1400 - Die Templerbraut
Er wollte noch den Mantel überstreifen und überlegte auch, ob er eine Waffe mitnehmen sollte.
Ja, er steckte die Beretta sicherheitshalber ein, denn das Gefühl der lauernden Bedrohung war noch nicht gewichen.
Mit einem letzten Blick auf den Bildschirm seines Computers verließ er das Haus. Eine Nachricht hatte er nicht erhalten. Nur war er sicher, dass sie bald eintreffen würde.
Wie auch immer…
***
Die Tankstelle hatte die Nacht über geschlossen gehabt. In den Morgenstunden allerdings wurde sie geöffnet, und von diesen Geräusch erwachte Sophia Blanc.
Sie setzte sich aufrecht hin, schüttelte den Kopf, rieb ihre Augen und wusste nicht, wo sie sich befand. Dass sie im Auto saß, war klar, aber die richtige Erinnerung kehrte erst später zurück.
Ich lebe! Ich bin mit dem Leben davongekommen, und ich habe den größten Teil des Wegs hinter mich gebracht.
Es ging ihr den Umständen entsprechend. Sie öffnete die Tür und stieg aus.
Alles war okay. Die kühle Morgenluft und auch die Gymnastik, die sie machte, brachten sie wieder in Form. Der Wunsch nach einem Morgenkaffee stieg in ihr hoch.
Sophia dachte daran, dass sich direkt hinter ihrem Rücken eine Tankstelle befand. Sie war schon geöffnet, auch wenn sie noch von keinem Auto angefahren worden war. Entsprechende Geräusche waren zu hören, und Sophia entschloss sich, den Tank zu füllen und – wenn möglich – einen Kaffee zu trinken, wobei sie ein frisches Baguette auch nicht verschmähte.
Sie fuhr zwischen den abgestellten Wagen hindurch und lenkte den Clio neben eine Zapfsäule. Es war keine große Tankstelle. An vier Säulen konnte der Durst der Autos gelöscht werden. Der Betreiber oder dessen Helfer hielt sich in einem Glaskasten auf. Sophia sah den jungen Mann hin- und hergehen. Er räumte dabei irgendwelche Waren in die Regale.
Den Tank ließ sie voll laufen und holte das Geld hervor. Als sie den Glaskasten betrat, nahm sie sofort den Geruch von frisch gekochtem Kaffee wahr.
Der Tankwart bekam große Augen, als er die Frau sah, die trotz der nicht eben normal verbrachten Nacht eine Augenweide war.
»He, das riecht gut. Kann ich einen Kaffee bekommen?«
»Klar.«
»Und wie wäre es mit einem Croissant?« Sie legte den Kopf schief und lächelte dem jungen Mann an.
»Ich gebe Ihnen eines von meinen.«
»Merci, das ist toll.«
Es gab auch einen kleinen Stehtisch. Zur ersten Tasse gesellte sich eine zweite, und das Croissant wurde auf einem Teller serviert.
Sophia wehte sich mit der Hand den Geruch gegen die Nase.
»Das riecht einfach super.«
»Es schmeckt auch so.«
Beide aßen und tranken. Sophia erzählte nicht, wo sie die Nacht verbracht hatte. Auf eine entsprechende Frage hin berichtete sie, dass sie auf der Durchreise war. Ihr Ziel lag nicht mehr weit entfernt, und der Tankwart nickte, als er den Namen hörte.
»Ah, Sie wollen nach Alet…« Den Rest des Namens ließ er weg.
»Ja. Ist das schlimm?«
»Nein, überhaupt nicht.« Er schob seine blaue Kappe nach hinten.
»Das Kaff liegt nur am Ende der Welt. Das meine ich damit. Was wollen Sie denn dort?«
»Sie sind aber neugierig.«
»Das sind Tankwarte immer.«
»Ich bin Autorin und suche nach spannenden Orten, an denen ich meine Geschichten spielen lassen kann.«
»Spannend ist es dort ja, wenn man an die Templer denkt.«
»He. Sie kennen sich aus?«
»Nein, nein, das nicht. Ich habe mit den komischen Leuten nichts zu tun. Ich habe nur mal gehört, dass es hin und wieder Probleme gegeben hat. Das ist alles.«
Sophia kaute und fragte: »Was denn für Probleme?«
»Nun ja. Es gibt hier viele Geschichten über die Templer.« Er senkte den Kopf. »Vor einiger Zeit ist das Kloster durch eine Bombe zerstört worden. Es ist erst kürzlich wieder aufgebaut worden. Das habe ich gehört.«
»Immerhin etwas. Hat man die Täter gefunden?«
»Keine Ahnung. Ist auch nicht mein Bier. Ich will hier in Ruhe meinem Job nachgehen.«
»Haben Sie denn viel Kundschaft?«
Der junge Mann winkte ab. »Das können Sie vergessen. Hin und wieder verkaufe ich ein paar alte Autos. Man schlägt sich so durch, mehr ist nicht drin. Die Tankstelle hier habe ich von meinem Onkel geerbt. Der lebt jetzt in der Normandie und lässt es sich gut gehen.«
»Und ich bin heute die erste Kundin, was?«
Der Tankwart antwortete zunächst mit einem Kopfschütteln.
»Nein, sind sie nicht. Es waren schon zwei Männer hier, die haben getankt. Da hatte ich den Laden gerade geöffnet. Komische Typen, die
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