1401 - Das Blutversprechen
und das waren nun mal die Templer.«
»Das stimmt alles.«
»Dann ist es ja gut.«
Sie hätte seine Zustimmung erwarten können, nur gab er sie ihr noch nicht. Sie sah einen Mann vor sich, der sehr in Gedanken versunken war und seinen Blick nicht mehr auf Sophia richtete.
»Was hast du?«
»Ich denke an etwas.« Er seufzte auf. »Es ging mir schon eine Weile durch den Kopf.«
»Und was ist es?«
»Mir ist da jemand in den Sinn gekommen. Ebenfalls eine Frau.«
»Weiter bitte.«
Godwin schaute die Besucherin jetzt an. Er sah ihren angespannten Blick.
»Kennst du eine gewisse Julie Ritter?«
»Nein.«
»Moment, denke nach. Ist dir der Name noch nie im Leben untergekommen, Sophia?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Denk bitte noch mal nach.«
»Nein, das brauche ich nicht. Eine Julie Ritter kenne ich nicht. Ist es eine Deutsche?«
»Nein, sie stammte aus dem Elsass.«
»Stammte?« Sophia hob ihre Augenbrauen an. »Dann gibt es sie nicht mehr?«
»Genau, sie ist tot.«
»Wie schade für sie. Aber was hat sie mit mir zu tun?«
»Direkt nichts«, erklärte der Templer. »Indirekt schon, denn sie hat uns zum Grab oder zum Versteck der Gebeine geführt.«
Sophia öffnete weit ihre Augen und flüsterte: » Der Gebeine?«
»Genau.«
»Also Maria Magdalenas?«
Sie wollte es ganz genau wissen, und der Templer hob als Antwort nur die Schultern.
Danach war Schweigen angesagt, weil beide ihren Gedanken nachhingen. Nach einer Weile hatte sich Sophia wieder gefangen, und sie sagte mit leiser Stimme: »Dann hat diese geheimnisvolle Julie Ritter doch etwas mit Maria Magdalena zu tun gehabt.«
»Sie kannte den Weg«, murmelte der Templer.
»Und woher?«
Godwin de Salier gab die Antwort, doch er ließ sich damit Zeit.
»Es ist schwer zu sagen. Sie ist auch nicht mit dir zu vergleichen. Aber sie fühlte sich mit ihr verbunden.«
Sophia sah aus, als wollte sie in die Höhe springen. Nur mühsam hielt sie sich auf ihrem Platz. »Aber sie hat doch nie von einer Wiedergeburt gesprochen – oder?«
»Nein, das nicht.« Godwin fuhr über sein Haar. »Aber sie fühlte sich sehr mit ihr verbunden. Man kann sagen, dass diese Verbundenheit uns zum Grab der Heiligen geführt hat. Besser gesagt zu ihren Überresten. Wir fanden die Gebeine in einer Truhe.«
Sophia hörte weiterhin gespannt zu. Als der Templer nichts mehr sagte, flüsterte sie: »Und was ist mit dieser Julie Ritter geschehen? Wo kann ich sie treffen?«
»Im Jenseits, wenn ich ehrlich bin.«
»Das heißt, sie lebt nicht mehr.«
»Das ist richtig.«
»Wie kam sie um?«
Godwin de Salier schaute ins Leere.
»Ich muss die Antwort anders beginnen. Jeder Mensch hat in seinem Leben wohl eine Aufgabe gestellt bekommen, und das ist auch bei Julie Ritter so gewesen. Sie war Kunsthistorikerin in Gent. Sie hat ihr ganzes Leben lang die Verbindung zu Maria Magdalena gespürt. Sie wusste, dass es mehr gab, als in den Büchern zu lesen war. Verstehst du?«
»Nein.«
»Das war eben der indirekte Kontakt. Sie fühlte sich vom Geist der Heiligen an die Hand genommen und durch die Jahre begleitet. Eigentlich nur zu einem bestimmten Ziel hin. Das Grab zu finden oder zumindest die Überreste.«
»Ah, so war das.«
»Du brauchst also keine Angst zu haben, dass es noch eine Person gab, in der die Legende wiedergeboren war. Es ist, wie man so schön sagt, alles im grünen Bereich.«
Sophia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie strich die Haare zurück, die ihr in die Stirn gerutscht waren.
»Du glaubst gar nicht, was ich für einen Schock bekommen habe. Ich dachte schon…« Sie winkte ab. »Nun ja, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Es gibt keine Konkurrentin für mich.«
»So hättest du das auch nicht sehen dürfen.«
»Aber ich möchte die Gebeine sehen. Sie liegen in einer Truhe, hast du gesagt?«
»So ist es.«
»Und sie sind unversehrt?«
Der Templer lächelte. »Die Truhe hatte einen guten Schutz, als das Kloster angegriffen wurde. Sie befindet sich nicht hier in den Mauern, sondern in unserer kleinen Kapelle.«
»Offen?«
»Nein, nein, in der Erde. Wir haben sie in die für sie geschaffene Krypta gelegt. Dort sollen sie ihre ewige Ruhe bekommen, was zum Glück auch geschehen ist.«
Sophia nickte. Sie sah plötzlich glücklich aus. Vergessen waren die Schatten der Vergangenheit, und jetzt sagte sie: »Es ist alles so neu und spannend für mich.«
Der Templer erhob sich. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Und die Kapelle…«
»Ist in
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