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1414

1414

Titel: 1414 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schläpfer
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zweite Heimat. Im Garten tragen drei Feigenbäume reichlich Früchte. Sie ist Kassierin im einzigen Verein, dem Schützenverein – und schiesst ihrem Vater zuliebe, damit die Familientradition weiterlebt. Lieber kreiert sie Schmuck, den sie im Quintener Geschenklädeli verkauft.
    «Fast krankhaft» pingelig sei sie. Alles muss seinen Ort haben. Dass sie schon jetzt die Altersheime der Stadt Zürich studiert, habe auch mit ihrer Art zu tun, vorzusorgen. Sie wolle auch einmal bedient werden, jedenfalls nicht mit letzten Kräften Einkäufe nach Hause schleppen.
    Sie war Sekundarschülerin, als der Vater schwer erkrankte. Er wurde gesund. Danach war das Kind mit wenig glücklich – unter einem Baum die «Rote Zora» lesen.
    Die gelernte Papeteristin mag es abwechslungsreich, fährt mal mit dem Bus, mal mit dem Auto zur Arbeit. Sie hat sich weitergebildet, die Branchen gewechselt. Millionen verschoben in der Devisenabteilung einer Grossbank. Temporär gearbeitet, zur Weihnachtszeit auch gern im Globus. Sie engagiert sich für die Rega als Standbetreuerin an Messen. Harrte an der Ski-WM St. Moritz 2003 im Rega-Overall bei 24 Grad minus im Freien aus. «Einmal spazierte Hansi Hinterseer vorbei, er sah genau so aus wie im Fernsehen.»
    Verena Wipfli-Pfister, 1954 in Zürich geboren, lernte Papeteristin, war unter anderem Bankangestellte und Kanzleisekretärin beim Strassenverkehrsamt. Sie erledigt alle administrativen Arbeiten im Malergeschäft ihres Mannes. Seit 1995 am Empfang im Rega-Center.

«Als wäre die ganze Schweiz am Zügeln»
Giulia Cimaschi, Gönnerbetreuerin



Teamleiterin Giulia Cimaschi kümmert sich
seit 26 Jahren um die Anliegen der Gönner
    «Ich wohne nicht im Postfach!», reklamiert ein Gönner. Hakan H. will auf dem A ein Kreislein und erklärt, wo es auf dem PC zu finden ist. Jemand möchte ein Kind «addieren», ein anderer ein Mitglied «mutieren». Eine Frau bedankt sich, mit Sohn und Konkubinatspartner eine Familiengönnerschaft zu bekommen. Eine andere entschuldigt sich für das «moderne Durcheinander» ihrer Patchworkfamilie. Ein Bauer schreibt, er habe keine Kuh mehr, brauche also auch keine Familienmitgliedschaft mehr. Eine Frau ist «umgezogen ohne Ehemann». Eine andere will nicht mit «Herr Hans XY» angesprochen werden, weil frauenfeindlich. «Frau Susi XY bitte löschen! Melde dann meine neue Freundin an, wenn mich noch eine will.» Ein Vater ist nicht sicher, welche seiner elf Kinder er schon angemeldet hat. Ein Lottospieler schickt fünfzig Franken, einen Teil seines Gewinns. Einer kündigt die Mitgliedschaft, weil er die Saläre der Rega-Leitung überrissen findet, eine andere Gönnerin, weil sie nicht mehr Auto fährt…
    Giulia Cimaschi sammelt originelle Schreiben. Nicht zuletzt als Quelle der Inspiration. Simple Adressänderungen montierte eine Mitarbeiterin zu einer Weihnachtsgeschichte. Den Fundus nutzte das Team schon für ein Theaterstück, das es an einem Rega-Weihnachtsessen zum Besten gab.
    Kürzlich hat Giulia Cimaschi einen neuen Gönner aufgenommen, der oft im Engadin wandert – und staunte über die Adresse: Maniago bei Venedig. Der Heimatort ihres Mannes. Da sie in zwei Wochen ohnehin dorthin in die Ferien fuhr, dachte sie: Ich bringe ihm den Ausweis gleich persönlich, quasi als exklusiven Service der Gönnerabteilung! «Sie hätten seine Augen sehen müssen. Maniago ist eine Stadt der Messerproduktion, der Mann entpuppte sich als Patron einer edlen Messerfabrik, führte mich durch seinen Betrieb – und schenkte mir zwei Prosciutto-Messer, eines für mich, eines für meinen Chef.»
    Einen weiteren Fall wird sie nie vergessen. Die Gouvernante einer kaiserlichen Familie verlangte vor dem Namen der Kinder den Zusatz «Ihre kaiserliche Exzellenz». Zur Wahl standen damals nur Frau und Herr. «Die Dame telefonierte jährlich und ärgerte sich darüber – bis wir eines Tages, zusammen mit der EDV, diesen Spezialwunsch erfüllen konnten. Das Ganze dann noch in Grossbuchstaben war allerdings nicht möglich. Was die Dame wieder erboste. Als Versöhnungsgeste luden wir sie ins Gönner-Center ein, an die Mainaustrasse in Zürich. Sie kam, eine ‹Mary Poppins›, mit Cape, Bürzi, es fehlte nur die Tasche. Eine energische Person, sie wurde unsere Freundin, kam eine Zeitlang jedes Jahr und brachte uns Kuchen.»
    Der Wandel der Generationen ist merklich. «Die ersten Gönner, die sich mit der Rega identifizierten, sterben aus, die jüngeren scheinen mehr den Eigennutzen zu

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