen, Kommissar...«
*
Petra Gerlach war wie aufgedreht. Nach der
Rückkehr in ihre Wohnung hatte sie sich noch eine halbe Stunde mit Michaela
unterhalten. Dann war die Freundin gegangen. Morgen mußte sie schon frühzeitig
aufstehen.
Ruhelos wanderte die junge Verkäuferin durch die
Wohnung und warf einen Blick ins Kinderzimmer. Die kleine Gaby schlief. Petra
Gerlach lächelte versonnen. Ihre Augen wurden feucht.
Konnte wirklich sein, was sie heute abend
gesehen, gehört und erlebt hatte?
Es kam ihr alles so unwirklich, wie ein Traum
vor.
Was war los mit Klaus? Litt er unter einer
rätselhaften Krankheit?
Er tat ihr leid. Nach dem schrecklichen,
unerklärlichen Anfall, dessen Zeuge sie beide wurden, hatte er hilflos und
bemitleidenswert ausgesehen.
Die Dreiundzwanzigjährige kleidete sich
langsam aus. Es war höchste Zeit, daß auch sie ins Bett kam. Der Tag war
anstrengend gewesen. Sie fühlte sich matt und erschöpft, aber als sie im Bett lag,
fand sie keine Ruhe.
Sie löschte das Licht und schloß die Augen.
Leise und monoton tickte der Wecker auf dem Nachttisch.
Petra Gerlach richtete sich auf, seufzte und
atmete tief durch. Sie schaltete das Licht wieder ein.
Zehn nach zwölf. Seit einer Viertelstunde lag
sie im Bett. Sie hatte das Gefühl, ein Aufputschmittel genommen zu haben.
Wieder löschte sie das Licht und legte sich
auf die Seite. Ihr Herz schlug heftig, und in ihrem Kopf summte es, als hätte
ein ganzer Hornissenschwarm sich dort verirrt.
»Verdammt«, murmelte sie ungehalten, knipste
das Licht wieder an und stieß hörbar die Luft durch die Nase.
Ein Blick auf die Uhr: Erst Viertel nach
zwölf. Genau fünf Minuten waren vergangen. Wie langsam manchmal die Zeit
dahintropfte.
Petra Gerlach stieg aus dem Bett. In einem
weißlackierten, offenen Schränkchen unterhalb der Fensterbank lagen Stöße von
Zeitschriften und Magazinen.
Sie kramte ein Magazin heraus, das schon drei
Jahre alt war, setzte sich ins Bett und blätterte Seite für Seite durch, war
aber zu aufgeregt, um sich konzentrieren zu können.
In der Mitte des Magazins befand sich ein
Farbbildbericht, den ein Reporter auf einer privaten Luxusjacht im Mittelmeer
gemacht hatte. Die Reise ging von Nizza bis Tanger. An Bord des weißen Schiffes
namens »Seal« war eine illustre Gesellschaft. Schlagersänger, junge
Schauspieler, reiche Nichtstuer. Sie alle waren Gast des Eigentümers der
»Seal«.
Ein wunderbares Schiff. Eine herrliche See.
Vom Meer aus hatte der Bildreporter eindrucksvolle Aufnahmen der Städte
Barcelona, Malaga und Palma gemacht. Landausflüge. Exklusive Bars, Barbecues.
Hier verwirklichten Menschen einen Traum. Aber dieser Traum währte nicht nur
zwei oder drei Wochen wie für einen Touristen. Dieser Traum endete für Leute
dieser Art nie. Geld müßte man haben ...
Petra Gerlach seufzte. Eine Kreuzfahrt auf
einem weißen Luxusschiff war schon lange ein Wunschtraum von ihr...
Ein Bild zeigte eine üppig gedeckte Tafel
voll ungewöhnlicher köstlicher Speisen und erlesener Weine.
Eine Gruppe von vier Personen stand im
Augenblick der Aufnahme dort.
Zwei Männer im weißen Smoking, jugendlich,
braungebrannt, gut erholt. Zwei Frauen, hinreißend schön in großer
Abendgarderobe. Die eine blond, die andere schwarzhaarig. Elegant war die
Frisur der Dunkelhaarigen. Diese Frau mit den großen Augen und dem sinnlichen
Mund wirkte anziehend und attraktiv auf den Betrachter. Petra konnte sich gut
vorstellen, daß eine solche Schönheit es leicht hatte, einem Mann den Kopf zu
verdrehen.
Die Frankfurterin seufzte. Die Menschen waren
eben verschieden. Den einen fiel alles in den Schoß, und die anderen konnten
ein Leben lang schuften und kamen doch auf keinen grünen Zweig.
Sie las die Bildunterschrift.
Dort stand: Sie nennen ihn den Lord. Das Geld
geht ihm nie aus, und die attraktive Eileen Morano ist seine ständige
Begleiterin. Er wird von seinen Freunden beneidet. Der »Lord« - sein
bürgerlicher Name lautet Berry Hawkins. Und keiner weiß, woher er kommt.
Er sah gut aus, dieser Berry Hawkins und ...
Da stutzte Petra Gerlach.
Sie sah ein zweites Mal hin, ein drittes
Mal...
Narrte sie ein Spuk?
Diese Ähnlichkeit!
Ein Doppelgänger?
Hätte sie nicht genau gewußt, daß es
unmöglich sein konnte - für sie wäre dieser Mann neben der hinreißenden Eileen
Morano, in deren
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