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134 - Geister im Grand Hotel

134 - Geister im Grand Hotel

Titel: 134 - Geister im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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aus den anderen Zimmern gelockt wurde.
    Es schien, als höre nur sie das Schreien und
würde von diesem angelockt.
    Die Fliehende verschwand taumelnd und unter
dem Knallen der Peitsche um die Gangbiegung.
    Auch Angie Roith erreichte diese Stelle,
prallte zurück wie vor einer unsichtbaren Mauer und wäre fast gestürzt, als
sich plötzlich die steil nach unten führende Treppe vor ihr auftat.
    Der Frau stockte der Atem.
    Wo befand sie sich?
    Das war doch nicht mehr das »Grand Hotel«?
    Zum Denken und Begreifen kam sie nicht mehr,
weil alles drunter und drüber ging.
    Sie erhielt einen Stoß in den Rücken, schrie
auf und taumelte nach vorn.
    Geistesgegenwärtig streckte sie noch die Arme
aus und versuchte sich mit den Händen an der rauhen Kellerwand abzustützen.
    Angie Roith stolperte drei, vier Stufen nach
unten, knickte noch ein und verstauchte sich den Fuß.
    Ein schmerzliches Stöhnen entrann ihren
Lippen, und sie ging in die Hocke.
    Ihr Kopf flog herum.
    Da war der Fremde auch schon über ihr.
    Er hatte halblanges schwarzes Haar, ein
gerötetes Gesicht und roch nach Schweiß und Alkohol.
    Gekleidet war der Fremde wie ein Landsknecht
aus einem früheren Jahrhundert.
    Er war muskulös, rauhbeinig und riß die
schlanke Amerikanerin mit scharfem Ruck in die Höhe, daß sie meinte, ihr würden
sämtliche Knochen gebrochen.
    »Wer sind Sie ... ?« stammelte die Frau. »Was wollen Sie von mir ?«
    Sie fragte es in ihrer Muttersprache und
wiederholte es stammelnd in deutsch.
    Der vierschrötige Kerl riß sie vollends vom
Boden empor und warf sie über seine breite Schulter. Er schleppte sie in die
Dunkelheit hinab.
    Angie Roith schrie wie am Spieß und trommelte
ihrem unheimlichen Entführer auf den Rücken.
    »Lassen Sie mich los !«
    Der andere lachte nur grölend, und die Blicke
der hilflosen, verzweifelt und sinnlos sich Wehrenden gingen ins Leere.
    Immer mehr entfernte sie sich von dem
Eingang, der wie ein schummriges Rechteck oben zurückblieb.
    Angie Roith begriff die Welt nicht mehr.
    Wo war sie hingeraten? Welches Tor hatte sie
passiert? Sie war von einem Moment zum anderen in eine Welt geraten, in der
sich Menschen bewegten, die es schon lange nicht mehr geben durfte.
    Ihr Herz schlug wie rasend, ihr Körper war
schweißgebadet.
    Sie zitterte wie Espenlaub und meinte, jeden
Augenblick den Verstand verlieren zu müssen.
    Was erwartete sie in der Tiefe, und wo kam
der Keller her?
    Kommissar Lutgen kam ihr in den Sinn und seine
Andeutung, von dem »lockenden Spuk«.
    Das war die Lösung!
    Sie erlebte das gleiche wie Marion Graim, wie
Clark Hovton und Dietmar Einen ... Nun war sie an der Reihe!
    Sie begriff noch nicht die Hintergründe,
erfaßte aber instinktiv, daß die undurchsichtige und unerklärliche Situation,
in die sie geraten war, tödlich für sie enden mußte.
    Was sie jetzt erlebte, war so unglaublich, so
ungeheuerlich, daß niemand es ihr abnahm, wenn sie davon erzählte.
    Dies war das »Grand Hotel«, und doch war es
gleichzeitig ein anderes Gebäude!
    Diesen Kellerabgang gab es in dieser Form
nicht...
    Aber das Gewölbe, durch das sie nun getragen
wurde, existierte in direkter Linie unter der Freiterrasse.
    Die Mauern rochen allerdings nicht so muffig
und waren nicht feucht. Dieses Gewölbe schien uralt zu sein.
    Durch den Keller hallte noch immer das Schreien der Fremden und das Knallen der Peitsche.
    Der unheimliche, gespenstische Entführer
schleppte sie durch eine Gangabzweigung.
    Hier waren an den Wänden Fackeln befestigt,
die einen unruhigen Lichtschein an die grobgemauerten Quaderwände warfen.
    Fackeln im »Grand Hotel«!
    Angie Roith wußte überhaupt nicht mehr, was
sie von allem halten sollte.
    Hier unten lagen Räume, die diese Bezeichnung
nicht verdienten. Es waren Verliese - wahre Folterkammern.
    Da standen Streckbänke, hingen lange Eisen
mit Widerhaken und Schlaufen an den Wänden, spitze, nagelartige Gebilde, mit
denen Gefangenen die Augen ausgestochen wurden.
    Mitten in einer Kammer, in die sie zwischen
rostigen Gitterstäben hineinblicken konnte, war an einen Pfahl eine junge Frau
gebunden, die ihr vor wenigen Minuten oben vor der Treppe begegnet war.
    Aber wie sah sie jetzt aus!
    Das Kleid war ihr vom Körper gerissen worden
und lag als Knäuel in einer Ecke.
    Sie war mit einem dicken Tau, das um ihre
Armgelenke geschlungen war, an den Pfahl gebunden.
    Ihre Unterkleidung war zerfetzt, und blutige
Striemen liefen über ihren Körper.
    Vor ihr stand ein Kerl, der in

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