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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Süden nach. »Wusstet ihr, dass er hier unten im Süden eine Biegung nach Osten macht?« Keiner der Männer reagierte.
    »Nein? Egal. Eine halbe Tagesreise vor dieser Biegung werden wir jedenfalls ankern. Hier.« Sie deutete auf einen Punkt, der den drei Männern bedeutungslos erschien. »In der Nähe gibt es eine Ruine, groß, gut erhalten, voller Schätze. Die holen wir, laden sie ein und segeln weiter…«
    »Welche Art von Schätzen, Herrin?«, fragte Juppis, der älteste der drei Männer.
    »Kraft. Feuer. Energie.« Sie fuhr herum und blitzte den Vizekanzler an. »Und wenn es Exkremente wären?« Juppis wich erschrocken zurück. »Hättest du sie nicht trotzdem zu bergen, wenn ich sie zum Schatz erklärte?«
    Juppis nickte atemlos.
    Muna wandte sich wieder Karte zu. »Gut. Danach also weiter nach Süden. An der Biegung des Flusses liegen die Ruinen einer großen Stadt. Wir kümmern uns nicht um sie. Mich interessiert eine noch größere Ruinenstadt weiter südöstlich. Wir segeln und rudern also weiter. Bis zu einem Wasserfall. Dort ankern wir, steigen aus, laden Waffen und Proviant um und ziehen auf dem Landweg weiter nach Süden. Bis zu den Ruinen jener Stadt…«
    »Auf welche Fahrzeuge laden wir um, Herrin?«, fragte Juppis.
    »Das wird sich finden. Unterbrich mich nicht ständig!« Sie wandte den Kopf ein wenig. Über ihre Schulter hinweg musterte sie den Vizekanzler mit bösem Blick. »Habe ich gesagt, dass du mitreisen wirst? Verschwinde! In den Dom mit dir! Sieh nach dem Feuer für mein Bassin!«
    Juppis trollte sich, Muna blickte wieder auf die alte Karte.
    »Nach Süden also. Dem Eisgebirge entgegen, bis zu einem See. An jenem See, am Rande der großen Ruinenstadt, gibt es eine unterirdische Kolonie von Menschen, die ich neutralisieren will.«
    »Neutralisieren?« Tones machte ein begriffsstutziges Gesicht.
    »Auslöschen, vernichten, töten!«
    »Wir haben gelegentlich von Leuten gehört, die in Bunkern unter der Erde leben«, sagte Tones. »Nach allem, was man weiß, verfügen sie über mächtige Waffen.«
    »Na und?«
    »Wir sind zwanzig, und unsere Waffen sind harmlos gegen die jener Leute…«
    »Vertraust du mir nicht?!« Die Weißblonde sprang auf und packte den viel größeren Mann am Kragen. »Wieso denkt ihr immer so viel? Ihr gehorcht mir, weiter nichts! Ihr gehorcht mir und alles wird gut!« Sie stieß ihn von sich und nahm wieder Platz. »Sieben starke Waffen aus Marienthal werden mit an Bord sein. Aber keine Waffe dieser jämmerlichen Welt ist auch nur annähernd so mächtig wie diese hier.« Sie tippte auf ihren Kopf. »Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Muna vertiefte sich wieder in die Karte. Draußen, auf dem Oberdeck, wurden Schritte laut. Eine aschblonde Frau blieb auf der Schwelle zum Ruderhaus stehen. »Nachrichten für die Herrin.«
    »Rede.«
    »Zwei Männer sind an der Siedlung Dysdoor auf dem Großen Fluss vor Anker gegangen«, sagte Gittis Attenau. »Sie verabreichen den Dysdoorern Medizin, die ihnen Schmerzen macht. Einen der beiden kennen wir – er heißt Rulfan. Ein starker Krieger…«
    Muna starrte auf die Karte. »Rulfan«, murmelte sie. »Rulfan von Salisbury.« Ihr Gesicht wurde silbrigweiß. »Einer aus dem innersten Zirkel um Mefju’drex…« Schuppen überzogen ihren Hals auf einmal, zwischen ihren Fingern wuchsen Schwimmhäute. »Schickt Boten nach Marienthal…«
    ***
    Drei Tage nach den Operationen schreckte Calundula aus dem Schlaf hoch. Ein Schatten war neben ihr auf der Bettkante. Sie tastete in die Dunkelheit, fühlte Haut, einen breiten Rücken.
    PXL. »Warum schläfst du nicht?«, fragte sie. Er reagierte nicht, saß nur stocksteif am Bettrand und schwieg. »Was ist mit dir?« Keine Antwort.
    Calundula tastete nach dem Lichtschalter. Die Wandleuchte über dem Kopf teil ihres Bettes flammte auf. PXL hatte die Augen geschlossen, seine Gesichtszüge waren maskenhaft und schlaff bis auf die gerunzelte Stirn; typisch für jemanden, der IHREN schmerzenden Stimmen in seinem Kopf lauschen musste.
    »Ja, ja, ja…«, murmelte PXL. »Ja, ich komme…« Er öffnete die Augen, stand auf, suchte seine Kleider zusammen. Seine Geliebte beachtete er mit keinem Blick.
    »Was ist los? Wohin rufen SIE dich?« Calundula schwang sich aus dem Bett.
    »In den Wald. Ins Flusstal. Zur Jagd.« PXL kontrollierte gewohnheitsmäßig den Serumsbeutel auf seiner nackten Brust, dann stieg er in seinen weiten Overall. Der war aus grünem Kunstleinen und hatte mächtig viele

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