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Lehrlinge, die auf unserem Hof ein Praktikum machen. Vor einem Jahr übernahm ich den Hof – in der fünften Generation. Es ist nicht immer einfach, aber es geht gut – solange Vater noch rüstig ist und die ganze Familie mithilft.
Das Wohnhaus hatten wir 1999/2000 gebaut, den grössten Teil eigenhändig. Bei meiner Rückkehr aus der Rehaklinik wurde mir so richtig klar: Ich werde nie mehr mit Händen arbeiten können. Das Haus schon gebaut zu haben, war mein Trost. Ein prächtiger Hof. In unserem fast südlichen Klima gedeihen Feigen und Kiwis.
Ruhig sitzen fällt mir schwer. Ich fahre Ski, Snowboard, Liegevelo, mache Skitouren und schaffte sogar die Tour auf den Bristen. Uns beschäftigen dieselben Probleme wie jede Familie. Am meisten schmerzt mich, dass ich die Kinder nicht an der Hand nehmen, Angelika nicht umarmen kann.»
Alois Zgraggen, 1977 in Erstfeld (UR) geboren, Meisterlandwirt, lebt auf der Bielenhofstatt in Erstfeld. Agrotourismus, Gästebewirtung, Viehzucht, Direktvermarktung. Produziert mit Rücksicht auf Natur und Tier. www.bielenhof.ch
Leader und Flieger
In memoriam
Besessene Tüftler, kühne Piloten, idealistische Abenteurer, unermüdliche Retter. Belächelt und kritisiert, realisierten sie Ideen, die in den Anfängen der Luftrettung als utopisch galten. Der Arzt Rudolf Bucher gründete 1952 die Rettungsflugwacht; der draufgängerische Unternehmer Fritz Bühler , «Vater der Rega», strukturierte sie neu; Privatbankier Peter J. Bär begleitete sie als grosszügiger Förderer; der St. Moritzer Hotelier Fredy Wissel flog die ersten Einsätze; Gletscherpilot Hermann Geiger glänzte als erster Chefpilot; Sepp Bauer lotete wagemutig die Grenzen der schwachen Flugvehikel aus; Ursula Bühler Hedinger setzte sich als hartnäckige und zähe erste Rega-Pilotin durch.
Ikarische Seele
Rudolf Bucher (1899–1971)
Der Luzerner Arzt Rudolf Bucher erlebte 1941/42 als Chef des Bluttransfusionsdienstes im Auftrag des Roten Kreuzes die deutsch-russische Ostfront. Der «grauenvolle Polarwinter» wurde zum «entscheidenden Erlebnis»; in schlaflosen Nächten entwarf er eine zivile Flugrettung für die Schweiz.
Ein Flugbesessener. Wuchs in der romantischen Bucht von St.Niklausen auf. Lernte, «mit sturmzerschlagenen Booten, blitzgetroffenen Bäumen, kranken und verwundeten Tieren» umzugehen. Fand in der «Deutschen Woche» das Bild der Gebrüder Wright nach deren erstem Motorflug im Dezember 1903, studierte den Flug der Reiher, baute Drachen, Flugmodelle. War dabei, als die Astra-Fluggesellschaft Luzern am 24. Juli 1910 ihre Luftschiffstation auf Tribschen eröffnete – mit der «Ville de Lucerne», dem damals sogenannten «unstarren Luftschiff». Nahm elfjährig im Kursaal Luzern an seinem ersten Bankett teil – als Begleiter des Grossonkels, alt Bundesrichter Hans Winkler. Dieser knüpfte an die Ansprachen internationaler Luftschifffahrtsprominenz eine kulturpolitische Reminiszenz, von der der Bub nichts verstand. «Umso tiefer prägten sich die Dichterworte seiner Rede in mein Herz: ‹Wer nicht das Leben setzt mutig ein, dem wird nie das Leben gewonnen sein›.» Atemlos verfolgte Rudolf das erste Flugmeeting im September 1910 auf der Luzerner Allmend. Trauerte wenige Tage später um den Peruaner Geo Chavez, der am 23. September im Blériot-Eindecker den Simplon von Brig nach Domodossola überflog, kurz vor der Landung abstürzte – und fünf Tage später starb.
Ein Jahr danach – über dem Luzerner Seebecken herrschte lebhafter Rundflugbetrieb – stürzte ein Flugzeug ins Wasser. Mit seinem Vater ruderte er hinaus. Josef Bucher, ein erfahrener Unfallarzt, beatmete den bewusstlosen Piloten, nähte die Schnittwunden. «Zum ersten Mal hatte ich fremdes Blut an meinen Händen, Blut eines abgestürzten Fliegers, dem mein Vater das Leben gerettet hatte.»
1918 befreundete sich der Medizinstudent Rudolf mit Walter Mittelholzer und Oskar Bider (Letzterer hatte, 22-jährig, als Erster die Alpen in beiden Richtungen überquert). Allzu gern hätte Bucher das Fliegen erlernt, es fehlten Zeit und Geld. Immerhin stand er den Flugpionieren nahe. 1930 konstruierte er das «nichtabstürzende Flugzeug», fand aber trotz Zuspruch namhafter Wissenschaftler keine Geldgeber. 29 Jahre später – Jahre «der Versuche, Enttäuschungen und Wiederversuche» – wird ihm das Schicksal «bombengnädig» sein. Für sein Modell von fast drei Meter Spannweite wird er einen genügend starken Kleinmotor auftreiben. Am 29. Juli
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