140 - Zombies auf der Reeperbahn
Gefahr erkannte.
Die Frau in seinen Armen war bereits zur
Hälfte ein Skelett, und Martens lief es eiskalt bei diesem Anblick über den
Rücken.
Termans versetzte seinem Opfer noch einen
Stoß, daß es zurückflog, mit der noch heilen Hälfte des Körpers gegen das
Fenster neben dem Bett schlug, mit der anderen Knochenhälfte und einem Bein auf
das Bett zu liegen kam.
Zeit, um die ganze Szene in sich aufzunehmen,
blieb ihm nicht.
Termans stellte sich augenblicklich auf die
neue Lage ein und reagierte sofort, leider schneller, als es Klaus Martens
recht sein konnte.
Kraftvoll schoß Termans seine Rechte ab.
Martens lief genau in den Schwinger und flog gegen das Fenster, direkt neben die
Blondine, die als solche nicht mehr zu erkennen war.
Sie hatte sich völlig in ein Skelett
verwandelt und hing neben dem angeknacksten Fenster wie der Knochenmann aus dem
Labor eines Professors, der sich ein solches Ding zu Demonstrationszwecken
angeschafft hatte.
Martens riß noch beide Arme empor, um den
Sturz abzubremsen.
Er durchschlug mit den Schultern die bereits
angeknacksten Scheiben völlig und spürte, wie ihm ein scharfer Splitter in den
Hals drang. Sofort schoß Blut hervor.
Die Halsschlagader!
Martens war einen Moment so erschrocken, und
seine Hand zuckte instinktiv zur Wunde, um sie abzupressen.
Da schnellte Piet Termans nach vorn, den
momentanen Schock und das Überraschungsmoment ausnutzend.
Und er machte reinen Tisch mit einem zweiten
Schwinger, der Klaus Martens voll traf.
Hinter dem Schlag saß ungeheure Wucht.
Klaus Martens’ Kopf flog zurück. Sein Körper
wurde förmlich gehoben, und was der erste Haken nicht schaffte, vollendete
Termans eiskalt und ohne Gefühl mit dem zweiten.
»Piet? !« wisperte
Martens noch, während vor seinen Augen schon alles zu kreisen begann.
»Verdammt! Was soll... das? Erkennst du mich denn nicht ?«
Termans’ Miene blieb ausdruckslos und eisig
wie eine Maske.
Martens kippte rücklings über die niedrige
Fensterbrüstung und wollte sich instinktiv noch festkrallen, um den Sturz in
die Tiefe zu verhindern.
Er verfehlte den Rahmen um Haaresbreite,
erwischte aber mit den Fingerspitzen noch das nachrutschende Skelett, das er
halb über die Fensterbrüstung zog.
Dann verlor er auch schon den Boden unter den
Füßen und stürzte in die Tiefe.
Einen Moment sah es so aus, als würde auch
das Zombie-Skelett noch durch die Luft segeln, blieb aber hängen.
Halb ragte der bleiche Oberkörper über die
Dachrinne, klappernd rutschten die Arme nach und baumelten wie zwei große,
makabre Pendel in der Luft.
Klaus Martens bekam das nicht mehr mit.
Er schlug Stockwerke tiefer unten auf.
*
In dem Moment, als sein Körper den Boden
berührte, wurde am gegenüberliegenden Haus, einem wahren Betonklotz mit vielen
Etagen, die Tür aufgerissen.
Eine blonde, langbeinige in enganliegender
Lederkleidung steckende Frau eilte auf den aus dem Fenster Gestürzten zu.
Sie beugte sich über den Arzt, der schwach
die Lippen bewegte.
»Das Schiff... die »Anja T.« ...«, preßte
Martens hervor. «... da stimmt etwas nicht... Zombies .. . auch Termans ...
nicht mehr normal... der riesige Neger ... hat alle verzaubert...«
»Nicht sprechen. Ich rufe einen Arzt«, sagte
die Frau schnell.
Das weichfließende Haar reichte bis auf die
Schultern. Die Blondine war eine ausgesprochene Schönheit, hatte nixengrüne
Augen und hochstehende Wangenknochen, die ihrem Gesicht einen aparten Ausdruck
verliehen.
Diese Frau war niemand anders als Morna
Ulbrandson alias X-GIRL-C. Am linken Handgelenk trug sie ein goldenes
Armkettchen, und daran hing eine Weltkugel, die eine vollwertige elektronische
Funkanlage enthielt.
Doch ihre erste Hilfe erbrachte ebensowenig
wie die Alarmierung eines Arztes.
Der Hinweis auf das Schiff und die Zombies
waren Martens’ letzte Lebensäußerungen gewesen.
Sein Kopf fiel zur Seite, und aus der tiefen
Wunde am Hals sickerte weiter Blut.
An dem Fenster, aus dem Klaus Martens
gestürzt war, regte sich das Skelett.
Es bekam Übergewicht, rutschte über die
Dachrinne und stürzte ebenfalls in die Tiefe.
Die bleichen Knochen klapperten, als sie nur
etwa einen halben Meter von dem Toten entfernt auf den holprigen Boden
schlugen.
Zum Glück war dies die Rückseite des Hauses,
und die Passanten, die nur wenige Meter entfernt auf der Straße an den Bars, Striptease-Schuppen
und Amüsier-Lokalen vorbeiflanierten, bekamen nicht mit, was sich hier hinten
abspielte.
Das
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