1332 - Die Höhlen der Ewigkeit
einlullen und gefügig machen sollten. Über Salaam Siin und seine psionische Sangeskunst hatte ich genug von Kera-Hua-Zatara erfahren. Ich schloß meine Augen und konzentrierte mich ganz auf die Innere Ruhe. Der psionische Gesang wurde intensiver, aber seine Kraft prallte an mir ab. „Nun könnt ihr ihn fragen", meinte Salaam Siin dann. „Ihr werdet die gleichen Antworten bekommen wie zuvor", sagte ich schnell, denn der Druck durch den Gesang wurde fast unerträglich. Und das durfte ich mir nicht anmerken lassen. „Meine Innere Ruhe macht mich immun gegen diese psionische Gedankenspritze."
Salaam Siin mußte zugeben, daß er nichts ausrichten konnte. Er brach den psionischen Gesang ab, und ich fühlte mich bedeutend wohler in meinem alten Chitinpanzer. „Du wirst mir allmählich etwas unheimlich, Alter." Tekeners Augen bildeten schmale Schlitze. „Salaam kann noch mehr. Es ist also besser, wenn du freiwillig antwortest."
„Ich habe auch keine Angst vor dem Gesang des Todes, den er Nambaq siwa nennt", gab ich offen zu. „Nun staunt ihr sicher, daß ich auch das weiß. Ich weiß noch mehr. Es ist besser für euch, wenn ihr fair mit mir und Kera-Hua-Zatara zusammenarbeitet, denn sie weiß fast alles. Sie kann räumlich nahe und ferne Geschehnisse empfangen, und auch solche aus der jüngeren Vergangenheit oder der nahen Zukunft." Ronald Tekener trat spontan auf mich zu und nahm meine Hand. „In Ordnung, Jeo. Aber ich warne dich. Wir können uns sehr gut wehren. Wenn du uns hintergehst, dann könnte das böse Folgen haben."
„Ich brauche nur an die toten Somer denken, um zu wissen, daß ihr nicht ispaßt." Nun reichte mir auch Roi Danton die Hand. Salaam Siin signalisierte mit einer Geste sein Einverständnis. „Hört zu, ihr Freunde auf Zeit", fuhr ich fort. „Ich danke euch für euer Entgegenkommen. Die Sache mit dem Eis ist mein bitterer Ernst. Ich bin mir' nicht einmal sicher, ob ich es noch rechtzeitig beschaffen kann, denn Kera-Hua-Zatara hat bereits ihren Tod prophezeit. Ich hoffe sehr, daß sie da eine falsche Zukunft gesehen hat.
Und um euch meinen guten Willen zu beweisen, so verrate ich euch, daß der Anführer der somischen Kämpfer für euch kein Unbekannter sein kann. Er ist ein unerbittlicher Jäger. Das hat Kera-Hua-Zatara mir gesagt. Und sein Name lautet Lainish."
Nun zuckten die beiden Terraner deutlich zusammen. „Lainish ist hier im Labyrinth?" fragte mich Roi Danton noch einmal. „Er ist hier", entgegnete ich. „Ich habe ihn selbst gesehen. Er hat sein Quartier in der siebten Etage aufgeschlagen.
Wahrscheinlich wartet er die Nacht ab, bis er die Suche nach euch fortsetzt. Ich sage euch noch etwas. Ihr habt wohl die Unterlagen über die Höhlen der Ewigkeit beim Kampf mit den Wachposten verloren. Und damit auch die Angaben über den Ort, auf dem ein Raumschiff mit dem Roboter Sab-17 wartet."
„Er kann wirklich hellsehen!" staunte der Narbige. Sein Tonf all war jetzt aber sehr freundlich. „Ich kann nicht hellsehen. Kera-Hua-Zatara kann es wohl. Ich habe das Raumschiff selbst gesehen. Ich habe auch mit dem Roboter gesprochen. Aber den Weg dorthin hat mir meine Freundin, die sprechende Pflanze Kera-Hua-Zatara, genannt. Wenn ihr mir helft, führe ich euch zu diesem Raumschiff. Und ihr könnt mir glauben, daß wir dabei Lainish nicht begegnen, denn ich kenne hier buchstäblich jeden Stein."
„Du bist unser Mann!" Ronald Tekener hieb mir noch freundlicher auf die Schulter. „Du kannst mich Tek nennen."
„Dann ist wohl alles gesagt", meinte ich. „Folgt mir zu Kera-Hua-Zatara. Wir gehen einen Weg, den Lainish und seine Helfer bestimmt nicht kennen. Benutzt euer künstliches Licht nur sehr sparsam, denn es gibt Schächte, die durch alle elf Ebenen der Höhlen der Ewigkeit reichen.
Unterwegs zeige ich euch, wo das Wasser ist. Und ihr macht daraus Eis, das wir zu meiner kleinen Kera bringen. Ist das so in Ordnung, Tek?"
„Es ist in Ordnung, alte Ameise." Ich spürte, daß Tek auch das freundlich meinte. „Ich wüßte nicht, was wir getan hätten, wenn du nicht zu uns gekommen wärst. Bitte geh voran."
Für den Rückweg mußte ich eine andere Route wahlen. Einmal mußte ich den Schächten ausweichen, die bis in die siebte Etage oder weiter nach oben reichten, denn die Geräusche, die meine Begleiter sicher verursachen würden, konnten Lainish und seine Kämpfer herbeilocken.
Außerdem mußte ich zu einem Wasserloch. An den See, der für das Endspiel präpariert worden war,
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