1427 - Todesfallen
Handwerk pfuschen. Ich muss mich leider um den Schriftkram kümmern, was auch nicht immer Freude macht.«
»Tun Sie das.«
»Und geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas herausgefunden haben?«
»Werden wir.«
Es wurden noch Telefonnummern ausgetauscht. Da bei Marek die Anlage noch funktionierte, schrieb der Kommissar seine Nummer auf und zog weniger frustriert ab.
Wir warteten, bis der Wagen nicht mehr zu sehen war, dann gingen wir auf das Haus zu. Ich gestand mir ehrlich ein, dass ich einen Kloß im Hals sitzen hatte und auch Herzklopfen verspürte. Es war nicht normal, das Haus eines toten Freundes zu betreten, und irgendwie fühlte ich mich noch immer schuldig.
Suko sah mir an, dass es mir nicht besonders gut ging. Er sagte nichts, lächelte mir aber zu und öffnete die Tür des Hauses.
Wir hatten wirklich nicht falsch gedacht. Sie war tatsächlich nicht verschlossen gewesen. Diese Mühe hatte sich niemand gemacht.
Wahrscheinlich hatte es auch keinen Schlüssel gegeben. Suko musste ein bisschen Kraft aufwenden, um die Tür öffnen zu können.
Dann betraten wir ein Haus, das uns bekannt und jetzt zugleich fremd war.
Zuerst fiel die Stille auf. Sie war sogar leicht zu beschreiben. Eine tiefe Stille, die sich dagegen zu wehren schien, gestört zu werden.
Ich zumindest kam mir wie ein Störenfried vor und hatte das Gefühl, eine große Gruft zu betreten, wo mich eine halb verweste Leiche erwarten und angrinsen würde.
Hier erwartete uns niemand. Nach einem kurzem Umschauen bewegte ich mich auf den Tisch zu und setzte mich dort auf meinen »Stammplatz«. Es war wirklich der Platz, an dem ich früher gesessen hatte, als Frantisek noch lebte.
Als ich jetzt den harten Druck der Stuhloberfläche spürte, da kam es mir vor, als liefe mir ein Schauer über den Rücken.
In diesem Haus war Marek gestorben.
Durch mich!
Ich würde nicht sagen, dass er vernichtet worden war. Für mich war er gestorben oder erlöst. Ich spürte das leichte Brennen in meinen Augen und hörte das harte Klopfen meines Herzens.
Ich sagte nichts. Ich hätte es auch nicht gekonnt. Ich musste mich erst wieder zurechtfinden. Zum Glück wusste Suko, wie es in mir aussah. Er ließ mich in Ruhe und entfernte sich sogar.
Mein Gott, ich war auch nur ein Mensch. Ich konnte nichts gegen die vielen Erinnerungen tun. Hier hatte Marek über Jahre gewohnt, und er hatte dank der finanziellen Unterstützung unseres Freundes Bill Conolly keine Geldsorgen gehabt. Sogar einen Laptop hatte er besessen. Ein modernes Telefon gab es ebenfalls, und das war auch noch alles vorhanden. Niemand hatte sich getraut, das Haus zu betreten, um die Gegenstände zu stehlen.
Suko war über die Treppe nach oben gegangen. Dort lagen noch einige kleine Räume. In einem davon hatte Marek geschlafen. Ich wünschte mir, dass sich die Tür öffnete und er sein Haus betreten würde, als wäre nichts geschehen.
Das musste ich mir abschminken. Nichts war mehr wie früher.
Aber die Gegend hier kam nicht zur Ruhe. Es gab immer noch die grausamen Vorfälle. Man killte auf eine gnadenlose Art und Weise, als wäre diese Umgebung hier besonders prädestiniert dafür.
Ich dachte an Mareks selbst gebrannten Schnaps, den ich so oft hier hatte trinken müssen. Da ich nicht unhöflich sein wollte, hatte ich mich immer überwunden, ein Glas zu leeren, auch wenn sich dabei fast meine Zehennägel gebogen hätten.
Jetzt wünschte ich mir, dass Marek erschien und mit einen seiner Schnäpse anbot.
Das würde nie mehr geschehen.
Aber es war noch nicht zu Ende. Diese Gegend musste etwas an sich haben, das das Böse anzog. Anders konnte ich mir die Taten hier nicht erklären. Und natürlich fragte ich mich, wer dahinter steckte. Im Notfall Dracula II, der aus seiner Vampirwelt gekommen war, um hier Zeichen zu setzen.
Warum? Wollte er das Haus des Pfählers übernehmen und hier möglicherweise eine Filiale errichten?
Ich traute ihm alles zu. Er war unberechenbar. Er war jemand, der seinen eigenen Blutweg ging und sich durch nichts stoppen ließ. Ich musste das leider eingestehen, und in Saladin hatte er zudem einen potenten Helfer bekommen. Der Hypnotiseur machte vieles möglich, was Mallmann selbst nicht schaffte.
Ich hörte Suko noch immer in der ersten Etage. Seine Tritte hinterließen auf dem Holzboden Echos.
Mein Blick erfasste den unteren Bereich. Wohnraum und Küche in einem. Dass Marek mal als Schmied sein Geld verdient hatte, davon war hier nichts zu merken. Seine alte Werkstatt
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