1407 - Klauenfluch
er für eine leichte Massage sorgte.
Saladin lächelte. Er konnte sich vorstellen, dass es auch bei Sophia Blanc so gewesen war. Nur war es bei ihr eben schneller gegangen.
Er musste noch warten.
Kein Geräusch. Kein Klappern der Knochen. Kein Schaben, denn die Knochen rieben auch nicht gegeneinander. Nur die Vibrationen waren zu spüren, und die nahmen sogar noch zu, wie er meinte.
Sein Körper wurde geschüttelt. Die Bewegungen auszugleichen gelang ihm nicht, aber er klammerte sich mit beiden Händen an den Knochen der beiden Armlehnen fest.
Etwas würde bald passieren, das wusste er.
Den Blick richtete Saladin nach vorn, um zu erkennen, ob sich in seiner Umgebung schon etwas verändert hatte.
Es war nicht der Fall. Nach wie vor sah er de Salier im Zimmer, und er sah ihn klar und deutlich.
Der Templer schaute ihn an, aber er schaute nur zu. Er traf keinerlei Anstalten, gegen ihn vorzugehen oder ihm zur Seite zu stehen.
So blieb Saladin auf dem Sessel allein – und zuckte zusammen, als er die Berührung an seiner rechten Schulter spürte.
Saladin blieb nicht mehr starr sitzen. Er drehte den Kopf. Er wollte erfahren, was da passiert war, aber es stand niemand hinter ihm.
Trotzdem blieb der Druck.
Mit der rechten Hand fühlte er nach.
Die Finger fanden ein Ziel. Sie legten sich auf etwas Hartes und Blankes.
Knochen!
Saladin konnte damit nichts anfangen. Er glaubte nur, dass es nicht normal war. Wenn niemand hinter ihm stand, wie konnte er dann berührt werden?
Es erwischte auch seine linke Schulter. Der gleiche Druck, der gleiche Griff, und dann wanderte es von zwei verschiedenen Seiten auf seine Kehle zu und am Brustbein vorbei.
Er schaute noch unten.
Dicht unter seinem Kinn sah er die bräunlich-gelben Knochen, die zwar hart waren, ihm aber nicht so hart vorkamen, denn sie wanderten in die Höhe, weil sie einen bestimmten Teil seines Körpers erreichen wollten.
Es war sein Hals!
Er merkte es, doch da war es bereits zu spät. Da hatten ihn die weicher gewordenen Knochen von zwei verschiedenen Seiten aus erwischt – und griffen zu!
Saladin, der sich für unschlagbar gehalten hatte, musste einsehen, dass ihm der Knochensessel über war. Der war kein Feind, den er allein durch seine hypnotischen Fähigkeiten niederzwingen konnte.
Es war ein verdammt ungutes Gefühl für ihn, so zu sitzen und die Klauen an seinem Hals zu spüren. Bis ihm endlich klar wurde, dass er etwas unternehmen musste, verging Zeit, und die Knochen, die sich gebogen hatten, drückten immer stärker zu.
Längst war er bis an die Rückenlehne des Sessels gezerrt worden.
Seine Augen waren weit geöffnet, der Mund ebenfalls, und in seiner Kehle entstand ein Röcheln.
Er war nicht mehr der große Sieger und Menschenbeherrscher. Er musste jetzt um sein eigenes Leben kämpfen. Etwas, was er sich nie hatte vorstellen können, doch es war nun mal so.
Seine Augen waren verdreht. Er riss endlich die Arme hoch, um mit den Händen nach den verdammten Knochen zu fassen, die ihn würgten.
Er bekam das Gebein zu packen. Er drückte es zusammen und wunderte sich zugleich, dass er so etwas überhaupt schaffte, aber der Knochen hatte seine Härte verloren. Er war aufgeweicht und trotzdem verdammt zäh, denn es gelang Saladin nicht, ihn zu zerreißen.
Kampflos wollte er nicht aufgeben. Wild rüttelte Saladin an dem verdammten Knochen, der sich um seinen Hals gebogen hatte.
Er stöhnte, er schrie, er hatte die Füße vom Boden abgehoben und strampelte.
Godwin de Salier schaute zu. Er hätte noch eingreifen können, aber es interessierte ihn nicht.
Saladins Gesicht lief rot an. Sein Kopf wurde gegen die hinteren Knochen gedrückt, die hart wie Eisen waren und ihm nicht die Spur einer Chance ließen.
Die Augen des Hypnotiseurs schimmerten feucht. Erstes Tränenwasser war hineingestiegen. Er weinte nicht aus Verzweiflung, sondern aus Wut und Hass über sich selbst und andere.
Mit beiden Händen versuchte er, den verdammten Knochen von seinem Hals zu zerren.
Es ging nicht.
Er war dehnbar und zugleich eisern, und er drückte ihm immer mehr die Luft ab.
Er stand auf. Ein Ruck, die Würgeknochen rutschten ein wenig nach unten, aber sie zerrten ihn sofort wieder zurück auf den Sessel.
Nicht nur, dass er so gut wie keine Luft bekam, es wollte ihm auch nicht mehr gelingen, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte das Gefühl, als wollte ihm der Kopf platzen. Zugleich wurde ihm klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Trotz des Drucks, den er
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