1399 - Ich, der Henker
der Stirn stand, was nicht allein an der Wärme des Feuers lag.
Als ich den Käfig betrat, zeigte die Spitze meiner Waffe auf den Körper des Supervampirs. Mallmann hatte meinen Befehl gefolgt. Er war so weit zurückgegangen wie eben möglich und stand jetzt in einer Ecke des Käfigs.
Das D leuchtete in diesen tiefen Rot. Düstere Blicke trafen mich.
Sein Mund war nicht geschlossen, und so sah ich die Spitzen der hellen Zähne schimmern.
Man konnte ihn nicht unbedingt als bösartig bezeichnen, er war, wie er war, denn auch er musste den alten Gesetzen gehorchten.
Ich schob mich in den Käfig und ging noch einen kleinen Schritt vor, um die Tür schließen zu können. Ich schloss sie nicht ab, denn Mallmann würde nicht mehr herauskommen.
»Jetzt sind wir allein, Sinclair.«
»Ich weiß.«
»Wie willst du es machen?«, flüsterte er mir zu. »Ich habe gehört, dass du mein Henker sein sollst. Willst du mich köpfen?«
»Es ist die einzige Methode, um dich zu vernichten.« Ich legte jetzt auch meine linke Hand um den Schwertgriff. Dabei fiel mir auf, dass Mallmann seine Arme ausstreckte, um die Hände um zwei Stangen zu schlingen, als wollte er dort Halt finden.
Auch in dieser Lage konnte er das Grinsen nicht unterdrücken.
»Es ist schwer, wie? Verdammt schwer für einen wie dich. Dabei hast du es dir erträumt, mich töten zu können. Los, versuch es. Los, ich warte auf dich!«
Er wollte mich locken, mich provozieren. Ich kannte ihn. Ich sollte Fehler machen.
»Angst?«
»Nein, Will.«
»Dann ist ja alles gut. Du bist mein Henker, John! Tu endlich deine Pflicht! Mach es, verdammt! Nur so kannst du dich und auch deine Freundin retten.«
»Warum auf einmal so menschlich, Will?«
»Das habe ich an mir.«
»Nein, nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Du hättest bei Frantisek Marek keine Gnade gekannt und hattest sie bei vielen anderen Opfern auch nicht. Du hast dein Spiel verdammt lange getrieben, und manchmal frage ich mich, wo all die Zeit geblieben ist. Ich weiß es selbst nicht, aber es muss ein Ende haben!«
»Dann sorge dafür!«
Plötzlich handelte er!
Dracula II griff an…
***
Darum also klammerte er sich mit beiden Händen an den Gitterstäben fest. Er drückte sich daran in die Höhe und rammte seine Beine nach vorn. Es musste ihm egal sein, ob er in die Klinge hineinstieß oder nicht, aber das hatte er auch nicht vor, denn er schwang seinen Körper so hoch, dass sich seine Füße plötzlich über meinem Kopf befanden. Ich stach nicht, ich schlug zu. Dabei hatte ich das Schwert blitzschnell gedreht, und mit einem harten Schlag der flachen Klinge erwischte ich den Körper.
Der Treffer war hart genug, um die Gestalt zu Boden zu schleudern. Sie fiel auf dem Bauch, wollte wieder hochkommen, als ich plötzlich neben ihr stand.
Das Schwert schwebte mit seiner Klinge genau über Mallmanns Hals.
»Lass es!«, befahl ich.
Sekundenlang herrschte innerhalb des Käfigs eine schon bedrückende Stille. Niemand von uns sprach ein Wort. Selbst ich hielt den Atem an und wartete darauf, dass sich Dracula II wehrte.
Er tat es nicht, und so konnte ich erst mal aufatmen. Er blieb bewegungslos knien, aber dann hörte ich sein Lachen.
»Jetzt bist du in der Position des Henkers, John. Jetzt kannst du mir den Kopf abschlagen.«
Er konnte den Triumph in seiner Stimme nicht unterdrücken, und mir wurde klar, dass er sich bewusst in diese für ihn aussichtslos erscheinende Lage gebracht hatte, was mich wiederum zum Nachdenken brachte.
Ich konnte einen Blick durch die Lücken nach draußen riskieren.
Dort stand auch weiterhin die Hexen als die großen Gafferinnen.
Außerdem sah ich Justine Cavallo und Jane Collins. Beide hatten ihren Platz verlassen und waren näher an den Käfig herangetreten, um so alles genau mitzubekommen. Jane wurde von der blonden Bestie auch nicht mehr direkt bedroht, aber die Cavallo blieb in ihrer Nähe.
»Das war schon ein erster Erfolg, John!«, erklärte die blonde Bestie und grinste breit. »Gratuliere. Ab jetzt hast du es einfach. Du kannst ihn mit einem Hieb den Kopf abtrennen.«
»Ich weiß.«
»Warum tust du es nicht?«
»Vielleicht will ich es nicht!«
Die Cavallo legte den Kopf zurück und lachte. »Bitte, das ist unmöglich. Nein, Partner, so reagiert man nicht. Nicht einer wie du. Das kann ich nicht glauben. Du hast ihn gejagt, du hast ihn gehasst, und plötzlich stellst du dich an wie ein Kind? Nimm endlich die Chance wahr, ihn für alle Zeiten aus der Welt zu
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