1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd
fühlte sich bemüßigt, uns noch etwas mitzuteilen. »Es hört sich zwar abgedroschen an, aber für meine Mitarbeiter hier lege ich die Hände ins Feuer. Für keinen gibt es einen Grund, ein Beweisstück zu stehlen. Und wenn jemand hier aus der Truppe heiraten will, dann sicherlich nicht im Hochzeitskleid einer Toten. Um es kurz zu machen! Ich habe einfach keine Idee.«
»Das können wir verstehen«, sagte ich.
»Dann haben Sie uns nicht in Verdacht?«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Das beruhigt mich etwas. Damit ist nicht die Frage geklärt, wer das Kleid gestohlen hat.«
»Genau darum werden wir uns kümmern.«
»Haben Sie einen Verdacht?«
Ich hob nur die Schultern.
Shafter gab noch nicht auf. »Nennt man Sie nicht den Geisterjäger, Mr. Sinclair?«
»Das stimmt schon. Nur bezweifle ich, dass das Kleid von einem Geist gestohlen wurde.« Die Antwort hatte ich zwar gegeben.
Hundertprozentig sicher war ich mir aber nicht, denn ich wusste verdammt genau, dass es andere Mächte und Kräfte gab, die das eigentlich Unmögliche möglich machten. Nur wollte ich darüber mit dem Arzt nicht diskutieren. Das war allein eine Sache für Suko und mich.
Shafter rückte noch mit einem letzten Vorschlag heraus. »Ich werde natürlich dafür sorgen, dass alles in diesem Institut untersucht wird. Es wird nur etwas dauern. Wenn Sie so lange bleiben wollen…«
Ich schüttelte den Kopf und sprach bei der Antwort für meinen Freund Suko gleich mit. »Nein, nein, das ist nicht gut. Wir haben auch keine Zeit. Sollten Sie wirklich etwas finden, werden Sie uns bestimmt Bescheid geben, denke ich.«
»Das versteht sich von selbst.«
Hier gab es nichts mehr zu tun, und so verließen wir das Institut.
An der Tür verabschiedeten wir uns von Dr. Shafter, dessen Gesicht noch immer betreten aussah.
»Sie brauchen sich dafür nicht zu entschuldigen«, sagte Suko.
»Gehen Sie davon aus, dass hier Kräfte am Werk sind, die den normalen oftmals überlegen sind.«
»So denke ich mittlerweile auch.«
Er verabschiedete sich von uns mit Handschlag. Die Haut auf der Innenseite seiner Hände war feucht. Auch der Arzt stand unter starkem Druck.
»Okay, hier sind wir weg«, sagte Suko. »Und wie geht es bei uns jetzt weiter.«
»Ich habe noch keine Ahnung.«
»Das ist nicht gut.« Er lächelte und meinte: »Alles dreht sich um das Kleid. Aber ich denke da an einen Namen, über den wir mehr herausfinden sollten.«
»Corinna Moncour?«
»Wer sonst. Ihr hat das Kleid doch gehört – oder?«
»Ja, sie hat es als Erste getragen.«
»Vielleicht kommen wir über sie weiter. Es kann sogar sein, dass es ein berühmter Name ist.«
Damit lag er gar nicht mal daneben. Auch ich hatte mich schon mit dem Gedanken beschäftigt. Das Herumwühlen in der Vergangenheit hatte uns schon öfter etwas gebracht. Da hatten wir dann zumeist auf die Hilfe unserer Freundin Sarah Goldwyn zählen können, deren Fundus ja unglaublich gewesen war. Jane Collins hatte ihn mittlerweile übernommen. Auch sie würde uns vielleicht weiterhelfen können.
Inzwischen hatten wir den Rover erreicht. Wir standen uns gegenüber und schauten uns über das Dach hinweg an. »Es geht um das Kleid und um dessen Trägerin. Marietta Harper zog es in der Nacht über. Ob freiwillig oder nicht, möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Was passiert also mit einer Person, die das tut? Sie gerät in den Bann des Kleides. Sie verbrennt innerlich. Das Kleid sorgt dafür. Es selbst bleibt unangetastet. Wie ist das möglich?«
»Durch die Macht des Teufels«, erwiderte Suko lakonisch. »Denk daran, wer es genäht hat.«
»Ja, das tue ich. Aber ich denke auch an eine andere Person. Welche Rolle spielt Margot Kiddy?«
»Sie hat Probleme. Sie hat dich geholt, weil ihr das Kleid gestohlen wurde.«
»So sieht es aus.«
Suko lächelte breit. »Aber du glaubst ihr nicht?«
»Nein, nicht mehr. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckt. Oder etwas anderes. Ich kann es leider nicht genau sagen. Mich würde auch interessieren, wie sie an das Kleid herangekommen ist und ob sie Marietta Harper gekannt hat.«
»Kein Problem. Wir werden hinfahren und sie fragen. Ich bin auch gespannt auf diese Person. Allerdings auch auf die Menschen, die Marietta Harper nahe gestanden haben. Auf Ihren Bräutigam, auf die Eltern und Geschwister. Es hätte ja eine Hochzeit geben sollen. Um diese Seite haben wir uns noch nicht gekümmert. Wir sind auch nicht in dem Schloss gewesen, in dem die
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