1336 - Die Dämonen-Bande
beschrieben.«
»Alles kann eintreffen. Es gibt einen Umbruch. Die Dinge sind in Bewegung gekommen. Sollte es van Akkeren gelingen, einen Sieg zu erringen, sieht es sehr finster aus. Auf der einen Seite das mächtige Skelett, auf der anderen Baphomet. Ich würde dabei von einer wirklich unheiligen Allianz sprechen.«
»Das sehe ich auch so. Vielen Dank für die Warnung.«
»Bis später.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, schaute Suko mich an. »Das ist ein verdammt langes Gespräch gewesen.«
»Es musste sein.«
»Hast du den Eindruck gehabt, dass unser Freund dir glaubt?«
»Bestimmt.«
Suko fuhr mit seinem Stuhl zurück. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Und nun stelle ich die berühmte Frage, John Sinclair. Was sollen wir tun?«
»Und von mir bekommst du die ebenfalls berühmte Antwort: Ich weiß es nicht. Ich weiß wirklich nicht, wo wir anfangen sollen. Unsere Gegner sind wie Fische und uns durch die Hände geglitten. Was wir tun konnten, haben wir getan.«
»Alles korrekt. Aber ich möchte dich noch etwas fragen, denn darüber denke ich auch nach.«
»Raus damit.«
»Bist du sicher, dass unser Freund Saladin seine Brücken hier in London abgebrochen hat?«
Ich überlegte nicht lange und sagte: »Das müsste er, wenn ich seinen Plan richtig interpretiere. Was soll er hier in London? Auch van Akkeren hat hier nichts zu suchen. Gemeinsam werden sie versuchen, das Templer-Kloster zu zerstören.«
Ich winkte ab. »Aber so kriegerisch will ich das nicht mal sehen. Zumindest werden sie versuchen, die Menschen dort unter ihre Kontrolle zu bekommen.«
»Durch Hypnose…?«
Ich presste die Lippen zusammen. Einen Moment später nickte ich, und es war mir verdammt unwohl dabei…
***
Saladin fühlte sich wie in eine Welt voller Wunder versetzt. Er hatte es aufgegeben, über gewisse Tatsachen nachzudenken. Er nahm sie schlichtweg hin, aber er musste einsehen, dass er sich überschätzt hatte im Vergleich zu dem, was die andere Seite schaffte, die jetzt zu seinen Verbündeten zählte.
Zwar war er in der Lage, Menschen in seine Gewalt zu bringen, aber eines hatte er nie geschafft: Von einem Punkt zum anderen innerhalb einer kurzen Zeitspanne zu reisen. Er hatte stets ein normales Verkehrsmittel nehmen müssen.
Nicht aber in einer Welt, die in einer anderen Dimension lag. Da galten die Gesetze nicht mehr, denn der Spiegel war zugleich ein magisches Tor, durch das beide hindurchtreten konnten.
Saladin dachte darüber nach, wie das passiert war. Er und van Akkeren waren auf den Spiegel zugegangen, als wollten sie den Schwarzen Tod begrüßen und anfassen, aber das traf nicht zu. Er war da und trotzdem unnahbar. Sie hatten erleben müssen, dass der Spiegel nicht fest war. Er hatte sie praktisch aufgesaugt und sie dort hintransportiert, wo sie sich momentan befanden.
Saladin spürte die Sitzfläche des Stuhls unter sich. Er sah sich noch immer nicht in der Lage, ein Wort zu sagen. Die Augen hielt er geschlossen und konzentrierte sich auf das, was um ihn herum passierte. Er hörte die Stimmen der Menschen. Sie drangen ebenso an seine Ohren, wie der Wind in sein Gesicht fächerte. Er spürte auch die Wärme, die ihn umgab, und wusste, dass sie sich aus dem herbstlich-kühlen London entfernt hatten.
»Schläfst du?«
»Nein.«
»Aber du hältst die Augen geschlossen.«
Saladin lachte. »Das stimmt. Ich halte sie geschlossen. Wobei ich mich frage, ob ich einen Traum erlebe oder mich noch in der Wirklichkeit bewege.«
»Du bist in der Wirklichkeit, mein Lieber. Alles, was du erlebt hast, ist auch so geschehen. Nichts, aber auch gar nichts hast du geträumt. Reicht dir das?«
»Ja, es reicht. Ich wollte es nur noch mal von dir bestätigt haben.«
Saladin öffnete die Augen und fand sich in der Wirklichkeit wieder, vor der er vor kurzem noch die Augen geschlossen hatte.
Er und van Akkeren saßen auf Stühlen. Und die gehörten zu einem runden Bistrotisch, der draußen vor einem Café stand, dessen Tür und Fenster geöffnet waren. So nahmen sie auch die Gerüche wahr, die aus der kleinen Küche drangen, und rochen auch den Duft eines starken Kaffees. Zwei Tassen standen vor ihnen.
Kleine Tassen, denn jeder hatte sich einen doppelten Espresso bestellt.
Die Sonne hatte sich zwar zurückgezogen, aber sie schickte letzte warme Strahlen in die Altstadt von Alet-les-Bains hinein, wärmte noch mal die Mauern der Häuser und auch das leicht unebene Pflaster der schmalen Gassen, die sich wie Adern durch
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