Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1407 - Klauenfluch

1407 - Klauenfluch

Titel: 1407 - Klauenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erlebte, schaffte er es endlich, sich zu konzentrieren.
    Es fiel ihm wahnsinnig schwer, doch er gab nicht auf. Er startete einen erneuten Versuch und schloss die Augen. Er wollte weg. Das Serum, das durch seine Adern floss, musste ihm helfen, aus der Umklammerung zu gelangen, bevor diese für ihn tödliche endete.
    Ob sich in seiner Umgebung etwas tat, sah er nicht, weil er weiterhin die Augen geschlossen hielt.
    Er hatte Erfolg.
    Er fühlte sich leichter. Sein Körper löste sich auf. Die würgenden Knochen rutschten ab. Er merkte genau, wie sie nach unten glitten, und dann kam der Zeitpunkt, an dem sie keinen Widerstand mehr fanden.
    Frei!
    Er konnte wieder atmen, und die nicht eben frische Luft in dem Raum kam ihm plötzlich köstlich vor…
    ***
    Der Templer, der uns die Tür geöffnet hatte, freute sich ehrlich, uns zu sehen.
    »John Sinclair und Suko! Das ist eine Überraschung!«
    »Wirklich?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Hat Godwin denn nichts von unserem Besuch gesagt?«
    »Nein, das hat er nicht.«
    »Aber er ist doch da – oder?«
    Das Gesicht des Mannes verschloss sich. »Ja, er ist noch da. Aber er hat sich in seine Räume zurückgezogen.«
    »Warum?«
    »Es ist schwer zu sagen.« Er gab uns den Weg frei. »Vielleicht aus Trauer.«
    »Bitte?«
    »Einer unserer Brüder ist in der vergangenen Nacht leider von uns gegangen.«
    »War er krank?«
    »Nein.«
    »Dann wurde er…«
    Der Templer ließ mich nicht zu Ende sprechen. »Er wurde wohl nicht ermordet. Godwin sprach von einem Selbstmord.«
    Die Überraschungen mehrten sich. »Für einen Suizid muss es einen Grund geben. Können Sie sich einen vorstellen?«
    »Nein, das kann keiner von uns. Wirklich nicht. Wir sind da überfragt.«
    Das waren Suko und ich auch.
    »Godwin befindet sich also in seinem Arbeitszimmer?«
    »Ich denke.«
    »Was ist mit Sophia?«
    »Wir haben Sie noch nicht gesehen. Es kann sein, dass sie sich ebenfalls in ihrem Zimmer aufhält oder in Godwins Nähe geblieben ist. Etwas anderes kann ich euch nicht mitteilen.«
    »Danke, das reicht uns schon.«
    Da wir uns im Kloster auskannten, brauchten wir keine Begleitung. Es war nie laut hier, aber an diesem Tag hatte ich den Eindruck, eine gedrückte Stimmung zu spüren, die sich unsichtbar zwischen den Wänden verteilte. Da war auch ein Kribbeln auf meinem Rücken.
    Suko sprach mich von der Seite her an. »Kommt es dir hier auch ungewöhnlich vor?«
    »Sehr.«
    »Die Bibel des Baphomet. Ich denke, dass sie die Kontrolle übernommen hat.«
    »Das weiß ich nicht, Suko. Ich denke eher nicht.«
    »Warum?«
    »Weil…« Die Antwort wusste ich auch nicht und wich deshalb aus. »Weil Sophia unmittelbar damit zu tun hat. So sehe ich die Dinge.«
    »Du traust ihr voll und ganz?«
    »Bisher schon.«
    »Dann hat sie dich wohl beeindruckt.«
    »Stimmt.«
    Wir hatten die Tür zum kleinen Refugium des Templerführers erreicht. Ich atmete noch mal tief ein, klopfte zweimal durchaus laut an und hörte die Stimme unseres Freundes, was uns schon mal etwas von der Anspannung nahm.
    »Na ja, dann wollen wir mal«, sagte ich und drückte die Tür nach innen.
    Es war wie immer. Wenn ich das Zimmer betrat, fiel mein Blick als Erstes auf den Knochensessel. Er stand auch jetzt an seinem Platz, und das beruhigte mich irgendwie.
    Ich sah die Bücher, die Regale und auch den Schreibtisch, der rechts von der Tür stand und an dem Godwin saß. Eine zweite Tür stand offen. Ich schaute in das dahinter liegende Zimmer, das menschenleer war. Auch Sophia Blanc sah ich nicht.
    Godwin stand auf. Er lächelte. Er breitete die Arme aus und umschlang uns der Reihe nach mit festem Druck, als wäre er in diesen Augenblicken wahnsinnig erleichtert.
    »Setzt euch.«
    »Gern.«
    Es gab zwei Stühle. Godwin lächelte noch immer. Nur kam mir dieses Lächeln nicht echt vor. Er bot uns etwas zu trinken an, was wir nicht ablehnten. Allerdings entschieden wir uns für Wasser und nicht für Wein.
    Er musste in das Nebenzimmer, um das Getränk zu holen. Suko fragte mich: »Was hältst du von ihm?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Warum?«
    Mein Freund hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Sein Verhalten kommt mir irgendwie überzogen und gespielt vor. Es passt nicht zu ihm.«
    »Warten wir mal ab.«
    Godwin kehrte zurück. Er brachte eine große Flasche Wasser und drei Gläser mit.
    »Ihr hattet eine gute Reise?«
    »Wir können nicht klagen«, sagte Suko. Die Angriffe auf uns ließ er unerwähnt.
    Wir tranken.
    Als ich mein Glas absetzte,

Weitere Kostenlose Bücher