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1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd

1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd

Titel: 1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr, als sie mir gegenüber zugegeben hat. Im Moment möchte ich sie noch in Ruhe lassen.«
    »Okay, wie du willst.«
    Suko war mit seiner Telefoniererei fertig. Seinem Gesicht sah ich an, dass er zufrieden war.
    »An wen müssen wir uns wenden?«
    »Der Kollege Murphy leitet die Ermittlungen. Es ist zwar nicht sein Revier, wo die Tat passierte, aber in der Urlaubszeit springt man oft über den eigenen Schatten.«
    »Okay, dann lass uns mal fahren.« Auch ich war zufrieden, denn mit Murphy waren wir bisher immer gut ausgekommen…
    ***
    »Ich wusste doch, dass Sie beide auftauchen«, sagte Inspektor Murphy und grinste uns an. »So etwas kann einfach nicht geheim bleiben.«
    »Stimmt«, erklärte ich. »Nicht bei einer derartigen Leiche.«
    Er nickte. »Ja, das ist schon seltsam.«
    Murphy war ein Mann um die Vierzig. Er sah immer etwas müde aus. Es mochte an seinem dunkelblonden Oberlippenbart liegen, der an den Seiten immer etwas traurig nach unten hing.
    Verabredet hatten wir uns in der Pathologie. Es war ein Ort, den ich nicht mochte. Ganz im Gegensatz zu den Ärzten, die hier arbeiteten. Unter ihnen gab es einige, die recht fröhlich waren und ihr Essen zu sich nahmen, wenn die anderen Kollegen dabei waren, eine Leiche zu sezieren. Ich hatte mal einen der Ärzte darauf angesprochen und eine lapidare Antwort erhalten.
    »Was wollen Sie denn, Mr. Sinclair. Im Gegensatz zu Ihnen kann der Tote mir nichts mehr wegessen.«
    »Das stimmt. Nur nehme ich meine Nahrung lieber in einem Restaurant zu mir.«
    »Die Zeit habe ich leider nicht.«
    Jetzt aber hatten wir Zeit. Auch unser Kollege, der alles andere als glücklich aussah, weil er uns nicht weiterhelfen konnte.
    »Die Untersuchungen sind eben noch nicht abgeschlossen. Es wird wohl eine Weile dauern, bis wir sie auf dem Tisch haben können.«
    »In etwa wird man uns schon etwas sagen können, hoffe ich.«
    »Ihr Wort in des Pathologen Ohr, Sinclair.«
    Es wurde kühler, je mehr wir uns dem eigentlichen Zentrum näherten. Ich empfand die Kälte hier nie als normal. Mir kam sie immer unnatürlich vor, und der Begriff Totenkälte wollte mir dabei ebenfalls nicht aus dem Sinn.
    Der Mediziner, der uns erwartete, hieß Dr. Shafter. Er saß in seinem Büro, machte Pause und las Zeitung. Als wir eintraten, ließ er das Blatt sinken.
    Dr. Shafter war ein kleiner Mensch um die 50. Auf seinem Kopf war das Haar schon etwas schütter. Er hatte dunkle Augen, und sein Kinn wurde von einem gestutzten Knebelbart verziert.
    Als wir eintraten, lachte er: »Sie also sind die beiden Geisterjäger. Freut mich, Sie mal persönlich kennen zu lernen. Gehört habe ich schon etwas von Ihnen.«
    »Das lässt sich manchmal eben nicht vermeiden.«
    »Stimmt.« Er deutete auf zwei Besucherstühle aus weißem Kunststoff. »Wollen Sie sich noch etwas hinsetzen, oder sollten wir sofort zur Sache kommen?«
    »Uns wäre das Zweite lieber«, sagte Suko.
    »Einverstanden.« Dr. Shafter starrte für einen Moment versonnen auf seine Schreibtischplatte. »Das ist schon seltsam mit dieser Toten. So was habe ich auch noch nicht erlebt.«
    »Können Sie schon etwas sagen?«, fragte Suko.
    »Nein.« Er winkte übertrieben ab. »Auf keinen Fall kann ich das. Erst muss ich die genaue Untersuchung abwarten.«
    »Auch nicht im Groben?«
    »Derartige Analysen gebe ich ungern ab.«
    Kollege Murphy stand uns zur Seite. »Ich habe allerdings schon Ausnahmen bei Ihnen erlebt, Doc.«
    »Selten, sehr selten, mein Lieber.«
    »Wollen wir nicht lieber gehen?«, fragte ich.
    »Ja, ja, kommen Sie mit.«
    Ein kahler Gang nahm uns auf. Neonlicht, das von der Decke strahlte. Es war eine Welt, die mir nie gefallen würde, die es aber auch geben musste, denn die Arbeit der Pathologen ist sehr wichtig.
    Oft genug werden gerade durch sie Verbrecher überführt.
    »Wir haben die Tote in einen Extraraum gebracht«, erklärte uns der Doc. »Einer für besondere Fälle.«
    »Und das ist bei der Leiche natürlich der Fall.«
    »Klar, Mr. Sinclair.«
    Vor der Tür des Raumes blieben wir einen Moment stehen, weil der Pathologe erst einen Schlüssel aus der Tasche holen musste. Etwas umständlich schloss er auf, ging vor und schaltete das Licht in der fensterlosen Kältekammer ein.
    Zwei Tische aus Metall standen dort. An beiden waren Ablaufrinnen angebracht worden. Immer wenn ich sie sah, bekam ich einen trockenen Hals. Es gab auch Instrumente, die hinter den Glastüren der Schränke standen, und auch Schubkühlfächer an einer Wand.

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