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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuwandten.
    Lysana, die Totenfrau!
    Kalt strich es über Janes Rücken, wenn sie daran dachte. Sie war die Schlüsselperson in diesem höllischen Spiel. Um sie drehte sich alles. Jane hatte den Schwarzen Tod und van Akkeren nicht vergessen, doch sie glaubte nicht, dass diese beiden etwas mit dem Gemälde zu tun hatten. Die Fälle waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
    Ein verlorenes Lächeln huschte über Janes Lippen, als sie die kleine Küche betrat. Auch sie gehörte zu ihrem Reich. In dem Raum war alles eingebaut worden, was zu einer Küche gehörte, und ihr Blick fiel auf die senkrechte Reihe der fünf Tonröhren, in deren Öffnungen Weinflaschen steckten. Die Hälse schauten hervor, und Jane dachte daran, dass sie zusammen mit Sarah so manchen Abend gesessen und eine Flasche Wein geleert hatten. Die Horror-Oma hatte den Rotwein geliebt, dessen Reben in der Toskana wuchsen.
    Jane holte eine Flasche hervor. Sie wollte einen Schluck auf Sarah trinken. Während sie den Korken herausdrehte, zog sie einige Male die Nase hoch und schluckte. Die Erinnerungen übermannten sie.
    Das Küchenfenster stand offen. Wie auch eine Etage tiefer aus Sarahs Küche konnte sie hier ebenfalls aus dem Fenster auf die Straße schauen, was sie auch tat.
    Das mit Wein gefüllte Glas hielt sie in der Hand, und ihr Blick schweifte hinein in die Dämmerung, die sich immer dichter zusammenzog. Es war nicht kühl, es war auch nicht warm. Über der Stadt lag eine ungewöhnlich drückende Luft, die dafür sorgte, dass jeder Mensch die Gerüche intensiver wahrnahm. Zwischendurch war ein kurzer Schauer gefallen. Das Laub der Bäume glänzte noch immer nass.
    Jane trank langsam. Sie wollte den Wein Schluck für Schluck genießen, was sie allerdings nicht schaffte. Zwar lief er so wie immer weich und angenehm über ihre Zunge, doch eine Freude über das Getränk wollte und konnte nicht aufkommen.
    Jane Collins schaute hinaus, ins Leere. Die Umrisse zogen sich zusammen, sodass die Welt vor ihr wirkte wie von einem grauen Nebelschleier umhüllt.
    Allein sein. Allein in diesem Haus, das ihr jetzt gehörte. Jane schüttelte den Kopf. Klar, sie hatte immer damit gerechnet, dass Lady Sarah einmal sterben würde, schließlich war sie recht alt geworden, aber nicht auf diese Art und Weise, sondern in einem Bett, umgeben von Freunden.
    Nichts davon war eingetreten.
    Grausam hatte der Tod zugeschlagen. Wenn Jane ehrlich und vorurteilsfrei darüber nachdachte, dann war Lady Sarahs Sterben gar nicht mal so ungewöhnlich gewesen, denn in ihrem Leben war sie oft genug in lebensgefährliche Situationen geraten, wobei sie alle Warnungen der Freunde missachtet hatte.
    Jetzt war es aus…
    Jane hob das Glas wieder an. Sie streckte dabei den rechten Arm nach vorn und über das schmale Fensterbrett hinweg, als wollte sie den Kronen der Bäume zuprosten.
    »Auf dich, Sarah«, flüsterte sie. »Und darauf, dass es dir in deiner neuen Welt gut geht.«
    Sie trank.
    Der Wein schmeckte plötzlich bitter, als wäre Gallenflüssigkeit in ihn hineingeträufelt worden. Sie musste sich schütteln und stellte das Glas ab.
    »Verdammt noch mal, warum musste das denn sein? Warum gerade diese harmlose Frau, die keinem etwas zu Leide getan hat?«
    Jane wünschte sich ihre Mörder herbei, und sie wünschte sich zugleich eine Maschinenpistole, mit der sie hier am Fenster stand und auf die fliegenden Killer zielte. Der Reihe nach hätte sie die Monster abgeschossen. Sie verzerrte ihren Mund. Sie stellte sich vor, dass die Kugeln in die Körper schlugen und sie zerfetzten.
    Es blieb ein Traum. Es würde vorerst ein Traum bleiben.
    Vielleicht bis zur nächsten Attacke eines gewissen Vincent van Akkeren, der jetzt an der Seite des Schwarzen Tods stand. Einen besseren Helfer hätte sich dieser Dämon nicht aussuchen können.
    Jane leerte ihr Glas bis auf einen kleinen Rest. Der Wein schmeckte ihr nicht mehr. Überhaupt fühlte sie sich immer schlechter. Nicht körperlich, sondern seelisch, denn sie wurde das Gefühl einfach nicht los, beobachtet zu werden.
    Irgendjemand lauerte im Hintergrund. Er hatte sich unsichtbar gemacht und beobachtete sie. Augen, die sie sahen, was umgekehrt nicht der Fall war.
    Lysana, die Totenfrau!
    Eine andere Person tauchte in ihrem Gedächtnis nicht auf. Sie war es. Sie hielt hier die Fäden in den Händen. Durch das Auffinden des Bildes hatte Lady Sarah noch für eine letzte Überraschung gesorgt. Es war ein Rätsel freigelegt worden, das Jane und ihre Freunde

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