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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehörte nicht zu den weiblichen Weicheiern. Sie stellte sich zum Schluss sogar unter die kalte Dusche, und genau das gab ihr den Schock, um richtig wach zu werden.
    Jetzt konnte sie auch wieder klar denken.
    Jane trocknete sich ab. Dabei konnte sie an nichts anderes denken als an das, was ihr widerfahren war. Sie streifte ein T-Shirt und eine dünne Hose über, die an den Knien endete.
    So verließ sie das Bad. Sie war jetzt hellwach. Schlaf würde sie wohl kaum finden.
    Sie ging durch die kleine Wohnung und blieb dort stehen, wo das Stück Holz lag, auf dem noch vor kurzem dieses Gemälde zu sehen gewesen war.
    Das heißt, es war noch immer vorhanden, aber das ursprüngliche Motiv fehlte. Sie blickte in das Gesicht des Bischofs mit dem goldenen Helm, und sie fragte sich, wen er wohl darstellen sollte.
    Eine Antwort wusste sie beim besten Willen nicht zu geben. Es war alles so anders geworden. Niemand konnte ihr etwas sagen – bis auf diese rätselhafte Frau.
    Jane trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, bevor sie wieder auf das Gesicht des Bischofs schaute. Es konnte durchaus ein Schutzheiliger sein, der durch seine Anwesenheit das Böse in Schach halten sollte, was er auch geschafft hatte.
    »Warum?«, flüsterte sie dem Bild zu und meinte in Wirklichkeit Lady Sarah, »warum hast du mir nichts davon gesagt? Verdammt, wir waren doch so vertraut miteinander. Ich verstehe das nicht. Wirklich nicht, Sarah…«
    Niemand war da, der ihr eine Antwort geben konnte. Und Lady Sarah Goldwyn erst recht nicht.
    Jane blickte über das Bild hinweg und auf das Fenster. Dahinter lag die Dunkelheit wie ein Schwamm, der alles, was in seine Nähe kam, aufsaugte.
    Da bewegte sich nichts. Da blieb es still. Die Nacht versteckte das Gute und auch das Böse.
    Sehr deutlich erinnerte sich Jane Collins an das Aussehen der nackten Frau. Sie hatte ausgesehen wie ein normaler Mensch. An ihr hatte Jane nichts Dämonisches feststellen können. Trotzdem musste sie diese Person einfach als Feindin ansehen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht für sie. Diese Frau… diese Unperson passte nicht in den Kreis der normalen Menschen hinein. Sie war einfach anders und …
    Die Gedanken brachen ab. Jane hatte den Kopf leicht angehoben und schaute nach vorn.
    Scharf saugte sie den Atem ein, und sie spürte den Adrenalinstoß, der durch ihre Adern jagte.
    Den Grund sah sie, wenn sie direkt nach vorn gegen das Fenster schaute.
    Dort war jemand.
    Sie sah ein Gesicht.
    Und es war das Gesicht der Frau aus dem Bild!
    ***
    Die Detektivin fasste sich schnell. Andere Menschen wären möglicherweise durch den Schreck in Ohnmacht gefallen. Das war bei ihr nicht so. Sie kannte sich aus, denn sie hatte schon oft in ihrem Leben besonderen Situationen gegenübergestanden.
    Vieles war nicht zu erklären gewesen. So auch das, was sie hier sah. In ihrem Innern war es kalt und heiß zugleich. Wellen schlugen in die Höhe, ebbten wieder ab, doch Jane schaffte es, einige Sekunden später einen klaren Gedanken zu fassen.
    Geirrt hatte sie sich nicht!
    Hinter der Scheibe war das Gesicht zu sehen. Zwar nicht überdeutlich und scharf konturiert, aber es war vorhanden, und es verschwand auch nicht aus dem Rechteck.
    Was tun?
    Im Hals merkte sie ein hartes Kratzen, als sie schluckte, und sie hatte das Gefühl, den Kloß nicht wegzubekommen. In ihrem Kopf drehte sich einiges. Sie stand mit beiden Beinen auf dem Boden, und doch kam es ihr vor, als sollte sie weggetrieben werden.
    Was wollte Lysana? Und wer war sie wirklich? Konnte man diese Person als einen Menschen bezeichnen, oder war sie ein Geist?
    Möglicherweise sogar ein Mittelding zwischen beiden.
    Jane Collins fand darauf keine Antwort. Wenn sie etwas erfahren wollte, musste sie sich an die Person selbst wenden, und dazu musste sie zum Fenster.
    Sie hätte ihre Waffe holen können, um sich ein wenig Sicherheit zu geben. Ein Gefühl allerdings sagte ihr, dass sie mit einer Kugel nichts gegen die Erscheinung ausrichten konnte. Die war nicht von dieser Welt. Hinter ihr standen andere Kräfte. Da hatte womöglich das Totenreich ein Tor geöffnet.
    Ein Gesicht. Umrahmt von dunklen Haaren. Eine Erscheinung, möglicherweise ein Geist und trotzdem lebendig aussehend.
    Jane huschte vieles durch den Kopf, und sie blieb stehen, als sie und Lysana nur noch die dünne Scheibe trennte.
    Jane überlegte, ob sie das Fenster aufziehen sollte. Nein, das brauchte sie nicht. Wenn Lysana ihre Wohnung betreten wollte, würde sie es auch

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