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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»dass dieser Silas Manson unser Leichenholer sein soll. Erstens sehe ich die Säbelfinger nicht, und zweitens ist er für mich nicht der Typ, der auf Menschen losgeht. Und dich hat er doch angegriffen und den Pfarrer gekillt, oder?«
    »Was hast du für eine Idee?«
    »Keine.«
    »Tja, ich auch nicht.«
    »Trotzdem willst du ihn mitnehmen?«
    »Klar.«
    »Okay. Ich gehe schon mal vor und warte an der Treppe auf dich.«
    Damit war ich einverstanden.
    Silas Manson konnte sich vom Anblick seiner toten Freunde einfach nicht losreißen. Ich musste ihn zwei Mal ansprechen, um eine Reaktion zu erhalten. Er schaute zu mir hoch, und ich erinnerte ihn daran, dass wir doch gehen wollten.
    »Ach ja, das hatte ich vergessen.« Er nickte. »Ich werde dann wieder zurückkehren und meinen Freunden erzählen, wie es draußen aussieht. Scheint denn die Sonne?«
    »Nicht ganz, aber es ist trotzdem warm.«
    »Ja, das ist gut, ich mag die Kälte nämlich nicht.«
    »Jetzt steh bitte auf.«
    Das tat er ohne Probleme. Seine dunkle Hose und auch der Pullover waren schmutzig geworden. Das störte ihn nicht. Er ging einen langen Schritt auf mich zu und achtete darauf, seine toten Freunde nicht zu berühren. Als er neben mir stand, wies er noch mal über sie hinweg.
    »Es sind ja wenig«, sagte er kichernd, »aber ich werde mir noch viel mehr holen.« Er nickte und sprach weiter, wobei sein Gesicht einen sehr ernsten Ausdruck zeigte. »Das sollen auch die Menschen wissen.«
    »Tatsächlich?«
    »Klar. Das habe ich Ihnen bereits mitgeteilt.«
    »Wie denn?«
    Jetzt grinste er mich faunisch und auch irgendwie verschwörerisch an. »Durch das Internet natürlich. Dort habe ich meine Botschaft hinterlassen. Ist das nicht toll? Ich habe erklärt, dass ich mir die Toten holen werde«.
    »Ach, du holst sie?«
    Bisher hatte ich stets eine schnelle Antwort erhalten. Nun aber sah das anders aus. Er hatte seinen Mund zwar offen, aber er sagte nichts mehr und dachte nach.
    »Du holst sie?«, drängte ich.
    »Tja – hm.« Er dachte nach. »Ich kann… also … mal sehen. Aber ich bekomme sie.«
    Diese Antwort kam mir verdammt rätselhaft vor, aber sie brachte mich zum Nachdenken. Immer mehr wurde mir bewusst, dass der Fall doch nicht ganz so simpel war, wie es den Anschein hatte. Da spielten schon andere Dinge eine Rolle, von denen ich nichts wusste.
    Ich hatte keine Lust mehr, mich in dieser Leichenhöhle aufzuhalten. Die nötigen Fragen konnte ich ihm auch an einem besseren Ort stellen.
    »Ich denke, dass wir jetzt nach oben gehen sollten.«
    »Das meine ich auch.«
    Er bereitete mir keine Probleme und ging neben mir her, als wäre dies völlig normal.
    Ich führte ihn durch den Gang auf die Treppe zu und danach die Stufen hoch. Suko wartete an der Tür auf uns. Er sprach erst, als ich ihn fast erreicht hatte.
    »Es ist alles wie gehabt, John.«
    »Gut.«
    »Meinst du das wirklich?«, fragte er lachend.
    »Nein, ich denke nicht, dass wir den Fall gelöst haben. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass er mit dem Internet umgehen kann. Alles andere müssen wir jetzt mal abwarten.«
    »Gut. Ich gehe vor.«
    Silas Manson blieb gehorsam an meiner Seite, als wir sein Wohnzimmer betraten und dort stehen blieben. Da lachte er auf und deutete auf den Tisch mit der Leiche.
    »Da ist ja noch jemand, den ich… ähm … in meinen Kreis einreihen muss. Er heißt Abel Melrose.«
    »Hast du ihn aus dem Sarg geholt?«, fragte Suko.
    »Ich…?«
    »Ja.«
    »Ähm… ja, das muss wohl so gewesen sein. Ich kenne den alten Abel Melrose ja. Jetzt liegt er hier.«
    »Und im Schlafzimmer liegt auch jemand.«
    Seine Augen fingen an zu glänzen, als er Suko anblickte. »Ja, das ist die schöne Rosa. Oh, ich habe sie sehr nett angezogen. Ich werde ihr noch einen Hut aufsetzen müssen, dann kann sie ebenfalls den Frühling genießen.«
    Er sprach über die Toten wie über normale Menschen. Aber war er wirklich der Totenholer? Hatte er den Pfarrer umgebracht?
    Die Antworten auf diese Fragen musste uns Silas Manson geben, doch das würde an einem anderen Ort geschehen.
    »So«, sagte ich, »dann werden wir mal dieses gastliche Haus verlassen und…«
    Da passierte es!
    Es hatte nichts mit Suko, Silas Manson oder der Leiche auf dem Tisch zu tun. Es ging allein mich an – oder mein Kreuz.
    Denn plötzlich schickte es mir eine Warnung!
    ***
    Ein kurzer ziehender Schmerz huschte über meine Brust hinweg, als wollte sich das Kreuz in die Haut einbrennen.
    Ich trat unwillkürlich einen

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