1332 - Die Höhlen der Ewigkeit
wagte ich mich nicht heran.
Ich staunte, wie gewandt und leise sich die Terraner und der Ophaler bewegen konnten. Es mußte sich um geschulte Kämpfer handeln.
Meine Vorsicht erwies sich schon bald als überflüssig, denn ein Brausen entstand in den Höhlen der Ewigkeit. „Was ist das, Jeo?" fragte Tek. lch gab ihm zu verstehen, daß sie wärten sollten. Ein gebogener Quergang führte von hier zu einem Guckloch, von dem aus ich das Tal überblikken konnte. Was ich sah, versetzte mich in Erstaunen. Über der Oberfläche von Ijarkor tobte ein Sturm. Der Himmel war von dunklen Wolken behangen, die den Blick auf den Planeten Som versperrten.
Windböen rissen den Mondstaub in die Höhe und ließen ihn im fahlen Grünlicht verrückte Reigen tanzen. Das Unwetter erstreckte sich so weit, wie ich sehen konnte. Der Palast des Kriegers lag nun unter einem zusätzlichen Schirmfeld, das dort die künstlich stabilisierte Atmosphäre beruhigte.
Die Nebenerscheinungen dieses Stauborkans erzeugten also das Brausen und Heulen in den Schächten der Höhlen der Ewigkeit. Ein solches Naturereignis war auch für mich vollkommen neu. Ich schrieb es ebenfalls dem Chaos zu, das die Sänger von Ophal ausgelöst hatten.
Rasch kehrte ich zu meinen Freunden auf Zeit zurück und berichtete von meinen Beobachtungen. Salaam Siin bestätigte meine Schlußfolgerungen über die Nebenwirkungen aus dem Gesang der Ophaler.
Dann setzten wir.unseren Weg fort. Das Rumoren im Boden des Mondes wurde wieder stärker.
Es beunruhigte mich jetzt doch, und ich ließ dies meine drei Begleiter wissen. „Es wird nichts passieren", behauptete der Ophaler.
Endlich erreichten wir die Wasserstelle. Die beiden Terraner füllten zwei Säcke mit Wasser und brachten dann das gebogene Metallstück eines Aggregats ihrer Körperausrüstung darin an. „Bis wir bei deiner Kera-Hua-Zatara sind", meinte Tek, „haben wir zwei große Eisklumpen. Los, vorwärts!"
Mir kam das etwas unheimlich vor, aber ich kramte in meinen Erinnerungen. Dabei fiel mir ein, daß meine Eltern damals auf Pailliar auf eine ähnliche Art Eis hergestellt hatten, das sie für die Frischhaltung von Nahrung verwendet hatten. Nun war wieder die Innere Ruhe in mir.
Wir erreichten meine Wohnhöhle. Die Leuchtschwämme an den Wänden strahlten bei meiner Ankunft von allein heller. Auch das war eine Wirkung der Inneren Ruhe. Die Terraner staunten sichtlich. Der Ophaler verhielt sich ruhig und abwartend.
Ich zeigte ihnen meine Kera. An deren Aussehen hatte sich seit meinem Weggang fast nichts verändert. Ich meinte, daß die Blätter noch etwas müder nach unten hingen, aber da konnte ich mich auch irren. „Und was nun?" fragte Tek. „Packt ihren Stamm in das Eis", verlangte ich automatisch. Ich wußte nicht, wie ich auf diesen Gedanken kam, der mir eigentlich unsinnig erschien. Oder war da eine Stimme in mir, die mir diese Worte eingab? „Und den Rest legt auf den Boden zu ihren Wurzeln."
Tek schüttelte den Kopf. „Damit würden wir sie endgültig zum Absterben bringen, Jeo."
„Kera-Hua-Zatara ist keine Pflanze in deinem Sinn", widersprach ich. „Sie ist ganz anders. Tut bitte, was ich sage."
Die beiden Terraner schüttelten noch immer den Kopf, aber sie taten, was ich verlangt hatte.
Kurz darauf war die untere Hälfte Keras vom Eis umhüllt.
Die Reaktion kam prompt. Kera-Hua-Zatara zerfiel zu dunklem Staub, der schnell im Eis versickerte. Kaum war sie verschwunden, da schoß ein neuer Stamm aus den Eisbrocken in die Höhe. Während die letzten Stücke des gefrorenen Wassers mit rasender Geschwindigkeit tauten, bildete sie sich neu. Ihre vier dunkelgrünen Blätter sprossen aus einer Übergangsknospe und entfalteten sich. Danach reckte sich der neue und noch geschlossene Blütenkopf in die finstere und stürmische Nacht der Höhlen der Ewigkeit.
Die Terraner stießen Laute der Verblüffung aus, und ich sagte zufrieden; „Glaubt ihr mir nun, daß sie ganz anders ist?"
Der Blütenkopf entfaltete sich zu der mir bekannten Form. Der Rotschimmer war nun aber deutlich matter. „Kera-Hua-Zatara!" rief ich. „Hörst du mich?"
„Natürlich, alter Höhleneremit", antwortete sie ohne Zögern. „Ich habe mich regenerieren können. Danke für das wunderbare Eis. Ich wußte nicht, ob du das schaffen würdest. Es war unmöglich, diese junge Zukunft zu erkennen. Ich sehe, du hast ein paar Gäste mitgebracht. Ich begrüße die Terraner Roi Danton und Ronald Tekener und den Meistersinger Salaam
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