1427 - Todesfallen
es diesen Mann erwischt?«, wollte Suko wissen. »Was hatte er in der Nacht in dieser Gegend zu tun? War es ein offizieller Auftrag, der ihn dort hingeführt hat?«
»Nein, das war es nicht.«
»Sondern?«
Unser Kollege verzog die Mundwinkel. »Es war wohl ein privater Ausflug, mehr weiß ich auch nicht.«
Wir waren beide skeptisch. »Mitten in der Nacht? Kann man das als normal ansehen?«
»Ich für meinen Teil nicht. Es sei denn, er wäre einer Information nachgegangen.« Adam Garescu hob seine Stimme an. »Aber das ist genau der Punkt«, erklärte er.
»Wieso?«
»Ich bitte Sie, John. Wenn er eine Information bekommen hätte, wäre es seine Pflicht gewesen, Bescheid zu sagen. Allein durch die Nacht zu laufen kann verdammt gefährlich sein, zumal, wenn sich ein mehrfacher Mörder in der Gegend herumtreibt.«
»Stimmt«, meinte Suko, und auch ich nickte.
Garescu hob die Schultern. »Da er nicht mehr lebt, werden wir nie erfahren, was ihn vor die Tür getrieben hat.«
»Das werden uns vielleicht Kollegen sagen können.«
»Genau darauf setze ich. Allerdings habe ich sie aus nahe liegenden Gründen nicht befragen können. Wir könnten das gemeinsam tun. Ich werde es Ihnen übersetzen.«
»Nicht schlecht«, antwortete ich und warf meinem Freund Suko einen fragenden Blick zu.
Er war einverstanden und sagte: »Ich könnte mir vorstellen, dass er etwas Bestimmtes vorgehabt hat, von dem seine Kollegen nichts wissen sollten.«
Garescu trank seine Tasse leer. Als er sie abstellte, fragte Suko ihn:
»Was meinen Sie dazu, Adam?«
»Hört sich plausibel an. Nur muss er schon einen verdammt guten Grund gehabt haben, Petrila zu verlassen.«
»Wir werden ihn fragen und sollten keine Zeit mehr verlieren.«
»Das wollte ich gerade vorschlagen. Mein Wagen steht auf einem der Parkplätze. Sie brauchen sich keinen zu leihen.«
»Da wird sich der englische Steuerzahler aber freuen«, erklärte ich und leerte meine Tasse.
***
Adam Garescu fuhr einen alten Mercedes Diesel. Einen schweren Wagen. Gegen die heutigen Modelle wirkte er direkt klobig, aber Adam zeigte sich sehr zufrieden über dieses Fahrzeug, das ihn auch bei Eis und Schnee noch nicht im Stich gelassen hatte. Für uns war natürlich genügend Platz vorhanden, und ich überließ Suko gern den Sitz neben dem Fahrer und machte es mir im Fond bequem.
Natürlich gingen meine Gedanken zurück in die Vergangenheit.
Wie oft waren wir den Weg von der Hauptstadt aus in Richtung Petrila schon gefahren, um unseren Freund Frantisek Marek zu treffen.
Das war nun unwiderruflich vorbei. Dementsprechend traurig war ich.
Ich war auch immer noch nicht richtig darüber hinweggekommen, dass ausgerechnet ich ihn hatte erlösen müssen. Vor Jahren war das Gleiche mit Marie Marek geschehen. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass sich so etwas wiederholen würde.
Ich hatte Mareks Eichenpflock in Verwahrung genommen, aber ich hatte ihn in London zurückgelassen. Stattdessen trug ich das Vampirpendel bei mir. Es hat mal meinem Freund gehört, und es war ein gutes Hilfsmittel, wenn es um das Aufspüren von Blutsaugern ging.
Wir hatten zwar noch keinen Beweis, aber es war gerade hier durchaus möglich, dass Vampire hinter den Morden steckten.
Irgendwann aber, so stellte ich es mir zumindest vor, würde ich mit Mareks Eichenpflock einen gewissen Dracula II zur Hölle schicken. Das war ich meinem Freund schuldig.
Ich schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Wir hatten Hochsommer, entsprechend waren auch die Temperaturen. Eine Klimaanlage gab es in dem Benz nicht. Was durch die offenen Fenster drang, verdiente den Namen kühle Luft nicht. Es war ein Gemisch aus Staub und Wärme, das den Schweiß von unseren Gesichtern nicht vertrieb.
Die Landschaft kannte ich zu allen Jahreszeiten. In diesem Fall war mir der Sommer lieber als der Winter, denn hier hatte ich schon verdammt hohen Schnee und Glatteis erlebt.
Irgendwann nickte ich ein und wurde erst wach, als wir die Silhouette des Ortes Petrila vor uns sahen.
Auch jetzt überströmten mich wieder die Erinnerungen, aber ich wollte nicht an sie denken und musste mich auf den neuen Fall konzentrieren. Unser Ziel war die kleine Polizeistation, in der die rumänischen Kollegen ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten.
Irgendwie war ich froh, aussteigen zu können. Das lange Sitzen war nichts für mich. Auch das Haus hier kannte ich. Es hatte nur in der letzten Zeit einen neuen Anstrich erhalten. Ein leichtes Gelb hatte
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