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1375 - Friedhof der Nakken

Titel: 1375 - Friedhof der Nakken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hängenlassen. Und natürlich durfte sich Beodu keine Sprünge leisten.
    Die Decke bestand aus einer einzigen flachen und nur gering abgestuften Schieferplatte. Sie stand schräg, so daß an ihr entlang das Sickerwasser floß und sich in einem Becken am Ende der Höhle sammelte. Dort konnte Beodu seinen Durst stillen, ein Bad nehmen. Manchmal war das Becken völlig ausgetrocknet, dann wieder floß es über - Beodu nahm es, wie es kam.
    Zum Glück war er als Attavenno ein Nachtwesen, darum machte ihm die völlige Dunkelheit nichts aus. Die Nakken konnten dank ihrer mechanischen Sehhilfen sowieso im Dunkeln sehen. Manchmal nahmen sie die Sehmasken ab - das konnten sie leicht -, aber es machte ihnen auch nichts aus, wenn sie blind waren.
    Sie tasteten sich mit ihren Psi-Sinnen in andere Bereiche vor.
    Und diese Nakken dachten, daß auch Beodu solche Sinne hatte - dies wegen seiner Träume.
    Aber Beodu hatte schon lange nicht geträumt, und so mußte er immer wieder ein und denselben Traum variieren, schmückte ihn immer weiter aus. Den Nakken machte das nichts aus, im Gegenteil, seine Fabulierkünste schlugen sie in den Bann. „Beodu, erzähle uns, wie es sein wird, wenn ...", forderten sie.
    Und es erregte sie, wenn er von „schmerzvollem Glück und erregendem Schmerz" erzählte. Und es erregte sie über die Maßen, wenn er von „dem kleinen Tod" sprach, den er in seinen Träumen starb - und dann „durch das Nichts" trieb. „Er beschreibt die Sechs Kurzen Tage sehr plastisch, nicht wahr?" meinte Clennar anerkennend, der hinterhältige Nakk, der ihn in diese Situation gebracht hatte. „Aber er geht überhaupt nicht auf den Splitter der Ewigkeit ein", sagte Aljiung. „Er überläßt alles unserer Phantasie."
    Solche und ähnliche Bemerkungen griff Beodu auf und baute sie in die Schilderung seiner Träume ein, um die Nakken zufriedenzustellen.
    Gleichzeitig sammelte er solche Hinweise, reihte sie aneinander, bis sich allmählich ein erkennbares Bild herauskristallisierte. Auf diese Weise begann Beodu zu begreifen, welchen Fanatikern er in die Hände gefallen war. „Bringen wir ihn zu den Stätten der Ahnen", schlug Narinun einmal vor. „Ich bin sicher, daß sich dort seine Visionen verstärken werden."
    „Diese Stätten sind raknor", sagte Ballaran. „Kein Fremder darf den Friedhof, den Zeremonienplatz oder den Ort der Initiierung betreten."
    „Aber Beodu ist unser Träumer", hielt Clennar dagegen. „Er trägt die Kraft des Splitters der Ewigkeit in sich."
    Mit „Splitter der Ewigkeit" meinten diese Nakken den Mond Anansar, der ein starker hyperenergetischer Strahler war - der psionische Energie emittierte, wie Beodu nach und nach herausfand.
    Und die Nakken schwärmten davon, daß der Splitter der Ewigkeit immer stärker und mächtiger werden sollte, so dominierend, daß sie bald nicht mehr zum Loch der Ewigkeit reisen mußten, um die wahren Lehren in sich aufzunehmen.
    Was das „Loch der Ewigkeit" genau war, das erfuhr Beodu nie, aber es mußte so etwas wie ein großer „Splitter der Ewigkeit" sein ... ein viel massiveres Black Hole.
    Einmal suchte ihn ein Roboter auf, ein Juatafu - und Beodu hegte im ersten Moment die Hoffnung, daß es sich um einen Boten seines Freundes Perry Rhodan handeln könnte. Aber dann sprach der Roboter, und Beodu erkannte, daß es nicht wirklich ein Juatafu war, sondern daß sich nur irgendein Wesen - vielleicht ein Hoherpriester dieser Sekte - in der Robothülle verbarg. „Du leistest uns wertvolle Dienste, Träumer", sagte der Unbekannte durch das Sprechsystem des Roboters. „Niemand könnte unsere Philosophie besser verbreiten als du - und du tust es freiwillig und ohne ein Anhänger der Philosophie zu sein. Ich bin froh, daß wir dich nicht konditioniert haben. Clennar hat einen Glücksgriff mit dir getan. Darüber hinaus bist du auch noch ein ausgezeichneter Lockvogel..."
    Schließlich, als Beodu wahrheitsgetreu gestand, daß er keine Träume mehr habe - von welchem Geständnis er sich die Freiheit erhoffte, aber damit nur das Gegenteil erreichte -, schließlich durfte er sogar die heiligen Stätten der Nakken aufsuchen.
    Er wurde zum Nakkenfriedhof geführt - und es war alles so, wie er es in dem Video gesehen hatte, das Clennar ihm auf Jalip, in der Suite des Tanj-Timbh, gezeigt hatte.
    Er sah mit eigenen Augen, wie die frisch geschlüpften Nakkenwürmer aus den sterbenden Körperhüllen ihrer Elter-Nakken krochen und von den Robotern eingefangen, zu dem Hochplateau

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