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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte lange gesucht und nichts gefunden als eine Hacke, in deren Nähe viele Hufspuren in der Weise zu sehen gewesen waren, daß er auf einen dort stattgefundenen Kampf schließen mußte. Er brachte die Hacke mit; sie gehörte zu den Werkzeugen, welche Lindsay mitgebracht hatte. War dieser überfallen worden? Aber es war keine Spur einer Verwundung oder Tötung zu sehen gewesen! Ich konnte in dieser Angelegenheit nicht das mindeste unternehmen, denn ich war unfähig zu einer mehr als nur sehr geringen Anstrengung.
    Mein Aussehen mußte sich während der Abwesenheit Halefs verschlechtert haben, denn dieser verriet eine gesteigerte Angst um mich und bat mich dringend, Medizin zu nehmen. Ja, Medizin, aber welche! Chinin, Chloroform, Salmiakgeist, Arsen, Arnica, Opium und anderes, was ich mir in Bagdad angeschafft hatte, konnte nichts helfen. Was verstand ich als Laie von der Behandlung der Pest! Ich hielt frische Luft, gute Reinigung der Haut durch fleißiges Baden und einen Schnitt in den Karfunkel für das beste, und da die Vorsicht gebot, nicht an diesem Ort zu bleiben, so begann ich, mit dem Hadschi zu überlegen, soweit bei meinem Zustand von Überlegen die Rede sein konnte.
    Es mußte doch irgendwo eine Quelle, einen noch so kleinen Wasserlauf geben, und wenn ich den Blick grad nach Osten richtete, so schien mir dort jenseits der südlichen Ruinengrenze am ehesten ein Wässerchen zu finden zu sein. Ich bat daher Halef, nach dieser Richtung zu reiten, um zu sehen, ob ich nicht falsch vermute.
    Der dienstwillige Mann war sogleich bereit, ließ mich aber dennoch nicht ohne Besorgnis allein zurück. Diese sollte sich als ganz begründet erweisen. Er hatte mich ungefähr seit einer halben Stunde verlassen, als ich den nahenden Schritt mehrerer Pferde hörte. Ich wandte mich um und erblickte sieben Araber, von denen zwei verwundet zu sein schienen. Es befanden sich bei ihnen die drei, welche gestern hier mit mir gesprochen hatten. Beim Anblick der Leichen stutzten sie und hielten an, um sich leise zu beraten. Dann kamen sie näher und umringten mich.
    „Nun, wirst du uns heut dein Pferd und deine Waffen geben?“ redete mich der gestrige Sprecher an.
    „Ja; nehmt sie euch!“ antwortete ich gleichgültig, indem ich liegen blieb.
    „Wo ist der andere, der noch fehlt?“
    „Wo sind die vier, welche ihr gestern am Kanale Anana überfallen habt?“ entgegnete ich.
    „Das wirst du erfahren, wenn wir dein Tier und deine Waffen besitzen. Gib her! Aber sieh diese sechs Flinten auf dich gerichtet! Sobald du schießest, bist du verloren.“
    „Es fällt mir gar nicht ein, zu schießen. Was ihr verlangt, gebe ich euch gern, denn anstatt ich nur einen von euch töten könnte, werdet ihr alle verloren sein, sobald ihr mein Pferd oder mein anderes Eigentum anzurühren wagt.“
    Der Mann lachte.
    „Diese Gewehre werden nicht lebendig werden gegen uns!“
    „Versuch es! Hier nimm!“
    Ich richtete mich mühsam empor, streckte ihm mit der Rechten zunächst eine der Pistolen entgegen, öffnete aber dabei vorn mit der Linken das Gewand, daß sie den Hals und die entblößte Brust sehen konnten. Sofort zog der Araber seinen Arm an sich und sprang mit der Gebärde des größten Schreckens zurück zu seinem Pferd.
    „Liwahihalla – um Gottes willen!“ rief er entsetzt, indem er mit einem wahren Panthersprung in den Sattel voltigierte. „Er hat die Pest, den Tod, den Tod! Flieht, ihr Gläubigen, flieht schnell von dieser verfluchten Stätte, sonst ereilt euch das Verderben!“
    Er sprengte in höchster Eile davon, und die anderen folgten ihm mit gleicher Schnelligkeit.
    Diese lieben Söhne des Propheten dachten in ihrem Entsetzen gar nicht an die Lehre des Koran, daß alles im Buch verzeichnet sei und daß sie also durch ihre Flucht dem ihnen eventuell bestimmten Schicksal gar nicht entgehen könnten. Sie vergaßen sogar, mir vor ihrer so beschleunigten Abreise erst eine Kugel in den Kopf zu jagen dafür, daß sie nun mein Eigentum nicht nehmen durften.
    Nach Verlauf von abermals einer halben Stunde kehrte Halef mit freudestrahlender Miene zurück. Meine Vermutung war richtig gewesen; er hatte einen kleinen Nahr, ein Flüßchen, gefunden, welches sein helles Wasser in den Euphrat sandte und dessen Ufer mit einigem Gebüsch bestanden waren. Ich erzählte ihm die Episode mit den Arabern, und er ärgerte sich, nicht dagewesen zu sein. Er schwor, daß er sie alle erschossen haben würde.
    Bevor wir nun den Turm verließen, mußte den

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