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1399 - Ich, der Henker

1399 - Ich, der Henker

Titel: 1399 - Ich, der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaffen. Dann hast du vor ihm Ruhe.«
    »Das weiß ich. Aber damit ist das Vampirunwesen nicht ausgerottet.«
    »Ach«, sagte sie lachend, »du meinst mich damit?«
    »So ist es.«
    »Dann willst du mich auch köpfen?«
    »Darauf gebe ich dir keine Antwort.«
    Sie lachte wieder und rieb ihre Hände. »Ja, ich kann mir denken, was in deinem Kopf vorgeht. Du willst mir nicht die Führung überlassen. Du willst nicht, dass ich mächtiger werde. Ich soll Furcht vor ihn haben, weil das Band zwischen Mallmann und mir jetzt für alle Zeiten zerrissen ist. Er würde ab jetzt versuchen, mich aus dem Weg zu räumen, und so wärst du der lachende Dritte.«
    »Darüber habe ich nicht mal nachgedacht.«
    »Aber ich, verdammt!« Sie umfasste die Stäbe mit ihren Händen.
    Das Gesicht drückte sich in eine Lücke zwischen die Gitterstäbe. Ich sah ihre weit geöffneten Augen, und der Mund war ebenfalls nicht geschlossen, sodass ich die spitzen Vampirzähne sah.
    »Sinclair«, flüsterte sie, »meine Geduld ist am Ende. Ich will ihn vernichtet sehen. Ich will seinen verdammten Kopf in meinen Händen halten wie eine Trophäe. Verstehst du das?«
    »Ja!«
    »Dann tu es!«, brüllte sie und beließ es dabei nicht, denn wieder packte sie Jane und machte sie zur Geisel. Sie riss die Detektivin von ihrem Platz weg und wuchtete sie gegen das Gitter. Jane konnte noch ihre Arme in die Höhe reißen und schaffte es so, den Aufprall etwas abzumildern. Trotzdem wurde sie durchgeschüttelt. Justine riss sie wieder zu sich heran, riss ihren Mund auf und setzte zum Biss an.
    Trotz dieser Verrenkung konnte sie noch sprechen, aber sie würgte die Worte mehr hervor.
    »Ich warte nicht mehr länger. Kill ihn – oder…«
    »Ja!«, sagte ich.
    »Dann los!«
    Ich hatte keine Wahl. Doch ich erlebte alles so, als müsste ich bei jeder Bewegung gegen eine Macht ankämpfen, die mich zurückhalten wollte. Ich wusste nicht, ob es an mir lag oder ob sich etwas in meiner Umgebung verändert hatte.
    Jedenfalls bekam ich alles überdeutlich mit, wobei ich die beiden Frauen nicht mehr anblickte und mich einzig und allein auf das Schwert des Salomo konzentrierte, das ich noch ein Stück weiter anhob.
    Ich merkte, dass ich steif war und trotzdem zitterte. Und ich war froh, dass ich nicht in das Gesicht des Supervampirs schauen musste, denn ob ich dann zugeschlagen hätte, war fraglich.
    Es war sehr still geworden. Niemand sagte etwas. Selbst Justine Cavallo hielt den Mund.
    Nur Mallmann redete, und er sagte etwas, was mich schon irritierte, denn letzte Worte klingen in der Regel anders.
    »Freu dich nicht zu früh, Geisterjäger…«
    Mir war unklar, was die Worte zu bedeuten hatten. Ich erhielt auch nicht die Chance, näher darüber nachzudenken, denn wieder meldete sich Justine.
    »Werde zum Henker, du Feigling!«
    Ich schloss die Augen. Es war das Einzige, was ich für mich tun konnte.
    Dann schlug ich zu!
    ***
    Der Treffer, verbunden mit einem kurzen Widerstand, der der Klinge entgegengesetzt wurde, danach der Aufprall des Vampirkopfes auf den Steinboden – das alles hätte ich jetzt erleben müssen, aber ich erlebte es nicht. Was ich stattdessen durchmachte, war etwas sehr Seltsames und Unerklärliches, und ich ließ es zunächst mit geschlossenen Augen über mich ergehen.
    Es gab den seltsamen Widerstand. Die Klinge hatte ich mit voller Kraft von oben nach unten geführt, und den Nacken hätte ich auf keinen Fall verfehlen können.
    Und trotzdem waren meine Arme zurückgehalten worden, und dabei war auch ein ungewöhnliches Geräusch entstanden. Ein Fauchen, das nicht von der Klinge stammte, als sie die Luft durchschnitt.
    Es war fremd, es war…
    Ich öffnete die Augen.
    Ein Blick, ein Erkennen – ein fremdes und mir doch bekanntes Gesicht, das nur für einen winzigen Moment vor mir in der Luft schwebte, ein breites Grinsen zeigte und dann verschwand.
    Ich hatte es trotzdem erkannt.
    Es gehörte Saladin, dem Hypnotiseur!
    ***
    Es war ein Erkennen, ein Begreifen, das mir sogar körperlich zu schaffen machte, denn ich ging wie ein Schlafwandler zurück und ließ dabei das Schwert sinken.
    Der Kopf, der Körper – was eigentlich zusammengehörte, hätte jetzt getrennt sein müssen, aber das war nicht der Fall. Ich stierte nach vorn. Es gab beides nicht mehr, keinen Körper, auch keinen Kopf, und Mallmann hatte sich auch nicht im letzten Moment in eine Fledermaus verwandelt. Er war einfach nur verschwunden und nicht mehr da.
    Ich stand da und war unfähig,

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