1400 - Die Templerbraut
ausgerechnet in dieses Bistro gegangen war. Wenn er näher darüber nachdachte, dann hatte er das Gefühl, von jemandem geleitet worden zu sein, der bei ihm war, den er aber nicht sah.
Das Getränk wurde gebracht, und Godwin nahm die ersten Schlucke. Als er wieder aufschaute und durch das Fenster sah, entdeckte er die Frau.
Er war sich sicher, sie zuvor in Alet-les-Bains noch nie gesehen zu haben, und sie bewegte sich auch wie eine Touristin. Sie schlenderte und schaute sich dabei um, als wäre sie auf der Suche nach etwas Bestimmten.
Lange schwarze Haare. Ein weiches Gesicht, das durch die Kälte leicht gerötet war, der suchende Blick, der auch das Fenster des Bistros erwischte.
Genau da blieb die Frau stehen. Sie schien zu überlegen, ob sie das Lokal betreten sollte oder nicht. Zunächst schaute sie sich unschlüssig um, dann gab sie sich einen Ruck und ging die wenigen Schritte bis zur Tür.
Sie drückte sie auf.
Beim Eintreten brachte sie Frische mit. Die anderen wenigen Gäste – zumeist Marktbesucher, die eine Pause eingelegt hatten – drehten der Frau ihre Köpfe zu.
Langsam schwang die Tür wieder zu. Und ebenso langsam bewegte sich die Fremde. Sie suchte etwas, das stand fest, aber sie war sich noch unsicher.
Bis sie sich so weit gedreht hatte, dass sie Godwin de Salier ins Gesicht schauen konnte.
Da zuckte sie zusammen!
Und auch Godwin erschrak, denn dieser erste Blick hatte eine Saite bei ihm zum Klingen gebracht, die er an sich gar nicht kannte. Er hatte dieses Gefühl noch nie erlebt, aber er hatte davon gehört und auch darüber gelesen.
Liebe auf den ersten Blick!
Der Templer wusste nicht, was mit ihm los war. Die anderen Gäste und auch die Umgebung gab es für ihn nicht mehr. Er hatte ausschließlich Augen für diese wunderschöne Frau mit den langen schwarzen Haaren.
Der Unbekannten musste es ähnlich ergehen; auch sie hatte nur Augen für den Templer.
Der stand auf. Er tat es langsam und wirkte dabei wie fremdgelenkt. Über die Haut am Rücken rieselte etwas hinweg, das sich anfühlte wie kalte Eiskörner. Er fragte sich auch nicht, warum er sich so verhielt. Es war einfach der Fall, und er nahm es hin.
Beide schauten sich noch immer an, bis die Unbekannte anfing zu lächeln und mit einer schwachen Handbewegung auf den freie Stuhl am Tisch deutete.
Godwin nickte.
Die Fremde nahm Platz.
Auch Godwin setzte sich wieder hin. Er merkte, dass sein Herz klopfte und er sich vorkam wie ein junger Mann bei seinem ersten Date.
»Hallo«, sagte er.
Sophia lächelte ihm zu.
»Darf ich Ihnen etwas bestellen?«
»Das wäre nett.«
»Und…?«
»Ein Wasser, bitte.«
»Gut.« Godwin bestellte das Wasser. Er wünschte sich weg aus dem Bistro. Tief hinein in die Einsamkeit, wo er mit dieser faszinierenden Person allein sein konnte. Sie hatte ihn voll und ganz in ihren Bann geschlagen, und es kam ihm vor, als hätte er sie schon in seinen Träumen gesehen und nur darauf gewartet, sie endlich auch in der Realität kennen zu lernen.
In den Träumen hatte er sie nicht gesehen. Aber woanders. Auch nicht in seiner Fantasie, sondern im Würfel. Sie hatte sich ihm nicht so gezeigt wie jetzt.
Im Würfel war sie nur ein Schemen gewesen, doch sie war es, sie musste es einfach sein.
Beiden schauten sich weiterhin nur an. Beide konnten nicht sprechen und bekamen auch kaum mit, dass das Getränk gebracht und abgestellt wurde. Die Welt war für sie beide verloren gegangen, und diesmal war es die Frau, die etwas sagte.
»Ich denke, dass ich dich gefunden habe.«
»Mich?«
»Ja.«
»Warum? Hast du mich denn gesucht?«
Sie gab die Antwort nicht sofort und fixierte ihn zunächst mir abtastenden Blicken.
»Du musst es einfach sein. Du bist es auch. Du bist Godwin de Salier, der Templer…«
***
Toulouse war auch für Suko und mich ein Anlaufpunkt. Hier waren wir sicher gelandet, und hier besorgten wir uns einen Leihwagen, einen Renault Megane. Er würde uns sicher nach Alet-les-Bains bringen, wobei wir kurz vor dem Einsteigen auf die gleiche Idee kamen, nur Suko sprach sie aus.
»Willst du Godwin nicht mitteilen, dass wir gelandet sind?«
»Na ja, das kann ich.«
»Er wird sich freuen«, war Suko überzeugt, der den Wagen startete und anfuhr.
Ich hob die Schultern und wählte mich in ein fremdes Netz ein.
Die Verbindung klappte gut, aber ich bekam nicht Godwin zu sprechen, sondern einen seiner Mitbrüder, der meinen Namen natürlich auch kannte und sich freute, meine Stimme zu hören.
»Das
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