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137 - Insel des Grauens

137 - Insel des Grauens

Titel: 137 - Insel des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
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keine noch so laute Musik aus der Welt schaffen.
    Martinelli seufzte und hob seine Hände abwehrend in die Höhe.
    Eigentlich wußte er nur, daß nicht er der Mörder war. Das Telefon läutete und lenkte ihn ab. Dann hörte er nacheinander die Motoren von John Humes Flugzeug aufdröhnen und sagte sich, daß die Polizei davon schwerlich entzückt sein würde. Aber vielleicht machte der Pilot nur einen Probelauf. Dann kam der Küchenchef und verwickelte ihn in ein langes Gespräch über Essen und Materialeinkauf. Der Direktor war froh darüber, aber die abgrundtiefe Stimmung kam zurück, als Dottore Alberto an die offene Bürotür klopfte, auf sein Nicken hereinkam und sagte: „Es sieht nicht gut aus, Herr Direktor."
    „Wie meinen Sie das?"
    Martinelli sank innerlich zusammen. Er ahnte Fürchterliches. Die nächsten Worte des Arztes bestätigten seine Ahnung.
    „Der Körper ist natürlich schon eiskalt, fängt zu gefrieren an. Was kann ich sagen? Er ist ohne Blut und eingefallen. Die Frage ist, wie das vor sich gegangen ist. Die Tote war etwa fünfundzwanzig Jahre alt, sagte der Portier. Ihr Körper sieht aber wie der einer Sechzigjährigen aus. Die Wunde… als ob ein Tier seine Zähne ins Fleisch geschlagen hätte. Aber solche Tiere gibt's nicht; ich kenne jedenfalls keines. Allem Anschein nach ist die Frau nicht vergewaltigt worden, aber das wird erst der Gerichtsarzt genau feststellen können. Ich habe so etwas in meiner ganzen Praxis noch nie erlebt."
    „Was schließen Sie daraus?"
    „Daß es für den Polizeiarzt verdammt schwer sein wird, etwas Verständliches über die Todesursache zu sagen."
    „Sehr beruhigend", stöhnte der Direktor. „Es ist also nicht mit rechten Dingen zugegangen. Sofern man das bei Mord sagen kann."
    „So ähnlich würde ich es ausdrücken."
    „Danke, Dottore", murmelte der Direktor. „Und die Polizei wird jeden Bewohner der Insel verhören. Vierhundert Leute! Ein schöner Urlaub. Schöne Saison!"
    Er lachte bitter. Hatte er zuerst Schrecken über den brutalen Mord empfunden, so haßte er diesen Wahnsinnigen jetzt. Wahrscheinlich war schon jetzt der Friede auf La Elisabetha hoffnungslos zerstört.
    In diesem Augenblick kam der Tagesportier herein, klopfte und sagte:
    „Die polizia ist da. Mit dem Boot. Sie haben eben im Hafen festgemacht."
    „Danke. Ich gehe hinaus."
    Der Hoteldirektor setzte die Sonnenbrille auf und ging langsam aus der Kühle des klimatisierten Hotels hinaus in die Sonnenglut. Es war der vierte August, die Zeit der größten Hitze und der ersten Sommergewitter. Die Flugzeugmotoren waren wieder abgeschaltet worden. Vier schwitzende Polizisten und ein Zivilist kamen vom Hafen auf dem Plattenweg aufs Hotel zu.

    Die Insel zeigte sich aus der Luft wie ein großes Stück aus einem Puzzle. Vorsprünge, Buchten und felsige Ausläufer, Klippen und einige Hügel, nur wenige Meter hoch, im Innern jener Haufen wild zerklüftet-gerundeter Steine, das war alles. Der gesamte Rest, nicht älter als sieben Jahre, war nach einem Generalplan gebaut worden: Das Hotel, drei Dutzend unterschiedlich großer Häuser, meist in Strandnähe oder auf Felsvorsprungen, die Personalunterkünfte und der winzige Hafen versteckten sich hinter Büschen und Bäumen, die allesamt neu gepflanzt worden waren. In einem Jahrzehnt würde diese Retorteninsel „natürlich" aussehen. Jetzt wirkte alles noch unfertig und ein wenig puppenhaft.
    Aber dieser Eindruck schwand, als die Uniformierten mit ernsten Gesichtern vom Steg heraufkamen und stehenblieben. Es gab niemanden auf der Insel, der inzwischen nicht genau wußte, welch grausiger Leichenfund gemacht worden war.
    „Drinnen ist es kühl", sagte der Direktor und stieß die Schwingtür auf. „Oder wollen Sie zuerst die Leiche sehen."
    „Das hat Zeit", bemerkte der Leutnant. „Ist diese Touristin allein hier?"
    Der Direktor nickte und fügte hinzu: „Ich habe die Listen hier. Alle Hotelgäste, Hausbesitzer und so weiter. Der Mord muß zwischen ein Uhr und heute früh fünf Uhr geschehen sein."
    „Und wer ist der Mörder?" fragte der Leutnant. Seine Leute schauten sich im Hotel um, sahen die Listen durch, redeten leise miteinander, und zwei von ihnen gingen in die Kühlkammer hinein und schlossen die Tür hinter sich.
    „Ich bin's nicht", brummte Martinelli. „Das ist Ihre Aufgabe, Leutnant."
    „Ja. Keine leichte Sache."
    Die beiden Polizisten kamen mit grauen Gesichtern wieder zurück. Der Zivilist, ein Kriminalkommissar, ließ den Arzt am
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