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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Toten eine Ruhestätte bereitet werden. Hierzu war die gefundene Hacke gut zu verwenden. Ich schleppte mich an die westliche Seite der Ruine. Halef trug die Leichen herbei und arbeitete dann eine tiefe, breite Höhlung in die Trümmerwand, was ihm bei der Lockerheit des Materials nicht schwer fiel; dann setzte er die Toten mit emporgerichtetem Oberkörper hinein und begann die Öffnung zu schließen, ohne daß der Perser nebst den drei Frauen von der Erde berührt wurde.
    Ich saß während dieser Arbeit der Höhle gegenüber und prägte mir die Züge dieser teuren Personen ein. Da lehnte Benda an den Backsteinen Babylons; ihr reiches, aufgelöstes Haar hing auf den Boden nieder, und ihre Rechte hielt noch den Griff des Dolches umspannt, der ihr im erkalteten Herzen stak. Grad so war Mohammed Emin begraben worden, in der Höhle sitzend und das Gesicht nach West wendend, wo die Sonne über der Kaaba aufgeht, wie dereinst das Angesicht Gottes über dem Heiligtum des Paradieses leuchten wird. Sie waren dabei gewesen, und auch Hassan Ardschir-Mirza hatte eine Sure gebetet. Wer hätte ihnen damals weissagen können, daß sie alle vier das gleiche Schicksal haben sollten!
    Als der Rand des Verschlusses die Angesichter der Abgeschiedenen erreichte, nahm Halef Abschied von ihnen. Auch ich wankte hin und kniete nieder.
    „Allah il Allah, we Muhammed Rahsul Allah!“ sprach der kleine Hadschi. „Sihdi, laß du mich heut das Gebet des Todes sprechen!“
    Er tat es. Brauchte ich mich der Tränen zu schämen, welche mir über die Wangen rannen?
    Dann gab ich allen ein christliches Gebet mit auf die letzte Reise. Sie hatten Kerbela, die Stadt der Trauer, nicht erreicht, sondern eine höhere Pilgerschaft angetreten, empor zur Stadt der Klarheit und Wahrheit, wo keine Irrtümer walten und Glück und Freude ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.
    Nun wurde das Grab vollends geschlossen, und wir konnten aufbrechen. Ich drängte mein Leid mit Gewalt zurück zum Herzen und kroch in den Sattel. Doch im Abreiten wandte ich mich noch einmal zurück zu der Stelle, von der mir das Scheiden so schwer ward. O Mensch, du schönstes und auch stolzestes der irdischen Geschöpfe, wie bist du doch so gering und ohnmächtig, wenn die Brandung der Ewigkeit ihre Fluten über dich zusammenschlägt!
    Wir ritten im langsamsten Schritt an der Ruine Ibrahim Chalil vorüber und überschritten die südliche Grenze des Ruinenfeldes, welches uns zur Linken liegen blieb. Ich mußte mir alle Mühe geben, um nicht aus dem Sattel zu fallen, und so verging über eine Stunde, ehe wir den Ort erreichten, welchen Halef vorher in kaum der Hälfte dieser Zeit gefunden hatte. Ich erblickte einen ziemlich starken Bach, welcher vom Westen kam und dessen Wasser die Klarheit und Frische einer Quelle hatte. Er schlängelte sich in zahlreichen Windungen dem Fluß zu und war zu beiden Seiten dicht mit Weidenarten und anderem Buschwerk eingesäumt. Ich fühlte mich nicht zur Beantwortung der Frage gestimmt, wie das Vorkommen eines solchen Wasserlaufes in einer so tristen Gegend zu erklären sei, lernte aber später noch andere Zuflüsse kennen, den Nahr Chawand, Nahr Hadrisch etc. und ließ mir auch erzählen, daß die Gegend westlich von hier keineswegs arm an Feuchtigkeit sei. Es gibt da ausgedehnte Sümpfe, in denen das Fieber brütet, und an den steilen Grenzhöhen sind wässerige Niederschläge keine große Seltenheit.
    Zunächst richtete Halef für mich ein Lager her, über welches er zur Abhaltung der Sonnenstrahlen ein leichtes Dach baute; dann nahm ich ein Bad und streckte mich nachher auf das Blätterpolster nieder, welches mir als Krankenbett dienen sollte. Meine Zunge war dunkelrot und in der Mitte schwarz und rissig geworden; das Fieber schüttelte mich bald heiß und bald kalt; ich sah die Bewegungen des kleinen Hadschi wie durch einen dichten Nebel und hörte seine Stimme wie im Traum und mit der Klangfarbe, welche die Stimme eines Bauchredners hat. Dabei entwickelten sich die Petechien und die Geschwülste immer mehr, so daß ich gegen Abend in einem fieberfreien Augenblick Halef bat, einen kräftigen Einschnitt in den Karfunkel zu machen. Das war nicht ohne Gefahr, aber es gelang. Um nun über Nacht nicht in eine noch viel gefährlichere Schlafsucht zu fallen, gab ich die Weisung, mich munter zu rütteln und mit Wasser zu begießen, falls sich die gefürchtete Starrheit meiner bemächtigen sollte. So verging die Nacht, und der Morgen brach an. Ich fühlte mich etwas

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