1427 - Todesfallen
hatte er um- und ausgebaut, und es gab auch einen alten Keller.
Aber wer war der Killer? Wer hatte die vier Menschen auf so schändliche Weise getötet? Gab es da noch einen Zusammenhang mit dem Pfähler, obwohl dieser längst unter der Erde lag?
Vorerst gab es keine Erklärung für mich. Ich wusste einfach zu wenig, und so konnten Suko und ich nur abwarten. Vielleicht auch auf die Dunkelheit der Nacht hoffen, dass dann etwas passierte.
Suko kehrte wieder zurück. Er ging langsam, hob dabei die Schultern an.
»Nichts, John. Es gibt keinen Hinweis.«
Ich nickte gedankenschwer. »Das hatte ich mir schon gedacht. Wer sollte auch hier Spuren hinterlassen haben?«
»Eben.« Er setzte sich zu mir an den Tisch. »Darf ich fragen, wie es dir geht?«
»Ja, das darfst du. Mir geht es beschissen. Da bin ich ehrlich. Es sind die Erinnerungen, die mich nicht loslassen. Hinzu kommt, dass ich es gewesen bin, der unseren alten Freund getötet hat.«
»Töten musste, John.«
»Gut, auch das. Ich musste ihn töten. Trotzdem belastet es mein Gewissen. Besonders in dieser Umgebung. Es ist schwer zu begreifen, dass er nicht mehr da ist, ansonsten ist alles wie früher. Wenn ich daran denke wie Frantisek all die Jahre über die Blutsauger gejagt hat und jetzt Schluss ist, dann muss man einfach melancholisch werden.«
»Ich kann dich verstehen.«
»Danke.«
»Nur bringt es uns nicht weiter, wenn wir hier im Haus sitzen und über die Vergangenheit reden. Es gibt auch noch eine Gegenwart, in der wir uns bewegen.«
»Richtig.«
»Das sollten wir ausnutzen.«
Ich hob den Blick. Mein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. Okay, die Morde waren allesamt in der Nacht passiert. Da mussten wir bis zur Dunkelheit warten, sollte sich der Killer wieder zeigen. Aber es hier im Haus zu tun war nicht gut. Man hatte uns von zwei Frauen berichtet, die in der Nähe ihren Geschäften nachgingen.
»Du denkst an die beiden Frauen, Suko?«
»Ja.«
»Gut. Immer noch besser, als hier herumzusitzen und sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.« Ich stand auf. »Dann komm…«
***
Eigentlich hätten Angela und Giselle schon auf dem Weg nach Bukarest sein müssen, aber das war nicht mehr möglich. Jemand hatte auch den Volvo von Angela außer Gefecht gesetzt. Da waren die Reifen kurzerhand zerstochen worden, sodass sie nach dem Verhör durch die Polizisten nicht wegkamen. Sie hatten den Beamten nichts davon gesagt. Überhaupt hatten sich beide sehr bedeckt gehalten.
Angela, weil sie die Pistole an sich genommen hatte, und Giselle, weil ihr wohl niemand abnehmen würde, dass sie das bleiche Gesicht eines Wesens gesehen hatte, das auf dem Dach ihres Wohnwagens herumgekrochen war.
Zum Glück hatten die Polizisten nicht weiter gefragt. Sie hatten auch gegen eine Abfahrt nichts gehabt, denn ihre persönlichen Daten waren notiert worden. Außerdem traute man den beiden Frauen ein derartiges Verbrechen nicht zu.
Mit der Abreise war es wohl nichts. Die Reifen von Angelas Auto waren hinüber. Jetzt standen sie beide vor einem Problem, denn sie gingen davon aus, dass es jemanden gab, der ihre Abfahrt verhindern wollte. Da kam für sie nur der Mörder in Frage.
Die beiden waren zunächst mal mit ihrer Angst beschäftigt. Sie hatten sich zusammengesetzt, Vorschläge und Pläne gemacht und sie wieder verworfen. Schließlich hatten sie einsehen müssen, dass es eigentlich nur einen Weg für sie gab.
Die Flucht zu Fuß!
Durch das weite Tal laufen. Die beiden Wohnwagen stehen lassen und so viel Distanz wie möglich zwischen ihnen und sich bringen.
Irgendwann würden sie schon jemanden finden, der die Wagen für sie abholte, damit sie ihr normales Leben weiterführen konnten.
Aber welche Schuhe sollten sie anziehen?
Plötzlich standen sie vor einem Problem, an das sie zuvor nicht gedacht hatten. Besonders Giselle litt darunter, denn sie brachte einiges an Gewicht auf die Waage.
»Geh du allein, ich schaffe das nicht.«
»Quatsch. Ich lasse dich nicht im Stich. Wir haben immer zusammengehalten, das wird sich auch jetzt nicht ändern. Wenn wir gehen, dann gemeinsam. Oder eben keiner.«
»Versteh doch! Die ganze Strecke zu laufen, das schaffe ich einfach nicht! Ich war nie eine große Läuferin vor dem Herrn. Bei meinem Gewicht schon gar nicht.«
»Habe ich verstanden. Weiß ich ja. Aber dann, bitte, schlag etwas anderes vor.«
»Das weißt du doch!«
Angela schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht akzeptieren. Wenn du nicht gehst, bleibe
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