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1327 - Lady Sarahs Totenfrau

1327 - Lady Sarahs Totenfrau

Titel: 1327 - Lady Sarahs Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bei geschlossenem Fenster schaffen.
    Die Detektivin hob trotzdem den rechten Arm zuerst an, dann streckte sie die Hand vor und legte die Kuppen der Finger gegen die Scheibe.
    Eis!
    Kalt wie Eis war das Glas!
    Janes Hand zuckte zurück, als hätte sie sich die Finger auf einer heißen Fläche verbrannt. Jane war alles andere als unbedarft. Wer eine derartige Kälte ausströmte, der konnte einfach nicht zu den Lebenden gehören.
    Jane Collins war ebenfalls eine besondere Person. In ihr steckten noch latente Hexenkräfte, obwohl sie keine Hexe mehr war und diesen Zustand hinter sich hatte. Manchmal merkte sie jedoch, was sich da in ihrem Innern noch gehalten hatte.
    Auch jetzt erlebte sie das Prickeln, und sie merkte die Hitze in sich. Eine neue alte Kraft war da, und so war sie auch in der Lage, Kontakt mit Lysana aufzunehmen.
    Jane wollte das Fenster nicht öffnen, aber sie wollte einen Kontakt herstellen und war davon überzeugt, dass sie dies auch auf geistiger Ebene schaffte.
    »Du bist Lysana…?«
    Stille. Keine Botschaft in ihrem Kopf.
    Aber sie sah eine Reaktion, denn die Lippen der anderen verzogen sich zu einem Lächeln.
    »Bist du die Totenfrau?«
    »Ja, die bin ich. Ich habe mein eigenes Reich im Jenseits. Ich habe es mir geschaffen. Ich bin Göttin und Totenfrau zugleich, denn ich begleite diejenigen in mein Reich, die gestorben sind und eine Verbindung zu mir hatten.«
    »Wie Sarah?«
    »Sie besaß das Bild. Also gehört sie dazu. Ich habe sehr lange warten müssen, um wieder meiner Aufgabe nachkommen zu können. Man hat mich gefangen gehalten. Das ist nun vorbei. Jetzt ist der Weg frei, und das Tor zu meinem Totenreich steht offen.«
    »Dann willst du Sarah holen?«
    »Bestimmt…«
    Jane ballte ihre Hände zu Fäusten. »Wann denn? Sag mir, wann wird dies geschehen?«
    Lysana bewegte den Mund. Doch Jane hörte keine Antwort in ihrem Kopf. Sie sah nur dieses wissende Lächeln, und darüber ärgerte sie sich. Sie wurde hier zum Narren gehalten, aber sie konnte die Totenfrau auch nicht zu einer Antwort zwingen, denn Lysana war Jane in allem stark überlegen.
    Und sie bog sich zurück. Es war kein Laut zu hören. Sie berührte nicht den Erdboden. Sie blieb schwebend in der Luft. Es war ein wundersames Gleiten, und Jane kam der Vergleich mit einem nackten Engel ohne Flügel in den Sinn, der sich entfernte.
    Wohin?
    Hinein in die Dunkelheit der Nacht, die allerdings an einer bestimmten Stelle einen Grauschimmer erhalten hatte und dabei so aussah wie eine in der Luft schwebende Nebelbank, die leicht durchsichtig war. Jane konnte sehen, was sich in ihrem Innern abzeichnete. Für sie war es kaum fassbar, und doch bildete sie sich nichts ein.
    Lysana hatte etwas mitgebracht.
    Inmitten der Nebelwolke malten sich die geisterhaften Gestalten ab, die fast an gespenstische Leibwächter erinnerten. Es mussten die Geister der Toten sein, die Lysana schon vor Jahrtausenden gesammelt hatte…
    ***
    Ob diese Vermutung der Wahrheit entsprach, konnte Jane Collins nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber welche andere Möglichkeit gab es? Lysana selbst hatte ihr vor Sekunden eine entsprechende Erklärung gegeben. Ein offen stehendes Tor zum Totenreich, durch das Lysana getreten war und diejenigen mitgebracht hatte, die zu ihr gehörten.
    Jane staunte dieses unheimliche Bild an. Da war nichts Normales mehr zu sehen. Es gab keine echten Körper, nur Umrisse, und in der Mitte Lysana. Klar, unheimlich und gespenstisch kam ihr die Szene vor. Der Nebel hing als Fremdkörper zwischen den Bäumen.
    Vor seinem Hintergrund zeichneten sich die Totengestalten etwas heller ab, sodass sie gut zu erkennen waren. Wie Körper, die kurz vor der Auflösung standen, um eins zu werden mit dem Nebel.
    Ebenso wie Lysana, die sich zurückgezogen hatte und ihre Gestalt nicht mehr so dicht vor der Scheibe präsentierte.
    Dann zog sie sich ganz zurück.
    Der Nebel zwischen den Bäumen begann zu kreisen. Es entstand kein Laut. Die Wirbel drehten sich auf die Gestalten zu, die vom Dunst umklammert wurden und nicht mehr freikamen.
    So kam, was kommen musste. Alle Gestalten, die Jane zuvor noch gesehen hatte, lösten sich plötzlich auf. Es gab keine Reste mehr. Sie blickte hinein in die normale Nacht, und sie schaute zudem gegen das feuchte und glänzende Laub.
    Sekunden später war der Spuk verschwunden. Völlig normal lag die Straße wieder vor ihr, und Jane Collins schüttelte ein paar Mal den Kopf. Sie verzog die Lippen, doch es war kein echtes Lächeln,

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